Das Ziel von Verena Osgyan: Oberbürgermeisterin in Nürnberg

14.7.2019, 06:00 Uhr
Das Ziel von Verena Osgyan: Oberbürgermeisterin in Nürnberg

© Foto: Martin Regner

Verena Osgyan wurde 1971 in Roth geboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend bis zum 21. Lebensjahr in Eckersmühlen. Nach Fachabitur und Studium in Nürnberg arbeitete sie als Art Directorin in Erlangen, als Redakteurin beim Rundfunk in München und als Online Marketing Managerin bei einer Nürnberger Bank. Seit 1990 engagiert sie sich politisch bei den Grünen und sitzt seit 2013 im Bayerischen Landtag. Zur Kommunalwahl 2020 kandidiert Verena Osgyan in Nürnberg und will die Nachfolge von Oberbürgermeister Ulrich Maly antreten.

Warum wollen Sie Oberbürgermeisterin von Nürnberg werden, statt zum Beispiel bei nächster Gelegenheit zu versuchen, Herrn Edelhäußer in Roth abzulösen?

Ich wohne jetzt seit rund 25 Jahren in Nürnberg und habe dort meinen Lebensmittelpunkt. Ich kann sagen: Ich kenne da mittlerweile jeden Stein. Na ja, vielleicht nicht jeden, aber doch sehr viele Steine. Ich bin mit der Stadt so eng verbunden, dass es für mich total spannend ist, das Umfeld zu gestalten, in dem ich lebe. Ich fühle mich Roth und dem Landkreis immer noch nah, meine Familie lebt noch hier. Aber ich bin hier ein Stück weit weiter weg von der Kommunalpolitik, als ich es in Nürnberg bin. Dort habe ich mein Stimmkreisbüro und bin allein schon deshalb enger mit der kommunalpolitischen Szene, den Vereinen, den Verbänden und den Bürgern vernetzt als hier in Roth.

Wie würden Sie die Gefühle und Erinnerungen beschreiben, die Sie mit Ihrer alten Heimat verbinden?

Da ist natürlich die Familie. Da ist aber auch ganz viel Natur. Ich bin ja in Eckersmühlen aufgewachsen und für mich sind der klassische fränkische Wald, Kiefernzapfen sammeln oder Schwarzbeeren pflücken Dinge, an die ich mich aus meiner Kindheit erinnere. Oder Ausflüge in den Wald zum Sommerkeller, das verbinde ich ganz stark mit meiner Kindheit hier.

Haben Sie manchmal Heimweh nach Roth oder Eckersmühlen?

Ja, natürlich. Aber ich bin auch immer wieder hier und besuche meine Eltern. Ich habe hier auch noch einen Zweitwohnsitz und bin bestimmt alle drei, vier Wochen vor Ort. Heute zum Beispiel.

Ihre politische Heimat ist bei den Grünen. Können Sie sich erinnern, wann Sie diesen Weg eingeschlagen haben? Sie hätten ja beispielsweise auch zur CSU oder zur FDP gehen können.

Für mich war die Entscheidung für die Grünen sehr frühzeitig klar. Ich bin schon in der Schule eingetreten, das ist jetzt 28 oder 29 Jahre her. Was sich mir damals ganz stark eingebrannt hat, ist das Unglück von Tschernobyl. Aber auch das Waldsterben oder noch der Kalte Krieg,
in dem ich aufgewachsen bin. Wir hatten in Eckersmühlen zum Beispiel eine Patriot-Raketenabwehrstellung stationiert. Deswegen waren für mich die Umwelt- und die Friedenspolitik ganz wichtige Themen.

Dann habe ich nach einer Wahl eine "Elefantenrunde" im Fernsehen gesehen. Da ist mir als junges Mädchen schon aufgefallen, dass das alles ältere Herren waren. Und dann saß da plötzlich bei einer Runde eine junge Frau dazwischen. Das war die Jutta Ditfurth. Die konnte ich damals politisch noch nicht einschätzen. Aber allein die Tatsache, dass da bei den Grünen Frauen Politik machen, was damals nicht so üblich war, das hat mich beeindruckt. Das sind die Gründe, warum ich mir gedacht habe: Bei den Grünen bin ich richtig.

Heute hat Verena Osgyan ihren Lebensmittelpunkt in Nürnberg. Hier will sie 2020 zur Oberbürgermeisterin gewählt werden.

Heute hat Verena Osgyan ihren Lebensmittelpunkt in Nürnberg. Hier will sie 2020 zur Oberbürgermeisterin gewählt werden. © Roland Fengler

Sie sitzen seit 2013 im Bayerischen Landtag. Vorausgesetzt, die Nürnberger wählen Sie zu ihrer Oberbürgermeisterin: Ist der Schritt von München in die Nürnberger Kommunalpolitik nicht ein Rückschritt?

Es ist eine andere Ebene, das ist klar. Aber wenn ich Oberbürgermeisterin der zweitgrößten Stadt Bayerns und, wie ich immer sage, der schönsten Großstadt Bayerns werde, dann ist das eine wunderbare Aufgabe. Man kann in der Kommunalpolitik ganz direkt mit den Menschen arbeiten und im direkten Umfeld etwas bewirken. Das ist deswegen aus meiner Sicht kein Rückschritt, sondern eine tolle Herausforderung.

Dennoch: Oft genug muss die Kommunalpolitik vor Ort das ausbaden, was die "hohen Damen und Herren" in Europa, im Bund oder im Land angerichtet haben. Als Oberbürgermeisterin sitzen Sie nicht mehr an den entscheidenden Stellschrauben für die großen Fragen unserer Zeit.

Natürlich haben die Kommunen viele Abhängigkeiten von der Landes- und der Bundespolitik. Aber ich habe mich schon immer dagegen verwehrt, etwa den Klimaschutz auf die nationale oder europäische Ebene zu delegieren. Man kann auch in der Großstadt viel dazu beitragen. Zum Beispiel den öffentlichen Nahverkehr so aufstellen, dass er attraktiv ist. Oder das Thema "Grün in der Stadt" wirklich offensiv angehen.

Man kann aus der Arbeit vor Ort auch eine große Befriedigung ziehen, wenn man sieht: Hier habe ich direkt etwas bewirkt. Und ich bin dagegen, dass man Stadt und Land gegeneinander ausspielt: Wir brauchen beides.

Interessiert Sie dann auch, was die Lokalzeitung so alles schreibt?

Ja, klar. Die RHV lese ich heute noch im E-Paper. Und ich glaube, dass die politische Diskussion in der Öffentlichkeit, die wir brauchen, ohne lokale Medien so nicht stattfinden würde.

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