Pilotprojekt

Stadtbau in Bayern vermietet Ruine: Mieter sollen Kosten der Sanierung tragen

Minh Anh Nguyen

Online-Redaktion

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8.4.2024, 14:16 Uhr
An einem Altbau wird mithilfe eines Baugerüstes während der Renovierung des Hauses eine Wärmedämmung an die Fassade angebracht. (Symbolbild)

© Arno Burgi/dpa An einem Altbau wird mithilfe eines Baugerüstes während der Renovierung des Hauses eine Wärmedämmung an die Fassade angebracht. (Symbolbild)

Die Stadtbau Regensburg hat eine Stellenanzeige für zwei Immobilien aufgegeben. Konkret für zwei Reihenhäuser, mit mehr als 150 Quadratmetern Wohnfläche, ganzen sieben Zimmern und einem großen Garten - für einen Mietpreis von 1.200 Euro. Einige Besonderheiten gibt es jedoch. Die Häuser werden nur an einen Mieter vergeben und sind stark sanierungsbedürftig. Die Kosten für die Sanierung liegen beim Mieter.

Wie das "BR" berichtet, gehören die Häuser der Stadtbau Regensburg, der Bautochter der Stadt. Im Gespräch zeigt sich Geschäftsführer Götz Keßler überzeugt und erklärt, dass sich handwerklich begabte Mieter finden lassen werden, die im Gegenzeug für eine relativ geringe Monatsmiete etwas Arbeit, Zeit und Geld in die Häuser stecken möchten.

Das Unternehmen schätzt, dass die Sanierungskosten bis zu 250.000 Euro betragen werden. Abhängig ist der Gesamtpreis aber davon, wie viel die Mieter schlussendlich machen werden. Heizung, Sanitäranlagen und auch ein Dach muss der Mieter auf eigene Kosten einrichten. Das alles soll in enger Absprache mit der Stadtbau stattfinden, berichtet "BR".

Das genannte Haus sei bald 100 Jahre alt. Grundsätzlich wäre es aber kein Problem, das Gebäude zu verkaufen, erklärt Keßler dem Nachrichtenportal "Regensburg digital". Man wolle jedoch "aus Überzeugung" keinen Quadratmeter Wohnraum der Stadtbau mehr verkaufen oder ein Preistreiber sein. Aus diesem Grund initiierte Keßler vorliegendes Projekt. Mithilfe der Sanierungsarbeiten, durchgeführt durch den Mieter, wolle das Unternehmen die Monatsmiete sozialverträglich halten. "Es ist ein Versuch, sozial verantwortlich mit diesen zwei Gebäuden umzugehen."

Das Engagement kann sich lohnen: Wie das Nachrichtenportal erklärt, habe die Stadtbau keine befristeten Mietverträge. Mieter können aus diesem Grund nach entsprechender Sanierung so lange wie sie wollen dort wohnen. Sollte ein Mieter kurz nach der Sanierung wieder ausziehen, könnte man diesem gegebenenfalls auszahlen oder die Kosten mit dem Nachmieter verrechnet, sagt der Geschäftsführer gegenüber "BR". "Klar, das muss man alles berücksichtigen und wasserfest in einem Mietvertrag festhalten".

In den nächsten Jahren werden weitere Häuser der Stadtbau frei. Sollte der Pilotversuch im Kasernenviertel erfolgreich sein, könnte das Konzept Schule machen. Wie der "BR" berichtet, haben sich auf die Anzeige innerhalb von kürzester Zeit bereits 25 Interessenten gemeldet. Besonders kinderreichen Familien mit geringem Einkommen waren unter den Interessenten.

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