Abenberger Bürgermeisterin: "Konnte guten Gewissens loslassen"

16.8.2020, 07:24 Uhr
Abenberger Bürgermeisterin:

© Foto: Robert Gerner

Nur in Schwabach (Peter Reiß), in Abenberg (Susanne König) und in Kammerstein (Wolfram Göll) gab es einen Wechsel auf dem Chefposten im Rathaus.

Das Trio hatte vermutlich nur deshalb eine Chance, weil die Vorgänger Matthias Thürauf, Werner Bäuerlein und Walter Schnell nach zwölf, 18 beziehungsweise 24 Jahren nicht mehr antraten. Inzwischen sind die drei Neuen seit gut 100 Tagen im Amt. Wir haben uns mit den Jung-Rathauschefs getroffen. Beginnen wir mit Susanne König in Abenberg.

Susanne König hat wieder ein paar Fotos gepostet. Von der abgedeckten Burgkapelle, der der Holzwurm zusetzt. Vom schön geschmückten Rosengärtchen auf der Burg, Kulisse für eine standesamtliche Trauung. Von der Abseilaktion für Kinder auf der Burg. Die 38-Jährige kommuniziert derzeit viel über Facebook, hin und wieder auch über Instagram. Damit erreicht sie die Generationen zwischen 20 und 60. Aber nicht die ganz Jungen. Und auch nicht die Senioren.

Keine Großveranstaltungen

"Es ist nicht leicht, in Coronazeiten mit den Menschen in Kontakt zu kommen", sagt sie. Bürger- und Ortsteilversammlungen sind derzeit nicht (oder kaum) möglich, auf Geburtstagsbesuche bei Senioren verzichtet die Rathauschefin wegen der Pandemie ganz bewusst, um der Risikogruppe nicht einem noch größeren Risiko auszusetzen. Größere Veranstaltungen von Vereinen oder Kirchengemeinden gibt es derzeit praktisch nicht.

 

Abenberger Kunst und Kultur: Ein Highlight und aus meiner Sicht eine Sensation: Sabine Reimann (Ikonenschule Abenberg...

Gepostet von Susanne König am  Freitag, 14. August 2020

Dabei will die Bürgermeisterin ihre Arbeit doch so offen und transparent wie möglich machen. Sie will diskutieren und erklären, um dann zu einer fundierten Entscheidung zu kommen.

Ab Ende August hat sie ein Besteck mehr im Instrumentenkasten: ein städtisches Mitteilungsblatt. Das ersetzt den CSU-Bürgerbrief und das SPD-Info. Die Parteiblätter stellen ihren Betrieb zumindest in der bisher gewohnten Form ein. "Es war gar nicht so schwer, die Parteien zu überzeugen", sagt sie.

Nicht alles gleichzeitig

Überzeugen will sie auch mit anderen neuen Ideen. Abenberg wird in absehbarer Zeit wohl einen ersten Waldkindergarten bekommen. Das schafft Platz in den bisherigen Kindertagesstätten für neue Krippenplätze. Denn daran hapert es, weil auch auf dem Land der Betreuungsbedarf für Ein- bis Dreijährige rasant wächst.

In der Verwaltung hat König, die erste Frau an der Spitze der Stadt Abenberg, ein bisschen umorganisiert. In der Stadt und in den Ortsteilen laufen seit kurzem systematische Geschwindigkeitsmessungen, um zu sehen, ob die vielen Klagen aus der Bevölkerung über zu schnelles Fahren gerechtfertigt sind. Die städtische Homepage hat ein frischeres Design erhalten.

 

 

 

Manches, was sie sich im Wahlkampf vorgenommen hat, muss Susanne König aber auf 2021 schieben. "Man kann nicht alles gleichzeitig machen", sagt sie.

Aber dann will sie mit einem monatlichen regionalen Genussmarkt im inzwischen schön gestalteten Rathaushof starten, dann will sie mit den Treffen für Gewerbetreibende und einer Job- und Azubi-Börse beginnen. Dann soll man auch schon etwas von der angekündigten Belebung der Altstadt sehen.

Bessere Nutzung der Burg 

Auch mittelfristig umzusetzende Projekte hat sie längst auf dem Schirm. Eines davon: die bessere Nutzung der Burg auch durch die Einheimischen. Dafür muss sie allerdings die Miteigentümer ins Boot holen, den Landkreis und den Bezirk.

Wie so etwas aussehen könnte, soll man am letzten (langen) Ferienwochenende vom 3. bis 6. September sehen, wenn mit Hygiene- und Sicherheitskonzept auf der Burg wieder Kultur stattfindet.

An vier aufeinanderfolgenden Tagen sorgen Gruppen wie die "Dixie Bones" oder "I Fili" für entspannte Open-Air-Atmosphäre. "Kulturell sind wir alle ja ein bisschen ausgehungert", so die Bürgermeisterin.

Susanne König kann nicht sofort alles Neu machen, weil ihr ja auch manches Alte vor die Füße gefallen ist. In Sachen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung stehen größere Investitionen an. Damit macht sie sich bestimmt keine Freunde.

Denn die Kosten werden zumindest zum Teil auf die Bürger umgelegt. Dann wird die Reckenberggruppe die neue Bürgermeisterin in den nächsten Jahren begleiten. Die Frage, wie viel Wasser im Raum Wassermungenau gefördert werden darf, wird neu diskutiert werden müssen, weil der Wasserrechtsbescheid 2024 ausläuft.

Klare Ansagen und straffe Diskussionsführung

Ähnliche Debatten sind in Abenberg eröffnet. Hier will der Golfplatz deutlich mehr Wasser zur Bewässerung seiner Sportanlage fördern als bisher. Für König ist klar: "Es darf nicht mehr Wasser aus dem Boden geholt werden als wieder nachfließt." Sie weiß aber auch, dass die Stadt hier nicht das Entscheidungsgremium ist, sondern nur angehört wird.

Persönlich hat Susanne König den Sprung von der Elternzeit ins Spitzenamt des Rathauses gut hinbekommen. Anfang Mai, bei der konstituierenden Sitzung des Stadtrates, wackelte sie hin und wieder noch.

Doch bei der ersten großen Sitzung im Juli überzeugte sie mit klaren Ansagen und straffer Diskussionsführung. Nicht nur im Büro hat sie einiges umorganisiert. Ihr Ehemann hat seine Arbeitszeit reduziert. Und "vier fitte Großeltern" kümmern sich verstärkt um die beiden kleinen Kinder. "Ich konnte zu Hause also guten Gewissens und mit einem guten Gefühl ein Stück weit loslassen."

Keine Kommentare