Ein Käfig mitten auf dem Bürgersteig

22.6.2019, 14:34 Uhr
Ein Käfig mitten auf dem Bürgersteig

© Foto: Harry Rödel

Doch zuerst soll Bürgermeister Markus Mahl zu Wort kommen und mehr über die Hintergründe dieses mysteriösen Zaunes berichten, der auf eine Auseinandersetzung zwischen der Stadt Hilpoltstein und der Firma Gruber zurückgeht, wie der Rathaus-Chef wissen lässt. In der Vergangenheit gab es in der Christoph-Sturm-Straße vor mehreren Anwesen historische Kohleschütten, über die der damals gängige Brennstoff in die Keller geschaufelt wurde.

Fast alle zugeschüttet

Mit der Zeit, so Bürgermeister Mahl, seien fast alle Kohleschütten und Kellerzugänge in der Christoph-Sturm-Straße zugeschüttet worden. Die meisten Fußgänger wissen also gar nicht, auf was sie sich bewegen. Lediglich einen Kellerzugang ließ man in der Nähe der Einmündung der Siegertstraße offen. Wenn man eine Klappe öffnet, geht es in ein historisches Gemäuer.

Als die Sanierung in der Christoph-Sturm-Straße beendet gewesen sei, seien die ersten Bescheide an die Hausbesitzer zwecks Zahlung zugestellt worden, erzählt Mahl. Hans Gruber als Besitzer des Millitzerhauses sei allerdings mit der Berechnung nicht einverstanden gewesen, weil ja einige Quadratmeter – die jetzt umzäunt sind – gar nicht der Stadt gehören würden. "Wir konnten uns nicht auf einen Preis einigen", erklärt Bürgermeister Mahl in diesem Kontext.

Nun ist die Verwaltung gefordert, zu prüfen, ob das Gruber’sche Vorgehen rechtens ist oder nicht, ob der Käfig weg muss oder nicht? So oder so werde es arbeitstechnisch nicht ganz leicht werden, den massiven Zaum wieder zu entfernen. Auf jeden Fall, betont Mahl, "werden wir deswegen keinen Kleinkrieg anfangen".

Wenn man Hans Gruber reden hört, klingt das schon nach mehr als "nur" Kleinkrieg. Der Bauunternehmer ist stinksauer auf die Stadt, weil diese ungefragt sein Grundstück für den Bau eines Gehsteigs hergenommen hat. Und dann kommt für ihn der absolute Oberhammer: "Die Stadt überbaute mein Grundstück, ich musste Erschließungskosten zahlen und ich zahle Grundsteuer, damit andere über mein Grundstück laufen können. Das ist ein Witz!"

Deal abgeschlagen

Einen von ihm vorgeschlagenen Deal, um das leidige Problem aus der Welt zu schaffen, habe die Stadt Hilpoltstein abgelehnt. "Ich hätte das kleine Grundstück in der Christoph-Sturm-Straße verkauft und hätte gerne im Gegenzug ein etwa 10 000 Quadratmeter großes Waldgrundstück gehabt." Dies sei für einen Sandgrubenbesitzer, wie er es ist, immer nützlich. Aber: Laut Gruber hat der Stadtrat Nein gesagt.

Und das nicht zum ersten Mal. Schon bei der Diskussion um ein Ärztehaus am Altstadtring (wir berichteten mehrfach) habe sich die Stadt geweigert, für das Projekt einen zirka einen Meter breiten Grasstreifen abzutreten. Mit der Begründung, dass dieser Streifen vielleicht noch benötigt werde, wenn man die Straße verbreitern würde.

Jetzt reicht es Gruber halt. Der Zaun bleibt erst einmal stehen, denn sonst, so sein Anwalt, würde er Gefahr laufen, dass daraus Gewohnheitsrecht wird und er würde in die Röhre schauen. In den nächsten zwei Wochen stünde sowieso ein Prozess mit der Stadt an.

Übrigens: Die Hilpoltsteiner Altstadt ist immer gut für einen Aufreger. War es bei der Sanierung der Residenz die Treppe zum Gebäude, die die Gemüter – weil angeblich völlig unpassend – erregte, ist es jetzt ein Käfig auf dem Bürgersteig in der Christoph-Sturm-Straße.

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