Schirmherrin in der Kritik

Mit Gloria, aber bald ohne Glanz? Regensburger Schlossfestspiele verlieren nächsten Hauptsponsor

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

19.9.2023, 12:16 Uhr
Gilt vielen mittlerweile als rechtspopulistisches Sprachrohr: Gloria von Thurn und Taxis, Schirmherrin der Regensburger Schlossfestspiele.

© IMAGO Gilt vielen mittlerweile als rechtspopulistisches Sprachrohr: Gloria von Thurn und Taxis, Schirmherrin der Regensburger Schlossfestspiele.

In einem Statement der BMW Group, das unserer Redaktion vorliegt, heißt es: "Das BMW Group Werk Regensburg agiert seit Jahren als verlässlicher und verantwortungsvoller Partner in der Region. Aktuell richtet das Unternehmen sein gesellschaftliches Engagement am Werksstandort Regensburg neu aus." Man habe sich dazu entschieden, den im Sommer 2023 ausgelaufenen Sponsoringvertrag mit dem Veranstalter der Regensburger Schlossfestspiele, Odeon Concerte, nicht zu verlängern.

Ein Sprecher des Werkes Regensburg wollte sich nicht direkt dazu äußern, ob die Entscheidung im direkten Zusammenhang mit der Haltung der Schirmherrin Gloria von Thurn und Taxis in Zusammenhang stehe, verneinte dies aber auch nicht: Alles, was über die Mitteilung hinausgehe, obliege "der eigenen Interpretation".

Aufgrund der Gesinnung der "Fürstin" hatte im Frühjahr eine Vereinigung aus über 100 Kulturschaffenden zum Boykott gegen die Schlossfestspiele aufgerufen - angesichts der "rechtskonservativen Radikalisierung" von Gloria von Thurn und Taxis. Auch das Bündnis "Solidarische Stadt Regensburg", das aus mehreren "progressiven Gruppen" mit insgesamt rund 1000 Mitgliedern besteht, hatte eine Boykottierung gefordert.

Boykottaufrufe gegen die Schirmherrin

Kurt Raster, Sprecher des Bündnisses, begrüßt die Entscheidung der BMW Group, die Schlossfestspiele nicht weiter zu unterstützen. "Das ist eine schöne Überraschung und eine sehr gute Entscheidung für die Demokratie", kommentierte er das auslaufende Engagement des Unternehmens. Er sieht neben den Sponsoren aber auch die Künstler und Besucher in der Verantwortung: "Wer sich zu den Schlossfestspielen bekennt, bekennt sich auch zur Ideologie, die vor der Schirmherrin verbreitet wird. Die Schlossfestspiele sind untrennbar mit Gloria verbunden", sagte Raster.

In der Vergangenheit sei vielen Kunstschaffenden diese Verbindung nicht bewusst gewesen, mittlerweile sei das Engagement von Gloria von Thurn und Taxis aber hinlänglich bekannt: "Die Künstler, die heute noch an den Schlossfestspielen teilnehmen, müssen Gloria schon aktiv unterstützen", so Rasters Einschätzung. Viele Menschen täten dies auch: "Wenn ihr Gloria boykottiert, gehen wir erst recht hin", sei der Tenor unter vielen der Besucher.

Zwei Sponsoren weg - wie reagieren die verbliebenen Unterstützer?

Den Schlossfestspielen sind mit dem Regensburger Energieversorger REWAG und der BMW Gruppe nun schon zwei prominente Sponsoren verloren gegangen. Aber wie reagieren die verbliebenen Unterstützer? Die Ziegelwerke Leipfinger-Bader etwa befänden sich aktuell in Gesprächen mit dem Veranstalter Odeon Concerte, eine Entscheidung stehe noch aus.

Ob man den Sponsoring-Vertrag auslaufen lässt, wollte das Unternehmen auf Nachfrage nicht mitteilen. "Es gibt noch keine Tendenz", so eine Sprecherin. Bei den Ziegelwerken glaube man indes nicht, dass es sich beim Rückzug der anderen Unternehmen um eine Folge der Boykottaufrufe handele, sondern um eine Entscheidung "aus wirtschaftlichen Gründen".

Rechtspopulismus: Schlecht für's Geschäft?

Auch wenn sich die BMW Group und die REWAG nicht klar von Gloria von Thurn und Taxis distanziert haben: Alleine ihre Auftritte in der jüngeren Vergangenheit beinhalten Statements, die von den meisten Firmen wohl zumindest als "geschäftsschädigend" eingestuft werden dürften. Dabei äußert sie sich zu zahlreichen "Lieblingsthemen" von Rechtspopulisten.

Jüngst sorgte sie als Gast von Julian Reichelt, Ex Chefredakteur der "Bild", in dessen YouTube-Talkshow "Achtung, Reichelt!" für Aufsehen. Dort sagte sie anlässlich der WM in Katar, dass man mit der Thematisierung von Homosexualität in der Öffentlichkeit "aus der Sünde eine Tugend" machen wolle. Weiterhin könne im Nahen Osten jeder lieben, wen er wolle. Dass in vielen Ländern der Region Homosexualität unter Strafe steht - in Ländern, in denen die Scharia gilt, sogar mit dem Tod bestraft werden kann - ließ die "Gräfin" außer acht.

Verschwörungstheorien und offener Rassismus

Auf dem YouTube-Kanal der ehemaligen "Russia Today"-Moderatorin Jasmin Kosubek äußerte sich von Thurn und Taxis im Sommer zur Corona-Pandemie. Bei einem Großteil der Impfungen habe es sich "womöglich um Placebos" gehandelt, Verschwörungstheoretiker seien "eigentlich näher an der Realität" gewesen als alle, die sich an die Vorschriften während der Pandemie gehalten haben.

Als tatsächlichen "Virus", der sich in der "politischen Klasse festgesetzt" habe, bezeichnete sie dafür die Anstrengungen zum Klimaschutz. Dabei sei "Klimaschutz (...) ein großer Schwindel, es ist eine Methode, den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen". Gloria von Thurn und Taxis vermutet dahinter einen großen Plan. "Im Grunde geht's darum, und (Deutsche) zu verarmen". Das Klima werde als Geschäftsmodell einer "neuen Klasse" nur vorgeschoben.

Damit aber noch nicht genug: Migration vergleicht Thurn und Taxis mit Krieg, den Missbrauchsskandal bei den Regensburger Domspatzen tat sie als "Schmarrn" ab. Ihren berüchtigtsten Auftritt hatte sie aber wohl im Jahr 2001 in der ARD-Talkshow "Friedman", als sie mit rassistischen Aussagen Schlagzeilen machte. Auf die massenhafte Ausbreitung von AIDS auf dem afrikanischen Kontinent angesprochen, sagte sie: "Der Schwarze schnackselt einfach gern". Ein Problem mit fehlender Verhütung hätte Thurn und Taxis nicht gesehen.