Zweites "Ghostbike" erinnert an getötete Radlerin

1.6.2017, 08:10 Uhr
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© Foto: Eduard Weigert

"In Gedenken an die Radfahrerin, die hier am 22.5. von einem abbiegenden Lkw getötet wurde" steht schwarz auf weiß auf einem Blatt Papier. Geschützt durch eine Klarsichtfolie, hängt es an dem komplett weiß lackierten Damenrad, das seit Mittwochnachmittag an einem Verkehrsschild in der Südstadt an der Ulmenstraße festgemacht ist. "Ghostbike" wird ein solches Mahnmal genannt, dessen Idee 2003 in den USA in St. Louis entstanden ist und seitdem in der ganzen Welt Verbreitung fand.

Im November 2013 wurde das erste "Geisterrad" in Nürnberg aufgestellt - an der Ecke Gleißbühl-/Blumenstraße, wo eine Radfahrerin ebenfalls von einem nach rechts abbiegenden Lkw tödlich überfahren wurde. Fahrradaktivisten aus dem Dunstkreis der Initiative "I bike nbg" und der "Critical Mass"-Tour hatten nun beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) wegen des "Ghostbike"-Anliegens angefragt, wie Kreisvorsitzender Jens Ott sagt. Nach Rücksprache mit den Angehörigen der tödlich verunglückten 33-Jährigen war die Idee entstanden, das Mahnmal an der Unfallstelle zu verwirklichen.

Für Ott soll es mehr sein als ein Ort des Gedenkens und der Trauer (es wurden vor Ort auch Blumen und Kerzen hingelegt), es soll "auch aufmerksam machen auf Rechtsabbiege-Unfälle durch Lkw", was nach bisherigen Erkenntnissen der Grund für den tödlichen Unfall war. Laut Ott sprechen die bisherigen Erkenntnisse dafür, dass der Fahrer des Betonmischers beim Einbiegen von der Vogelweiher- in die Ulmenstraße die Radlerin, die nebenan fuhr, übersehen habe.

Mit einer entsprechenden technischen Ausstattung des Fahrzeugs hätte der Fahrer durch ein akustisches Signal gewarnt werden können — oder das Lenkrad wäre sogar blockiert worden. "Der ADFC fordert seit Jahren den automatischen Brems- und Abbiege-Assistenten", so Ott. Mit Blick auf weitere Ursachen für gefährliche Kollisionen plädiert der ADFC auch für weitere technische Verbesserungen: Dazu gehören Signaltöne, um Autolenker vor dem Öffnen der Fahrzeugtür vor nahenden Radlern zu warnen, aber auch Außenairbags zum Mindern der Folgen bei Zusammenstößen.

Im Übrigen kritisiert Ott zwar die Radweglücken am Südring, die mit dem jüngsten Todesfall aber nichts zu tun gehabt hätten. Derweil macht der Bürgerverein Gostenhof auf etliche Gefahrenherde für Radfahrer entlang der Fürther Straße aufmerksam, die "bis auf einige Meter eine einzige Zumutung" sei — insbesondere vor dem Quelle-Komplex.

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