260 Jahre alte Glocke ruft zum Patronatsfest
19.07.2008, 00:00 Uhr
Alles begann vor 350 Jahren mit einer Hammerkapelle an anderer Stelle. Sie wurde vom Besitzer des Rannicher Hammerwerkes, dem Auerbacher Hartmut Fugler, im Wald an der Pegnitz, genannt «zu der Rhan», zu Ehren der heiligen Maria Magdalena erbaut. Diese Heilige ist die Patronin der Hammerleute und Schmiede.
Über 200 Jahre war die Hammerkapelle der religiöse Mittelpunkt der Bewohner von Ranna. Doch im Dreißigjährigen Krieg zogen die Kriegshorden raubend und plündernd auch durch das Auerbacher Land. Einem Schreiben im Amberger Staatsarchiv ist zu entnehmen, dass im Jahre 1650 das Rannicher Hammerwerk «gänzlich zugrunde gegangen, das Eysenwerkh und die dortigen Glocken selbst hinweggekommen waren».
Zu Nutz der Seelen
Am 18. Oktober 1655 berichtete der damalige Stadtpfarrer Johann Christoph Bayer dem durchlauchtigsten Churfürsten in einem Brief von dem desolaten Zustand der Kapelle. Er regte bei der Regierung die Wiederherstellung durch den Stadtmagistrat an, «weilen darinnen das Patrozinium Maria Magdalena besteht und nicht alle die Kirche zu Auerbach besuchen können wegen des weiten Wegs und ein großer Nutz der Seelen geschafft werden könnte.»
Tatsächlich ließ der Magistrat der Stadt gemäß dem Auftrag der Regierung die Kapelle in Ranna wieder errichten. Sie war im Jahre 1657 fertig und wurde am Magdalenentag eingeweiht. Von diesem Tag an zog jährlich eine Prozession von Auerbach nach Ranna, wo jeweils im «Kapellerl» ein Festgottesdienst gehalten wurde.
Vom Kapellerl zur Kirche
Als die Hammerkapelle an der Pegnitz baufällig war, ließ der Auerbacher Stadtpfarrer Johann Friedrich Trettenbach, der aus Neuhaus stammte und ein Sohn des dortigen Schmiedemeisters war, in den Jahren 1742 und 1743 auf dem Löhnersberg das jetzige Kirchlein erbauen. Er übernahm selbst die Baukosten.
Es schmerzte nämlich den tiefreligiösen Pfarrer, dass die alten und gebrechlichen Einwohner von Ranna selten oder nie eine Messe besuchen konnten und die Kinder ohne jeden Religionsunterricht «wie die wilden Holzbirnbäume» aufwuchsen.
Am Magdalenenfest des Jahres 1743 wurde «die Kapelle auf sanfter Bergeshöh» eingeweiht. Die über dem Eingang eingemeißelten Initialen IFTB -1743 erinnern an den Stifter und Erbauer Johann Friedrich Trettenbach und an das Weihejahr.
Magdalenenglocke anno 1747
In der Chronik von Joseph Köstler ist zu lesen, dass Pfarrer Trettenbach nicht nur das Kirchlein, sondern auch die beiden Glocken stiftete. Bei der Außenrenovierung wurden deshalb auch die Glocken genauestens inspiziert.
Auf der größeren, etwa 60 Kilo schweren Glocke ist das Bild der Kirchenpatronin St. Magdalena zu sehen, die über den Wolken schwebt. Links von ihr steht ein Kreuz, daneben eine nicht eindeutig erkennbare menschliche Figur. Darunter befindet sich ein Totenkopf.
Diese Symbole sind nur mit Hilfe der Evangelientexte zu verstehen.
Maria Magdalena gehörte zu den wenigen Personen, die dem Sterben Christi am Kreuz bis zu seinem Tod beiwohnten. Sie zählte auch zu denen, die als erste den auferstanden Jesus sehen durften. Möglicherweise ist der aufrecht neben dem Kreuz stehende Mensch der auferstandene Christus. Der vor ihr liegende Totenkopf ist das Zeichen der Büßerin.
Über dem Bild der Kirchenpatronin sind Akanthusverzierungen zu erkennen, wie sie der Auerbacher Bildhauer Johann Michael Doser verwendete. Darüber ist folgende Inschrift zu lesen: «Joseph Neumair von Stadt am Hoff hat mich gegossen anno 1747.»
Eine Glocke blieb
Nach Aufzeichnungen des Katholischen Pfarramtes Auerbach musste im Jahre 1942 nur die kleinere Glocke, aber nicht diese Magdalenenglocke für Kriegszwecke abgegeben werden.
Die jetzt im Turm hängende zweite Glocke ist einfach gegossen, ohne irgendwelche Darstellungen, Jahreszahlen oder Verzierungen. Es ist deshalb sehr fraglich, ob es jene von Pfarrer Trettenbach ebenfalls gestiftete Glocke ist. Bisher war nicht zu erfahren, woher sie stammt.
Sicher ist jedoch, dass die beiden Glocken morgen früh mit ihrem Klang zum Fest rufen.