Alfershausen: Für den ersten Winter gut gerüstet

16.9.2020, 05:57 Uhr
Alfershausen: Für den ersten Winter gut gerüstet

© Foto: Jürgen Leykamm

"Hier war überall Großbaustelle", sagt Mathias Durst auf dem Weg zur Heizzentrale des neuen Alfershausener Nahwärmenetzes, die direkt auf dem Anwesen des Forstunternehmers steht. Davon, dass es hier während der Bauphase ordentlich zur Sache ging, ist nichts mehr zu sehen. Bis Oktober sollen alle vorerst 17 Anschlussnehmer mit der Wärmeversorgung verbunden sein. Im Winter darf das Netz dann zeigen, was es kann.

"Den Verbrauch von 43 000 Litern Erdöl spart das Wärmenetz jährlich ein", erklärt Durst. Der Heizkessel selbst bringt es auf 400 Kilowatt, geheizt wird mit Hackschnitzeln. Der Umstieg ist damit geschafft: Es geht darum, keine fossilen Brennstoffe mehr einzusetzen und dafür mit nachwachsenden Rohstoffen zu heizen. Damit geht ein Herzensanliegen der Familie in Erfüllung.

Alles begann mit der Anregung eines Kirchenvorstandsmitglieds, erinnert sich Dursts Ehegattin Sandra. Das alte Schulhaus brauche eine neue Heizung, hieß es damals. Diese Anregung wurde zur Initialzündung für das Nahwärmenetz.

Ursprünglich sei noch ein Holzvergaser im Gespräch gewesen. Davon kam das Paar ab, orientierte sich in Richtung Hackschnitzelheizung und fragte sich, wen es alles mit der gewonnenen Wärme versorgen könnte. "Denn ohne Abnehmer bringt so ein Netz nichts", resümiert Mathias Durst. Doch die fanden sich ganz von selbst: Gasthaus Winkler und Landtechnik Wissinger heißen bald die beiden größten Interessenten in der Nachbarschaft. Eine Infoveranstaltung im Herbst 2019 lässt das Interesse noch weiter steigen.

Holz aus der Region

Alle, die zusagen, bleiben auch bei der Stange und so kann heuer im März nach dem Bewältigen einiger bürokratischer Hürden das Projekt starten. "Aber dann ging es Schlag auf Schlag", blickt Sandra Durst zufrieden zurück. Die Handwerker griffen Hand in Hand und auch die Witterung spielte mit: "Für die Erdarbeiten hatten wir ein echtes Traumwetter". Die beiden Eheleute und viele andere packen kräftig mit an. Zu 90 Prozent erfolgt der Bau der Trasse, die auch durch Gärten und Wiesen führt, in Eigenleistung.

Mit Spülbohren gelingt es einer Firma, in einer Woche an sechs Stellen die Leitungen unterirdisch zu verlegen, ohne eine Straße aufgraben zu müssen. Ein echter Hingucker ist es, als mit dem Kran der sechseinhalb Tonnen schwere Ofen Einzug in das Heizwerk hält. Zuvor hatte der Heizraum dem zertifizierten Biolandbetrieb schon als Dreschhaus, Stall und Maschinenhalle gedient.

Nun also geht es an den Start, das Einzelunternehmen "Holzenergie Durst". Bis jetzt "hat alles problemlos geklappt", zeigt sich das Ehepaar erleichtert und sieht sich belohnt für den hohen Arbeitsaufwand: "Teilweise waren wir von früh bis abends für das Nahwärmenetz im Einsatz.."

Erweiterungen seien denkbar

Nun darf die wohlige Wärme in den Ort fließen – das Pfarrhaus zählt ebenso zu den Abnehmern. Auch die Kirche und weitere Gebäude würde das Netz verkraften: "Wir sind noch nicht am Limit", erklären die Dursts.

Rund 12 000 Liter Wasser fassen die Pufferspeicher im Heizwerk, die Speicher der Anschlussnehmer in der Regel je weitere tausend. "Das Holz kommt zu 100 Prozent aus der Region, aus einem Umkreis von maximal 35 Kilometern", erklärt Mathias Durst. Vor Ort häckselt ein Unternehmer das Stammholz, dann wandert es in die Lager.

Das Netz ist erst einmal auf einen Zeitraum von 20 Jahren ausgelegt. Wie es dann weitergeht, vermag noch niemand zu sagen. Eine Erweiterung um Solarenergie sei denkbar, gegebenenfalls ein Ringschluss mit anderen Netzen.

Von den Hackschnitzeln als Brennstoff will man aber nicht mehr weg. Dafür sind sie einfach zu praktisch, kann so doch in den Ofen "alles wandern, was sich häckseln lässt", wie etwa Heckenschnitt, Baumkrone oder Pappeln.

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