Ausflugstipp für Familien

Heimatkunde, Kunsthandwerk, Workshops: Traditionelles und Neues im Hersbrucker Hirtenmuseum

Claudia Sperber

Redakteurin

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30.07.2023, 11:00 Uhr
Das Hersbrucker Hirtenmuseum befindet sich in einem denkmalgeschützten Ensemble, bestehend aus einem Ackerbürgerhaus des 16. Jahrhunderts, einer Scheune und einem weiteren Gebäude mit großem Innenhof und Garten.

© Hirsch Design Das Hersbrucker Hirtenmuseum befindet sich in einem denkmalgeschützten Ensemble, bestehend aus einem Ackerbürgerhaus des 16. Jahrhunderts, einer Scheune und einem weiteren Gebäude mit großem Innenhof und Garten.

Schon bevor man das Museum betritt, fühlt man sich beim Anblick der historischen Fachwerk-Fassade in vergangene Zeiten versetzt. Auf mehreren Etagen und in verwinkelten Räumen bekommt man einen Einblick in das Leben der Hirten aus aller Welt. Kleidung, Gerätschaften, Musikinstrumente und kunsthandwerkliche Arbeiten sind zu bestaunen und man lernt viel Wissenswertes über das mittelalterliche Zusammenleben von Menschen und Tieren.

Der idyllische Innenhof des Hirtenmuseums beeindruckt mit einer historischen Dockengalerie am Haupthaus.

Der idyllische Innenhof des Hirtenmuseums beeindruckt mit einer historischen Dockengalerie am Haupthaus. © Ingrid Pflaum

Hirten als Mediziner und Handwerker

Rinderhirten nahmen in Mittelfranken eine wichtige Rolle in der Gesellschaft ein. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden sie von den Gemeinden angestellt, um die Kühe der Bürger zu hüten. Dazu benötigten die Hirten sowohl medizinische Kenntnisse als auch handwerkliches Geschick – beispielsweise bei der Fertigung von hölzernen Schellenbögen.

Zur Sammlung des Deutschen Hirtenmuseums gehören rund 400 bunt bemalte hölzerne Schellenbögen, die die fränkischen Rinder auf der Weide um den Hals trugen und von den Hirten selbst gefertigt wurden.

Zur Sammlung des Deutschen Hirtenmuseums gehören rund 400 bunt bemalte hölzerne Schellenbögen, die die fränkischen Rinder auf der Weide um den Hals trugen und von den Hirten selbst gefertigt wurden. © Hirtenmuseum

Zeugnisse der Alltagskultur

Die stadtgeschichtliche Sammlung geht auf das historische Feuer-Löschwesen, den in der Hersbrucker Schweiz einst weit verbreiteten Hopfenanbau und die Entwicklung der Beleuchtung ein. Zu sehen sind auch Haushaltsgeräte und Spielsachen aus dem 19. Jahrhundert sowie eine - noch funktionierende - Lithografie-Presse.

In der Abteilung „Die Ziege“ erfährt man alles über das Nutztier früher und heute, die Märchenfigur und die mystische Bedeutung. An den interaktiven Stationen kann man sie sogar riechen und das markante Meckern hören.

In der Abteilung „Die Ziege“ erfährt man alles über das Nutztier früher und heute, die Märchenfigur und die mystische Bedeutung. An den interaktiven Stationen kann man sie sogar riechen und das markante Meckern hören. © Ingrid Pflaum

Historisches Einkaufserlebnis

Ein originalgetreu eingebauter Ladenraum zeigt den Besuchern eindrucksvoll, wie eine traditionelle Hersbrucker Lederwarenhandlung früher aussah. Das ehemalige Traditionsgeschäft „Leder-Soergel“ war einst in der Martin-Luther-Straße in Hersbruck ansässig und verkaufte sein vielseitiges Warenangebot an Handwerksbetriebe und Laufkundschaft - ein Laden, wie es ihn heute nicht mehr gibt.

Der „Leder-Soergel“, ein ehemaliges Traditionsgeschäft in der Hersbrucker Altstadt, hat seine Türen im Hirtenmuseum „wiedereröffnet“.

Der „Leder-Soergel“, ein ehemaliges Traditionsgeschäft in der Hersbrucker Altstadt, hat seine Türen im Hirtenmuseum „wiedereröffnet“. © Thomas Geiger

Zeitgemäße Interaktion

Neben der historischen Sammlung im Hauptgebäude des Museums lädt die moderne, interaktive Ausstellung „Mensch und Tier“ im zweiten Obergeschoss der Museumsscheune zum Mitmachen und Ausprobieren ein. An zahlreichen Mitmachstationen können große und kleine Besucher das Zusammenleben zwischen Mensch und Nutztier erleben, Audio- und Videostationen geben weitere Informationen.

Eine interaktive Ausstellung lädt zum Mitmachen und Ausprobieren ein: zum Beispiel beim Kräftemessen an einem Ochsengeschirr.

Eine interaktive Ausstellung lädt zum Mitmachen und Ausprobieren ein: zum Beispiel beim Kräftemessen an einem Ochsengeschirr. © Helmut Meyer zur Capellen

Wechselnde Sonderausstellungen

Wanderausstellungen und besondere Expositionen greifen spezielle Themen auf und ergänzen die beständigen Exponate des Hirtenmuseums. Kooperationen mit Schulen, Organisationen oder anderen Museen geben den zeitlich begrenzten Sonderausstellungen eine besondere Note.

Die temporäre Sonderausstellung „Hersbruck im Wandel der Zeit“ haben Hersbrucker Schülerinnen und Schüler mitgestaltet.

Die temporäre Sonderausstellung „Hersbruck im Wandel der Zeit“ haben Hersbrucker Schülerinnen und Schüler mitgestaltet. © SCHOBERFOTO

Selbst Hand anlegen

Ob Kindergeburtstag, Wandertag oder Betriebsausflug: Das museumspädagogische Programm des Hirtenmuseums richtet sich sowohl an Kinder verschiedener Altersgruppen, als auch an Erwachsene und Familien. Hier kann man viel über althergebrachte Handwerke und Traditionen erfahren und bekommt Wertigkeit und Nachhaltigkeit vermittelt - beispielsweise beim Melken und Ausbuttern, Spinnen von Wolle und Filzen, Bearbeiten von Leder, Dreschen mit dem Dreschflegel, Entzünden von Feuer, bei Keilschrift und Kalligrafie, beim Schöpfen von Papier oder Backen von Pfefferkuchen.

Lederarmband punzieren oder Lederbeutel zusammenfädeln und verzieren: Die Kinder haben Spaß am altertümlichen Handwerk.

Lederarmband punzieren oder Lederbeutel zusammenfädeln und verzieren: Die Kinder haben Spaß am altertümlichen Handwerk. © Hirsch Design

Feste und Veranstaltungen

Jährliche Veranstaltungen und Märkte wie der Hirtentag im Januar, das Schaffest im Mai oder der sardische Abend im Juli locken viele Besucher ins Museum, genauso wie Konzert- oder Kabarett-Abende.

Im südländisch anmutenden Innenhof und Garten des Hirtenmuseums ist der sardische Abend ein Publikumsmagnet - mit mediterranen Köstlichkeiten und Livemusik aus Sardinien.

Im südländisch anmutenden Innenhof und Garten des Hirtenmuseums ist der sardische Abend ein Publikumsmagnet - mit mediterranen Köstlichkeiten und Livemusik aus Sardinien. © Ingrid Pflaum

Auch für private oder geschäftliche Feiern oder Trauungen können die Räumlichkeiten des Hirtenmuseums gemietet werden.