"Von allem etwas"
Regensburg bekommt einen Mini-Baumarkt mitten in der Innenstadt
14.5.2023, 13:44 Uhr"Wer in der Regensburger Innenstadt wohnt ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut und gerne 20 Minuten mit dem Bus unterwegs, bis man an ein paar Schrauben kommt", sagt Andreas Kölbl. "Jetzt wo auch noch der Kaufhof schließt, bekomme man in der Innenstadt nicht mal mehr einfach ein Verlängerungskabel". Das brachte den Regensburger dazu eine Geschäftsidee in die Tat umzusetzen, die er schon vor Jahren hatte: Auf 40 Quadratmetern entsteht derzeit mitten in der Altstadt, unweit des Doms ein Baumarkt nach dem Vorbild eines Tante-Emma-Ladens.
Sich festzulegen, was man auf einer so kleinen Verkaufsfläche anbietet sei gar nicht so einfach, verrät Kölbl während unseres Telefon-Gesprächs. Doch der 43-Jährige kennt sich aus, wenn es um die Bedürfnisse von Baumarkt-Kunden geht: Er habe selber einige Jahre als Berater im Bauhandel und im Vertrieb für Elektrowerkzeuge gearbeitet, verrät er. Deshalb ist er zu dem Schluss gekommen einen "Grundbedarf an Kleinigkeiten" in sein Sortiment aufzunehmen.
Von Schrauben über Dübel, bis hin zur Dichtung, zum Verlängerungskabel oder zum Gehörschutz ist von allem etwas dabei, was man im Alltag hin und wieder braucht. Einziges Kriterium: Seine Kunden müssen ihre Einkäufe ohne Auto transportieren können - denn Parkmöglichkeiten gibt es vor seinem Laden keine. "Das größte was ich zu bieten habe wird wohl ein Werkzeugkoffer sein", sagt Kölbl.

Mit seinem Angebot richtet er sich vor allem an Kunden, die noch schnell eine Kleinigkeit für ihr Bau-Projekt benötigen und keine Lust haben, dafür lange unterwegs zu sein. Perfekt also zum Beispiel für die Studenten-WG, der kurz vor Ladenschluss noch ein paar Schrauben für das neue Hochbett fehlen oder den Innenstadtbewohner ohne Auto, der mal eben schnell den tropfenden Wasserhahn reparieren möchte.
Auch wenn die Auswahl vielleicht nicht mit der einer großen Baumarkt-Kette mithalten kann, ist sich Kölbl sicher, dass sein kleiner Laden in der Schwarze-Bären-Straße durchaus Vorteile zu bieten hat: Schließlich könne er den Kunden auf so kleiner Fläche kaum entkommen und das wolle er auch gar nicht, lacht er: Sein Ziel ist es, sich für jede und jeden Zeit zu nehmen und die Leute gut zu beraten. Doch natürlich gibt es auch ein paar kleine Nachteile, gibt Kölbl zu. Weil er selbstverständlich deutlich kleinere Mengen einkauft, könne er mit so manchem Kampfpreis mit denen des landesweiten Bauhandels mit Dutzenden Filialen nicht mithalten.
Qualität statt Quantität hat seinen Preis
Als er Einkaufspreise und Baumarktpreise miteinander verglich, habe er festgestellt, dass auch die großen Märkte bei den Preisen ordentlich draufschlagen. Am Ende werde der Unterschied also wohl gar nicht so enorm sein. "Wenn ich eine Packung Dübel bei der Kette für 3,99 Euro bekomme, werden es bei mir vielleicht 4,50 Euro - maximal 5,00 Euro sein." Zudem hofft Kölbl, dass die Kunden angesichts der schnellen Verfügbarkeit, der kleinen, familiären Atmosphäre und seiner guten Beratung gerne ein bisschen mehr zahlen. Schließlich würden viele Menschen wegen des Handwerkermangels und der Inflation mehr selber machen, wenn es um kleinere Bauarbeiten oder Reparaturen in den eigenen vier Wänden geht.
Die Idee entstand in Bukarest
Auch in urbanen Großstädten wie Berlin oder Hamburg gibt es vereinzelt kleine Eisenwarengeschäfte in der Innenstadt - doch grundsätzlich ist das Prinzip des Mini-Baumarkts in Deutschland im Laufe der Jahrzehnte eher ausgestorben. Kölbl selbst kam die Idee schon vor einigen Jahren in Bukarest: Dort hat er Verwandtschaft. Als er dort zu Besuch war und beim Renovieren der Familienwohnung half, kamen ihm die kleinen Baumärkte ums Eck sehr gelegen. Anders als hierzulande seien Mini-Baumärkte in Rumänien nämlich keine Seltenheit.
Deshalb sind sowohl Betreiber Andreas Kölbl selbst als auch sein Umfeld davon überzeugt, dass der Laden dank des Alleinstellungsmerkmals gut laufen werde. Die ersten Reaktionen machen zudem Mut: Leute, die an der Baustelle vorbeikommen und fragen, was hier demnächst eröffnet, seien von der Idee begeistert, freut sich Kölbl. "Das Feedback ist bisher durchweg positiv". Bis Regensburgs neuer Mini-Baumarkt eröffnet, dauert es aber noch ein paar Tage. Ein genaues Datum kann Kölbl noch nicht nennen, er hofft aber, dass es Anfang Juni endlich losgehen kann.
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