Hilfslieferung

Drei Tage bis nach Nowa Uschyzja: Hersbrucker Feuerwehr-Drehleiter ist jetzt in der Ukraine

vnp

29.11.2023, 11:00 Uhr
Hauptfeuerwehrmann Roland Haas erklärte den Ukrainern die Funktionsweise der  Drehleiter.

© Porta/Stadt Hersbruck Hauptfeuerwehrmann Roland Haas erklärte den Ukrainern die Funktionsweise der Drehleiter.

Die Stadt Hersbruck übergab der kleinen Delegation aus der Westukraine einen Lastwagen aus zweiter Hand, das gebrauchte Drehleiterfahrzeug der Hersbrucker Feuerwehr sowie weiteres, von der Wehr ausgemustertes Rettungsequipment. „Wir wollen dazu beitragen, das Leben bei euch etwas leichter zu machen in schrecklichen Zeiten“, gab Bürgermeister Robert Ilg seinem Amtskollegen Antoli mit auf den Heimweg.

Bei einem kurzen Besuch auf dem Areal des ehemaligen KZ-Außenlagers wiesen  Bürgermeister Robert Ilg (rechts) und sein Amtskollege aus Nowa Uschyzja darauf  hin, wie wichtig die Auseinandersetzung auch mit den dunklen Kapiteln der  jeweiligen Geschichte ist.

Bei einem kurzen Besuch auf dem Areal des ehemaligen KZ-Außenlagers wiesen Bürgermeister Robert Ilg (rechts) und sein Amtskollege aus Nowa Uschyzja darauf hin, wie wichtig die Auseinandersetzung auch mit den dunklen Kapiteln der jeweiligen Geschichte ist. © Porta/Stadt Hersbruck

Der dauerte mit den schweren Fahrzeugen gut drei Tage. An der Grenze zur Ukraine soll es dabei nicht ganz reibungslos weitergegangen sein. Das lag laut Pressemitteilung der Stadt Hersbruck aber nicht an den Fahrzeugpapieren, TÜV-Bescheinigungen oder Überführungsdokumenten der beiden Brummis, die Karlheinz Wölfel, Geschäftsleiter der Stadt Hersbruck, und der stellvertretende Kämmerer Wolfgang Klebl im Vorfeld zusammengetragen hatten.

Mit Tränen in den Augen

Knapp 24 Stunden war Bürgermeister Antoli und seine beiden Begleiter aus dem Rathaus von Nowa Uschyzja dieses Mal in Hersbruck. Bedrückend seien deren Schilderungen zur aktuellen Lage in dem Land über 600 Tage nach Beginn des russischen Angriffskriegs gewesen, heißt es in der Pressemitteilung. 1200 Einwohner aus der Region um Nowa Uschyzja seien im Kampfeinsatz an der Front, 48 seien inzwischen gefallen, zwölf vermisst. Mit in Hersbruck war auch der Bruder eines der getöteten Soldaten, als er ein Video von dessen Beerdigung zeigte, seien allen am Tisch die Tränen gekommen, erzählt Ilg.

Spätabends stießen auch die beiden Fahrer zur Gruppe, die die Lkws in die Ukraine bringen sollten. Bevor sie am folgenden Nachmittag die Motoren starten konnten, stand noch eine Rundfahrt zum Bauhof, zur Therme und zum ehemaligen KZ-Außenlager auf dem Besuchsprogramm. Dort unterstrich Ilg, wie wichtig die Auseinandersetzung mit den dunklen Kapiteln der Stadtgeschichte und die Lehren daraus für unser heutiges Zusammenleben seien. „Bei uns hat das nach dem Ende der Sowjetunion aufgehört“, bestätigte Antoli, danach sei darüber fast 30 Jahre kein Wort mehr verloren worden: „Vielleicht haben wir jetzt ja auch deshalb diesen Krieg.“

Infos zur Funktionsweise

Während Bauhofleiter Roland Rüll einem der beiden Fahrer die Funktionsweise des von Stadtrat Wolfgang Wein vermittelten Lasters erklärte, brachten Kommandant Armin Steinbauer und Hauptfeuerwehrmann Roland Haas dem anderen das „technische Einmaleins“ der Drehleiter näher. In den Staukästen verschwanden anschließend noch allerhand nützliche Hilfsmittel, unter anderem eine Wärmebildkamera.

Ilg bedankte sich bei der Feuerwehr für ihren Einsatz, beim Stadtrat für den Rückhalt in Sachen Ukrainehilfe, bei den Dolmetscherinnen Alina, Ina und Jelena sowie den Mitarbeitern seiner Verwaltung, die im Vorfeld alles in die Wege geleitet hatten. „Wir geben euch die feste Zusage, dass wir weiter hinter euch stehen“, habe Robert Ilg seinem ukrainischen Amtskollegen zum Abschied versprochen, heißt es in der Pressemitteilung. Und weiter: „Lasst uns wissen, was euch fehlt, und wir versuchen euch zu helfen, wo immer es geht.“ Antoli und seine Landsleute bedankten sich ihrerseits und versprachen - wenn in der Ukraine irgendwann wieder Frieden einkehrt - ihren Hersbrucker Freunden ein großes Fest in Nowa Uschyzja.

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