Ein 18-Jähriger spurtete 250 Meter über das Wasser

23.6.2008, 00:00 Uhr
Ein 18-Jähriger spurtete 250 Meter über das Wasser

© Fritsche

Christoph Haller wandelte bei seinem Weltrekord natürlich nicht direkt über das Wasser des Großen Brombachsees. Für die Bibel der Weltrekorde, das «Guinnessbuch der Rekorde", aber reicht seine Wasserüberquerung allemal. Zwei Meter lange und ein Meter breite Holzplatten ebneten dem 18-Jährigen den Weg. Allein wäre der Frickenfeldener aber damit völlig chancenlos gewesen. Die etwa fünf Zentimeter dünnen Bretter hätten vielleicht ein Kleinkind auf dem Wasser getragen, nicht aber einen jungen Mann. Deswegen waren für den Rekordversuch rund 800 Wasserwachtler des DRK im See, um die Platten zu halten. Der Versuch war Teil des 125-jährigen Jubiläums der DRK-Wasserwacht. Deswegen schwammen im See Wasserretter aus ganz Deutschland.

Das «Guinnessbuch der Rekorde" hatte für den bisher einmaligen Versuch strenge Regeln auferlegt. Das fing damit an, dass die ursprüngliche Idee, die Strecke mit einem Fahrrad zurückzulegen, im letzten Moment wegen zu großer Gefahr für die schwimmenden Plattenhalter verboten wurde. Die DRKler entschieden sich für den Fußmarsch über den See. Auch dafür galt es sich aber ans Reg-lement zu halten: Der Läufer müsse mindestens 70 Kilo wiegen und die Bretter keinesfalls mehr als zwei Kilo Auftrieb haben, setzte das Guinness-buch-Team fest. Erlaubt waren hingegen Kabelbinder, um die Bretter aneinander zu befestigt.

Damit alles ordnungsgemäß über die Bühne lief, wurde der «Wasserlauf« mit einer Kamera dokumentiert. Zudem garantierten unabhängige Zeugen die Einhaltung der Bedingungen. Ob der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann tatsächlich unabhängig war, darüber ließe sich wohl streiten. Denn der CSU-Minister zeigte sich von Anfang an begeistert von dem Mammutprojekt des DRK und erfolgte den Versuch aus nächster Nähe von einem Rettungsboot aus.

Prominente Unterstützerin

Noch näher dran war übrigens eine weitere mehr oder minder prominente Unterstützerin. Antonia aus Tirol, Schlagerstar aus Österreich, als weibliches Pendant zu DJ Ötzis «Anton aus Tirol" bekannt, half im Wasser mit und stemmte die erste Platte. Sie wolle mit ihrer Prominenz die Wasserwacht unterstützen, diktierte sie nach dem Versuch den Medienvertretern in die Blöcke. Viele Menschen wüssten gar nicht, wie wichtig der Einsatz der zumeist ehrenamtlichen Helfer sei. Die Promotion in guter Sache waren ihr einige Reisestrapazen wert. Am Samstag war sie von der Partyinsel Mallorca ins Fränkische eingeflogen und reiste noch am selben Abend wieder zurück. Auch wenn sie gerne noch ein wenig länger geblieben wäre: «Es ist wunderschön hier und im Moment vom Wetter her gesehen besser als in Mallorca."

Trotz der prominenten Unterstützung war keinesfalls ausgemacht, dass sich die DRK zu ihrem Jubiläum tatsächlich in das Rekordbuch eintragen durfte. Die Proben nämlich waren nicht unfallfrei und zudem in deutlich kleinerem Maßstab über die Bühne gegangen. «Die Strecke heute war zehnmal so lang wie bei den Proben", sagte der Wasserläufer Haller, als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Und gestand ein, dass er bei den Testversuchen nicht nur einmal im Wasser gelandet war. Alles vergessen: Als er schließlich am Ende der Strecke ins Boot taumelte, rissen die Schwimmer die Arme hoch und jubelten, und der Minister reckte lächelnd den Daumen in die Höhe. «Es ist ein tolles Gefühl", grinste der Schüler nach dem Erfolg, während er auf den Weltrekordbrettern fleißig Autogramme schrieb. Beinahe jedoch hätte es keinen Weltrekord gegeben. «In der Mitte ist ein Kabelbinder gerissen und ich bin ins Straucheln gekommen", erzählte der 18-Jährige.

Auch für die hiesigen BRK-Wasserschützer war es ein einmaliges Erlebnis, das Jubiläumswochenende des Bundesverbandes ins Fränkische Seenland geholt zu haben. Rainer Braun, Geschäftsführer des BRK Kreisverbandes Südfranken: «Wir werten die Auswahl natürlich als Auszeichnung."

Braun und seine Helfer organisierten die Logistik für die insgesamt etwa 1000 Teilnehmer des Festwochenendes. Die Versorgungszüge aus Weißenburg und Georgens-gmünd hatten alle Hände voll zu tun, die Verpflegung der Teilnehmer sicherzustellen.

Braun unterstrich auch den Imagegewinn für die Region: «Viele der Teilnehmer aus ganz Deutschland waren noch nie im Fränkischen Seenland und sehen jetzt, dass es hier auch schöne Seen gibt." JAN STEPHAN