Echte Raritäten

HEIDECK - Xaver Steib, Jahrgang 1928, ist ein begeisterter Heimatforscher mit vielfältigen Interessen. Er engagierte sich für den Erhalt der Kreuzwegstationen zur Heidecker „Grabkapelle“, er dokumentierte die Geschichte des Hopfenanbaus im Heidecker Land in Form einer Ausstellung im Haus des Gastes Hilpoltstein und er sammelt alle heimatgeschichtlichen Daten und Fakten, die mit Heideck zu tun haben.

Anlässlich des 65. Jahrestags der Gründung des CSU-Kreisverbands am 21. November 1945 im früheren Landkreis Hilpoltstein hat Xaver Steib eine Materialsammlung mit Kopien von Originaldokumenten, Texten und vielen Fotografien über die Geschichte der demokratischen konservativen Parteien im Altlandkreis Hilpoltstein zusammengestellt.

„In meinem Elternhaus wurde immer über Politik gesprochen“, erzählte der rüstige 82-Jährige, „von daher rührt mein bis heute bestehendes Interesse für Politik.“ Sein Vater Franz Xaver Steib, der bereits mit 47 Jahren am 31. März 1936 bei einem Unfall im Hopfengarten starb — Xaver Steib jun. war damals erst acht Jahre alt —, war Mitglied der Bayerischen Volkspartei und zeitweise 2.Bürgermeister von Heideck.

In Schutzhaft genommen

Am 26. Juni 1933, es war ein Montag, rollte auf Anordnung der politischen Polizei eine große Verhaftungswelle über Bayern hinweg. Sämtliche Stadt- und Gemeinderäte, die der Bayerischen Volkspartei angehörten, kamen in Schutzhaft. Unter ihnen: Franz Xaver Steib, Georg Stücklen (der Vater des späteren Bundestagspräsidenten Richard Stücklen), Sebastian Huber, Franz Stengl und August Büttner aus Heideck. Da bei den folgenden Hausdurchsuchungen nichts Verdächtiges gefunden wurde, mussten alle Verhafteten bald wieder frei gelassen werden.

Steib hat viele Schriftstücke gesammelt, die über Leben und Werk prominenter Heidecker Persönlichkeiten erzählen. Unter ihnen sind Franz Michael Benz (1843 bis 1853 Bürgermeister von Heideck, Mitglied der Bayerisch-patriotischen Partei), Franz Xaver Bögl (Eisenhändler und 1910 bis 1919 Bürgermeister von Heideck), Prälat Dr. phil. Georg Wohlmuth (1865 bis 1952, Dompropst, Hochschulprofessor, Landtagsabgeordneter und Ehrenbürger), Dekan Anton Zoch (Pfarrer von Liebenstadt seit 1914, geboren am 26. September 1879, gestorben am 4. Juni 1936).

Gründungsprotokoll der CSU

Eine besondere Rarität in der Steib’schen Materialsammlung ist eine Kopie des umfangreichen Gründungsprotokolls des CSU-Kreisverbands Hilpoltstein vom 21. November 1945. Auf dieses zeitgeschichtliche Dokument ist Steib besonders stolz. „Heuer werden es genau 65 Jahre, dass der CSU-Kreisverband gegründet wurde“, sagte er. „Am 21. November 1945 fand in Hilpoltstein eine Versammlung von Vertrauensmännern statt, in der Bürgermeister Georg Stücklen sen. zum Vorsitzenden des gleichzeitig gegründeten Kreisverbandes gewählt wurde.“

Unterlagen hat Xaver Steib auch über den Bischöflichen Geistlichen Rat Joseph Gloß, der ab 1. März 1932 Stadtpfarrer in Heideck und von 1936 bis 1955 Dekan des Kapitels Hilpoltstein war.

Viel gesammelt hat der Heidecker Heimatforscher auch über Georg Stücklen, der von 1922 bis 1933 Bürgermeister von Heideck war, 1933 in Schutzhaft kam und von April 1945 bis 1948 erneut Bürgermeister seiner Heimatstadt war. Er war der Vater von Richard Stücklen, dem späteren Bundespostminister und Bundestagspräsidenten. Georg Stücklen war auch Mitbegründer und Kreisvorsitzender der CSU, Mitglied des Kreistags und stellvertretender Landrat in Hilpoltstein.

1956 feierte der Kreisverband Hilpoltstein der CSU zehnjähriges Bestehen. Höhepunkt der Feier war eine eineinhalbstündige Rede des damaligen stellvertretenden Landesvorsitzenden der CSU, Bundesatomminister Franz Josef Strauß.

Auch der damalige Landrat Dr. Engelhardt hielt eine große Rede, in der er die zehnjährige Geschichte des jungen Kreisverbands aufzeigte. Steib hat viele Erinnerungen an dieses historische Ereignis gesammelt. Selbst die Kopie eines Stimmzettels für die Wahl zum ersten deutschen Bundestag am 14. August 1949 im Wahlkreis Weißenburg – Richard Stücklen kandidierte auf Platzeins – hat Steib aufgehoben.

Und natürlich dürfen auch Fotos von den persönlichen Begegnungen Steibs mit Edmund Stoiber, Angela Merkel, Siegfried Schneider und Markus Söder nicht fehlen.