Schaden im vierstelligen Bereich: Einbruch im Fränkischen Wunderland
01.06.2021, 08:55 UhrDanach brachen sie das "Hexenhäuschen", ein Gartenhaus im Märchenpark, auf und verursachten dadurch erheblichen Schaden. Schließlich stahlen sie noch vier Wildkameras im Wert von zirka 800 Euro. Insgesamt entstand durch den Einbruch ein Schaden von mehreren Tausend Euro. Was die Einbrecher nicht wussten: Mindestens eine Kamera haben sie vergessen; und diese hat die Gruppe bei ihrer Tat gefilmt.
"Wir sind noch dabei, die Hinweise auszuwerten", sagt Verena Wörlein, Leiterin der Polizeiinspektion Pegnitz. Derzeit gebe es noch keine konkreten Hinweise auf die Täter. Die Gruppe könne aus der Gegend oder von weither angereist sein. Allerdings haben die Täter bei ihrer Flucht weitere Beweise hinterlassen, wie Wörlein berichtet. Um was es sich konkret handelt, das wollte die Kriminalhauptkommissarin aus ermittlungstaktischen Gründen nicht verraten.
Fränkisches Wunderland in Plech wird moderner Eventpark
"Wir sind es ja eigentlich schon gewohnt", erzählt die Geschäftsführerin des Parks Birgit Hübner. Sie berichtet davon, dass es häufig vorkommt, dass sich Unbekannte unerlaubt auf dem Gelände des stillgelegten Freizeitparks aufhalten. "Die meisten erwischen wir", meint Hübner.
Mit Messer und Pfefferspray
Die Ausreden, die sie dann von den Ertappten zu hören bekommt, sind vielfältig. "Wir waren als Kind schon da, ich habe nicht gewusst, dass das verboten ist", habe jemand einmal zu Birgit Hübner gesagt. Andere würden in voller Kampfmontur inklusive Messer und Pfefferspray zwischen den Fahrgeschäften herumlaufen. Wieder andere suchen den Boden im Park mit Metalldetektoren ab, vermutlich auf der Suche nach Kupfer, wie die Geschäftsführerin schätzt.
"Am Vatertag haben wir zwei Väter mit ihren Söhnen erwischt. Die wussten gar nicht, was für ein schlechtes Beispiel sie für ihre Kinder damit abgeben", sagt Hübner. Es habe schon Wochen gegeben, in denen täglich zwei ungebetene Gäste auf dem Gelände ihr Unwesen trieben.
Tatsächlich handelt es sich dabei um keine Bagatelle, sondern um eine Straftat, wie Verena Wörlein betont. "Verschafft sich jemand unerlaubt Zutritt, handelt es sich um Hausfriedensbruch, der empfindlich bestraft wird", betont die Leiterin der Polizeiinspektion. Mehrere Anzeigen würden jeden Monat bei der Inspektion deswegen eingehen. Die Täter kommen dabei aus dem ganzen Bundesgebiet – manchmal sogar aus dem Ausland.
"Wir haben schon Belgier, Franzosen, Schweizer, Österreicher und Tschechen erwischt", berichtet Birgit Hübner. Grund für den unerfreulichen Tourismus ist, dass der stillgelegte Freizeitpark ein beliebtes Fotomotiv ist. Er gilt unter Liebhabern sogenannter Lost Places, also stillgelegter oder verlassener Orte, schon lange als Geheimtipp. Immer wieder steigen sie über den Zaun, um das menschenleere Fränkische Wunderland zu fotografieren.
Dabei bietet Hübner sogar Touren an, bei denen angemeldete Besucher dies ganz legal und in aller Ruhe tun können. Die Idee dazu entstand eher durch Zufall.
"Als ich den Park übernommen habe, wusste ich noch nicht, dass es viele Menschen gibt, die sich dafür interessieren", erzählt Birgit Hübner. Aufgefallen sei ihr das erst, als sie einen Beitrag des Bayerischen Rundfunks über den Park sah.
Skelett verschwunden
"In der Aufnahme war ein Skelett zu sehen, das direkt hinter mir stand. Doch als die Folge ausgestrahlt wurde, war es plötzlich verschwunden." Es sei bereits öfter vorgekommen, dass etwas gestohlen wurde.
Auch im aktuellen Fall könnten die Einbrecher versucht haben, eine Figur als "Souvenir" zu entwenden. "Es sieht so aus, als hätte jemand die Hexe aus dem Häuschen reißen wollen", berichtet Hübner.
Solange der Park leer steht geht die Betreiberin nicht davon aus, dass der Trend abebbt. Im Gegenteil: Jetzt, wo der Lockdown langsam gelockert wird, geht sie eher von einer Zunahme an Hausfriedensbrüchen aus. Hübner und ihr Team werden daher weiter die Foren im Auge behalten, in denen sich Freunde von Lost Places austauschen. Sollte dort jemand dazu aufrufen, unerlaubt das Gelände zu betreten, werden sie oder ihr Anwalt weiter einschreiten und jeden Fall von Diebstahl, Einbruch oder Hausfriedensbruch konsequent anzeigen.
INFO: Zeugen, die in der Nacht von Sonntag auf Sonntag etwas Ungewöhnliches im Umfeld des Fränkischen Wunderlandes gesehen haben, werden gebeten, sich unter der Telefonnummer (0 92 41) 9 90 60 bei der Polizei in Pegnitz zu melden. Für den entscheidenden Hinweis, der zur Ergreifung der Täter führt, hat Birgit Hübner eine Belohnung in Höhe von 500 Euro in Aussicht gestellt.
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