Keinen Nachfolger gefunden

Paukenschlag nach 672 Jahren: Diese fränkische Traditionsbrauerei muss schließen

Carolin Heilig

Volontärin

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26.4.2024, 14:03 Uhr
Nach 672 Jahren endet die Geschichte einer fränkischen Traditionsbrauerei.

© Symbolbild Pixabay Nach 672 Jahren endet die Geschichte einer fränkischen Traditionsbrauerei.

Jahrelang hat sich Herbert Brust für seine fränkische Traditionsbrauerei um eine Nachfolge bemüht. Immerhin gibt es die Brauerei bereits seit 672 Jahren. Schon Brusts Großvater und Vater brauten hier das beliebte Getränk.

Nun steht fest: Karmeliter Bräu aus dem unterfränkischen Salz bei Bad Kissingen muss schließen. Inhaber Brust sagt, er verabschiede sich "mit einem lachenden und einem weinenden Auge".

Seit Anfang der 90er führt Brust die Brauerei. Nun, mit 60 Jahren, will er kürzertreten. Seine Söhne arbeiten in anderen Berufen, wollen die Nachfolge des Vaters nicht antreten.

Selbst ein beauftragter Vermittler schaffte es nicht, binnen fünf Jahren einen geeigneten Nachfolger zu finden. Interessenten habe es durchaus gegeben, erzählt Brust im Gespräch mit "nordbayern.de", aber am Ende sei immer etwas dazwischen gekommen. Mal sprangen die Interessenten einfach wieder ab, mal gewährte die Bank keine benötigte Finanzierung.

Corona und Preiskämpfe bringen kleine Brauereien in Bedrängnis

Brust weiß genau, woran das liegt: "Brauereien haben einen schlechten Stand bei Banken." Die letzten Jahre seien hart gewesen. Corona und Preiskämpfe hätten gerade kleinen Brauereien stark zugesetzt. Die Billigangebote von Branchengiganten seien für die Kunden verlockend. Sie greifen im Supermarkt häufig zu.

Das führe die kleinen Unternehmen in die Kostenfalle, sagt Brust. Niemand wolle nun mehr eine Brauerei übernehmen. Und Brust ist sich darüber hinaus "ziemlich sicher", dass in absehbarer Zeit auch andere Brauereien schließen werden müssen.

Das Betriebsgelände der Brauerei in Salz wurde an das benachbarte Unternehmen verkauft, das die Fläche für seine Zwecke nutzen wird. "Das ist eine Lösung, mit der ich leben muss", sagt Brust über den Verkauf und die Schließung der Brauerei. Jetzt das Betriebsgelände zuräumen, "macht keinen Spaß", so Brust weiter.

Der letzte offizielle Tag der Karmeliter Bräu wird der 30. Juni sein. Aber schon ab Ende Mai wird die Belieferung von Getränkemärkten eingestellt werden.

Kopfzerbrechen bereitet Brust aktuell noch die "Leergutsituation", also die Frage, wo Kunden Karmeliter Flaschen abgeben können, wenn die Brauerei dann geschlossen hat.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer für die Kunden hat Brust dann aber doch noch auf Lager: Es laufen Gespräche mit einem Interessenten, der wohl nach Karmeliter Rezept weiter brauen möchte. Dazu ließe sich aber noch nichts Genaueres sagen, die Verhandlungen laufen noch.

Und dann muss Brust auch schon weiter Lkw fahren. Eine Brauerei-Auflösung macht sich nicht von alleine...

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