Drohnen-Streit beigelegt: Nitzlbucher Feuerwehr darf endlich fliegen
02.06.2021, 16:18 UhrIm Sommer 2019 schafften sich die Floriansjünger mit Hilfe von großzügigen Spenden eine Drohne mit einer Wärmebildkamera an und freuten sich darauf, mit dem modernen Gerät ihre Ausrüstung aufzuwerten. Die Feuerwehrführung im Landkreis, die damals an einem Drohnen-Konzept für Amberg-Sulzbach arbeitete und eine Drohne für den Standort Kümmersbruck vorgesehen hatte, wurde davon etwas überrascht. Eine Zulassung für Einsätze wurde den Kameraden zunächst verweigert. Hinter den Kulissen wurde in Nitzlbuch und Welluck sogar darüber diskutiert, die Wehr aufzulösen, wenn sinnvolle Ausstattung, die dem Sachaufwandsträger zudem keinen Cent gekostet hat, nicht eingesetzt werden darf.
"Werden doch einen Weg finden"
Dass die Drohne für den Nahbereich des Truppenübungsplatzes keine Startgenehmigung bekommen kann, war grundsätzlich nicht überraschend. Beim Kameradschaftsabend 2019 erklärte Zweiter Bürgermeister Norbert Gradl, dass er die Unterstützung der überörtlichen Feuerwehrführung erwarte, damit das Gerät geflogen werden kann. "Wir werden doch miteinander einen Weg finden, dass die Drohne zum Einsatz kommen kann", sagte Gradl damals.
Auch bei der Hauptversammlung im Vorjahr machten die Aktiven ihrem Ärger Luft. Ein dezentrales Vorhalten einer Drohne wäre doch auch in Amberg-Sulzbach von Vorteil, meinte der frühere Kommandant Wilfried Heberl, der das Ablehnen eines Einsatzmittels als unglaublichen Vorgang bewertete.
Die kontroversen Debatten sind inzwischen der berühmte Schnee von gestern, und die Nitzlbucher Feuerwehrführung um die Kommandanten Xaver Leipold und Günter Pickel haben bereits einen Übungsplan aufgestellt, der es allen interessierten Kameraden ermöglicht, alle zwei Wochen mit der Drohne zu fliegen. 19 Aktive aus Nitzlbuch und acht Feuerwehrleute aus Ranna haben inzwischen einen "Führerschein" für die Drohne. Dieser wurde mittels Online-Schulung beim Luftfahrt-Bundesamt gemacht und mit einer Prüfung abgeschlossen. Unter den Piloten sind auch zwei Frauen: Lena Vogl aus Welluck und Jasmin Egerer aus Ranna.
Unterstützung aus Ranna
"Wir haben uns angeboten, die Kameraden aus Nitzlbuch zu unterstützen. Falls sie in einem anderen Einsatz sind, und die Drohne benötigt wird, können wir aushelfen", begründet Kommandant Fabian Schwemmer aus Ranna das Engagement seiner Wehr. Wenn die Drohne unterwegs ist, sind immer mindestens fünf geschulte Aktive dabei. Einer steuert die Drohne, ein anderer die Kamera. Zwei Luftraumbeobachter sind erforderlich, und jemand, der das Bildmaterial ausliest und sichtet. Wer diese Aufgabe übernimmt, muss mindestens als Gruppenführer ausgebildet sein.
Bereits im Oktober 2020 hatte der Nitzlbucher Kommandant Xaver Leipold ein Konzept bei der Kreisführung abgegeben und dieses besprochen. Wegen der Corona-Pandemie konnte danach nicht gleich mit den erforderlichen Übungen begonnen werden. Auch wollte die Wehr noch zusätzliches Equipment anschaffen, so Stellvertreter Günter Pickel. Zum Zubehör gehören eine Plane für Start und Landung, ein Pavillon mit Sitzgarnitur, Notebook und Bildschirm auf Stativ, Beleuchtung, eine zusätzliche Fernbedienung, Sonnenbrillen und eine VR-Brille, die besonders bei der Rehkitzsuche zum Einsatz kommt. Inzwischen hat die Feuerwehr Nitzlbuch für die Drohne nebst Ausstattung rund 7000 Euro ausgegeben. Ein Teil konnte durch Spendengelder finanziert werden, etwa 3000 Euro steuerte die Vereinskasse dazu.
Inzwischen wird dreimal pro Woche mit der Drohne geflogen. Die Aktiven proben in Kleingruppen zu je fünf Personen. Das Flugobjekt darf überall im Gemeindegebiet starten, allerdings nicht in den Gebieten mit Flugbeschränkung nahe dem Truppenübungsplatz.
Eine Drohne kann bei vielen Einsätzen wertvolle Dienste leisten, etwa bei einer Vermisstensuche oder bei der Suche nach Glutnestern. Das Fluggerät ist daher bereits mit einer Wärmebildkamera ausgestattet. Daher bietet sich eine Drohne auch gut an für die Suche nach Rehkitzen, die häufig in Wiesen auf ihre Mütter warten. Landwirte, die eine Wiese abmähen wollen, können sich an die Feuerwehr wenden, die mit ihrer Drohne die Fläche im Zuge einer Übung in Augenschein nimmt. Die Drohne wird im Nitzlbucher Feuerwehrauto transportiert. Eine Leerbox stand dafür zur Verfügung.
Die Nitzlbucher Wehr hätte ihre Drohne bereits seit vergangenem Jahr einsetzen können, nachdem die einsatztaktischen Grundsätze vereinbart wurden, erklärt Kreisbrandrat Fredi Weiß auf Nachfrage. "Es musste aber noch die Ausrüstung vervollständigt werden und die Ausbildung konnte erst jetzt abgeschlossen werden." Die Drohne werde nach Anforderung im Gemeindebereich eingesetzt, soweit kein Flugverbot besteht. Wertvolle Tipps bekamen die Floriansjünger auch von Kreisbrandmeister Armin Daubenmerkl, der mit seinem Team für die Landkreis-Drohne zuständig ist. Am vergangenen Donnerstag haben sich Weiß und Bürgermeister Joachim Neuß das Fluggerät und das Equipment angesehen. Seitdem ist die Drohne offiziell einsatzbereit.
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