"Zielscheibe eines homo- und queerfeindlichen Angriffs": Eier-Attacke auf die Nürnberger Tanzfabrik

Nürnberg - Mehrere Eier werden an eine Fensterscheibe der Nürnberger Tanzfabrik geworfen. Die Betreiberin der Tanzschule ist schockiert - und hält es für einen gezielten homo- und queerfeindlichen Angriff.

Eine Eier-Attacke erschüttert die Leiterin der Nürnberger Tanzfabrik und des Theaters Rote Bühne: Unbekannte bewarfen vermutlich in der Nacht von Freitag auf Samstag ein Fenster der Tanzschule mit Eiern. Ausgerechnet das, an dem eine Regenbogenfahne befestigt war - alle anderen Fenster wurden verschont. Ein gezielter homo- und queerfeindlicher Angriff?

"Die Tanzfabrik Nürnberg wurde zur Zielscheibe eines homo- und queerfeindlichen Angriffs", steht es in einer Mitteilung der Tanzfabrik und des Theaters Rote Bühne. "Es war natürlich ein Schock", beschreibt die Betreiberin Julia Kempken ihren ersten Eindruck, als sie das Fenster sah.

"Die Tanzfabrik möchte einen Safe Space für die queere Community bieten", erklärt die Betreiberin weiter in der Mitteilung. Da das Angebot der Tanzfabrik "Voguing-Kurse, High-Heel-Dancing und Burlesque-Klassen auch für Männer" beinhaltet, sei ein solcher sicherer Raum wichtig.

"Safe Space"-Tanzschule in Gefahr?

Kempken hofft nicht, dass dieser nun in Gefahr ist. Bisher waren ihr keine gezielten Angriffe oder Hasskommentare auf der eigenen Facebook-Seite bekannt. Dennoch ist sie der Meinung, dass "die Einschläge näher kommen". Kempken verweist auf den Vandalismus auf dem Magnus-Hirschfeld-Platz Ende Oktober. Dabei wurde der Gedenkstein für lesbische Opfer des Nationalsozialismus aus der Verankerung gerissen. Dieser "homofeindliche Vandalismus" habe Kempken maßlos erschüttert.

Zunahme des queerfeindlichen Vandalismus?

Julia Kempken hatte den Gedenkstein mit einer Benefiz-Show im Theater Rote Bühne mitfinanziert. Das Theater befindet sich im selben Gebäude wie die Tanzschule und positioniere sich in vielen seiner Produktionen gegen "Homo- und Queerfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus, Diskriminierung und den Rechtsruck in unseren Gesellschaft."

"Es ist schlimm, dass dieser Vandalismus zugenommen hat", merkt Kempken an. Aus ihrer Community bekam sie dies zuletzt häufiger gespiegelt, auch Beschimpfungen seien auf der Tagesordnung.

Queerfeindliche Angriffe in der Kriminalstatistik

Zahlen zu queerfeindlichen Angriffen kann die Polizei auf Anfrage nicht herausgeben, da diese nicht explizit in der Kriminalstatistik erfasst werden. Straftaten wegen Beleidigung, Vandalismus oder Körperverletzung schon. Grundsätzlich sei es laut der Pressestelle der Polizei Mittelfranken schwierig, ein subjektives Sicherheitsgefühl zu erfassen. "Jeden Einzelfall nehmen wir ernst", betont die Polizei dennoch.

"Jeder Polizeibeamte weiß, dass es ein gesamtgesellschaftliches Thema ist und ist in der Lage, sensibel zu reagieren", fügt ein Polizeisprecher hinzu. Außerdem verweist die Polizei bei solchen Fällen auf Hilfsangebote, Beratungsstellen und "Respect", einer eigenen Meldestelle für Hetze im Netz.

Anzeige steht noch aus

Der Eier-Wurf gegen das Fenster der Tanzfabrik sei der Polizei nicht bekannt, denn Kempken hat diesen auf Nachfrage der Redaktion noch nicht zur Anzeige gebracht, was jedoch demnächst geschehen werde. Die Tanzfabrik Nürnberg positioniere sich stets "offen, tolerant und divers". Zusätzlich beteilige sie sich am CSD und den Pride Weeks. "Natürlich ist es kein großer Schaden, aber es ist einer von vielen Fällen", sagt Kempken.