Inhalt wird geladen

Amerikanischer Signalkrebs in Pegnitz aufgetaucht

04.07.2019, 18:10 Uhr
Amerikanischer Signalkrebs in Pegnitz aufgetaucht

© Foto: Hans-Jochen Schauer

Bei der Wassertretanlage am Wiesweiher tummelte sich der Amerikanische Signalkrebs im Wasser der Pegnitz. "Bisher hatten wir den Signalkrebs nur im Unterlauf der Pegnitz im Nürnberger Land", sagt Thomas Speierl, Leiter der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken.

Kritisch sei dieser Neozoen (Neozoen sind Tierarten, die in einem Gebiet ursprünglich nicht heimisch waren, d. Red.), weil sich der Signalkrebs in die Oberlaufregionen der Gewässer ausbreitet, meint Dr. Martin Mörtl, beim Wasserwirtschaftsamt Hof zuständig für die Gewässeraufsicht. In Nordostoberfranken sei die Verbreitung des Signalkrebses noch nicht so weit fortgeschritten.

Überall, wo der Neubürger auftaucht, sind die Experten alarmiert. "Wenn die in einem Gewässer drin sind, kriegt man sie nicht mehr heraus", sagt Mörtl. "Der Signalkrebs ist aggressiv und verdrängt andere Arten", sagt Speierl. Gefürchtet ist er jedoch vor allem, weil er die Krebs-pest überträgt, gegen die von einem pilzähnlichen Erreger ausgelöste Infektionskrankheit selbst aber resistent ist.

"In den letzten Jahren haben Krebspestwellen aus Thüringen auch die Edelkrebs- und Steinkrebsbestände in Oberfranken dezimiert", sagt Speierl. Erschwerend für die heimischen Krebsarten kommt hinzu, dass die Klimaveränderung auch negative Auswirkungen auf ihren Lebensraum hat. Heiße Sommer und lang andauernde Trockenperioden führen zu höheren Wassertemperaturen und niedrigen Wasserständen.

"Der Signalkrebs kommt mit solchen Bedingungen besser zurecht", weiß Speierl. Auch die Pegnitz führt zurzeit wenig Wasser. Laut Speierl sollten Anwohner deshalb auf keinen Fall Wasser aus Flüssen und Bächen abpumpen, was den Lebensraum verringere. Der Steinkrebs fühle sich bei Wassertemperaturen um die 18 Grad am wohlsten, der Edelkrebs bei 20 Grad.

Die Übertragung des Erregers lasse sich nur schwer verhindern. Dennoch werden Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um "die Verschleppung zu verhindern". Werden etwa Wasserproben genommen, würden im Anschluss die Geräte getrocknet oder desinfiziert, so Mörtl.

Große Sorgen bereitet den Fachleuten das Aussetzen von gebietsfremden Krebsarten. Zum Beispiel, wenn Aquarianer Tiere in die Freiheit entlassen. Zudem seien Krebse "trendy in der Teichwirtschaft", weiß Mörtl.

Und wie hat der Signalkrebs den Sprung nach Europa geschafft? Zu Beginn der Sechzigerjahre kamen Feinschmecker auf die Idee, das Tier in Schweden anzusiedeln. Sie dachten, der Signalkrebs sei immun gegen die Krebspest und schmecke ebenso gut wie der Edelkrebs.

Aus einer ganz anderen Richtung fand der Galizische Sumpfkrebs den Weg nach Oberfranken. Auch er wurde in der Pegnitz in der Nähe der Wassertretanlage gefunden. Der "Galizier" stammt ursprünglich aus Osteuropa. "Er kommt mit dem Klimawandel besser zurecht, weil er höheren Wassertemperaturen mag. "Bis 26 Grad verträgt er", sagt Speierl.

Dass der Signalkrebs und der "Galizier" fast an derselben Stelle in der Pegnitz gefunden wurden, ist ungewöhnlich. "In der Regel kommen beide nicht in einem Gewässer vor. Er lebt eigentlich in Altarmen oder in langsam fließenden Gewässern."

Der "Galizier" wurde in den Fünfzigern in Deutschland ausgesetzt, da man dachte, dass diese Art resistent gegen die Krebspest sei. Ein Irrtum; auch diese Art ist von der Krebspest bedroht. "Der Bestand wird nun langsam dezimiert", sagt Speierl.

Der Galizische Sumpfkrebs kommt mit dem Klimawandel
besser zurecht

Keine Kommentare