Nur wenige Mitarbeiter trauern München nach

15.5.2008, 00:00 Uhr
Nur wenige Mitarbeiter trauern München nach

© Andrea Herdegen

Die Frage nach den Befindlichkeiten ist nach Angaben von Bernd Matthes, dem LfU-Vizepräsidenten, für die Mitarbeiter heute nur noch eine Marginalie: «Dies ist nach den über zwei Jahren, die wir hier tätig sind, nicht mehr das Hauptthema. Wir sind hier in Hof schon lange angekommen».

Forschungsgebiet Klimawandel

Matthes, der die Behörde in der Stadt an der Saale leitet, definiert sein Amt lieber über «die wichtige Arbeit für ganz Bayern», die es leistet. Zusammen mit der LfU-Zentrale in Augsburg und vier kleineren Dienststellen werden hier in Hof die Grundlagen für die bayerische Umweltgesetzgebung geschaffen. Der Klimawandel und dessen Auswirkungen sind dabei seit Jahren ein wichtiges Forschungsgebiet. Eine der drei Hofer Abteilungen beschäftigt sich hauptsächlich mit diesen Veränderungen.

Noch 50 Wochenend-Pendler

Gewässerschutz und Geologie sind weitere Themen. «Durch unser geballtes Wissen können wir kompetent beraten», sagt Matthes. Auch von Hof aus. «Es muss nicht alles in München gemacht werden, es ist durchaus möglich, in andere Regionen zu gehen.» Noch sind von den über 1100 bayerischen LfU-Mitarbeitern 300 in der bayerischen Hauptstadt. Doch bis 2015 soll die Dienststelle dort ganz aufgelöst sein.

In Hof wartete im August 2005 der riesige neue Glaspalast der in Schieflage geratenen Schmidt-Bank auf die LfU-Vorhut. Für eine Million Euro wurden die Großraumbüros umgebaut. Die ersten 100 Mitarbeiter begannen am 1. Juni 2006 in Hof. Da waren die LfU-internen «Gespräche zur sozialen Betroffenheit» bereits geführt. «Wer möchte schon gerne in eine andere Stadt gehen, wenn er seit zwanzig Jahren in München lebt und arbeitet? Das hat mit Hof aber gar nichts zu tun», stellt Amtsleiter Matthes fest. Damals sind von 100 Mitarbeitern noch 70 gependelt. Heute hat das Amt 240 Beschäftigte, darunter 120 neu eingestellte. Die Zahl der Wochenend-Pendler ist auf 50 zurückgegangen. «Das bedeutet, dass inzwischen 190 Mitarbeiter ihren Wohnsitz im nordöstlichen Oberfranken haben.» Ausgelegt ist das Hofer Landesamt auf etwas mehr als 300 Stellen.

«Die ganze Region hat uns freudestrahlend aufgenommen, wenn auch der Oberfranke erst einmal etwas verschlossen ist und schaut, wer da kommt», berichtet Manfred von Trotha vom Personalrat. Doch für ihn hat der Umzug nicht nur positive Seiten: «Es ist relativ viel Wissen durch die Verlagerung verloren gegangen. Die Erfahrung langjähriger Mitarbeiter blieb auf der Strecke, wenn sie etwa vom Grundwasserschutz in den Strahlenschutz gewechselt sind.» Grundsätzlich sieht von Trotha, der selbst jede Woche aus München kommt, den Umzug als politische Vorgabe, «die uns aufgebürdet worden ist»: «Alle Pendler zahlen Monat für Monat enorm drauf, damit sie in ihrem Umfeld wohnen bleiben können.»

«Viel mehr Positives»

«Es gibt Betroffenheiten, aber viel, viel mehr Positives», setzt Vizepräsident Matthes dagegen. Er freut sich über die Sogwirkung seines Amtes, das Zuzügler aus ganz Deutschland in die Region lockt. «Wir sind eine sehr stark wissenschaftlich orientierte Behörde. Gut 175 unserer Leute sind Akademiker, der Rest sind Techniker, Meister und Sekretärinnen. Die sind nicht alle in Hof zu bekommen.»

Der 200. Mitarbeiter am neuen Standort ist Oliver Richter. Der 42-jährige Hofer war bereits früher in dem Gebäude tätig, damals allerdings als Informatiker der Schmidt-Bank. Nach deren Auflösung fand er einen neuen Job in München, musste wöchentlich pendeln. «Ich habe die Möglichkeit genutzt, wieder zurückzukommen.» Richter kennt die Situation der Pendler also sehr gut, «nur aus der anderen Richtung».

«Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit hier. Es ist schön, in Hof das Gefühl zu haben, international zu agieren», betont die Hydrologin Jane Korck. Die 31-Jährige kam aus Dresden nach Hof. «Ich hatte zuerst die Befürchtung, dass es sehr provinziell wird», berichtet Korck. «Doch meine Arbeit hat mich eines Besseren belehrt.» Nur Positives kann Jürgen Heinrich aus Selb seiner Arbeit abgewinnen. Er hat die Assistenz für das EU-geförderte Projekt «Oberflächennahe Geothermie» übernommen. Nach seiner Ausbildung war der 39-Jährige zuletzt bei der Fraunhofer-Gesellschaft tätig - in München. Als er von der Ansiedlung des Landesamtes in Hof hörte, hat er sich sofort beworben.