Greding: Aktionsbündnis bereitete der AfD heißen Empfang

21.7.2019, 17:20 Uhr
Greding: Aktionsbündnis bereitete der AfD heißen Empfang

© Foto: Jürgen Leykamm

Jedes Mal, wenn ein Auto mit Parteimitgliedern die Straße hin zum Veranstaltungsort entlang fuhr, wurde es laut: Trillerpfeifen, Sirenen, Buhrufe und mehr schallten ihnen entgegen. Und die Aufschriften auf den Transparenten waren mehr als deutlich. Als "Gesindel" und "Lügner" wurden die Verfechter der Politik der Alternative für Deutschland da bezeichnet, die Partei sei einfach nur "EkelhAfD", hieß es in einem Wortspiel. Zu lesen war es auf einem Schild des Schwanstettener Aktionsbündnis, das "Greding ist bunt" vor Ort unterstützte.

Wie so viele andere Gruppen auch – so waren etwa die "Omas gegen rechts" ebenso vertreten. Zwischendrin ließen einige Demonstranten auch gerne mal die Muskeln spielen und bauten sich samt Transparenten mitten auf der Straße auf, sodass Besucher des Parteitages gar nicht zum entsprechenden Parkplatz gelangen konnten. Als die Polizei das unterbinden wollte, gab es stattdessen eine kleine Sitzblockade. Kein Auto kam mehr durch. Das erste, dessen Fahrer warten musste, gehörte einem Vertreter des Bayerischen Rundfunks. So stieg dieser kurzerhand aus und ließ eine Demonstrantin in vorderster Front ihre Worte ins Mikrofon sprechen. Und die kannte kein Halten, beschimpfte AfDler als "Baggage" und "mag sie nicht mal Menschen nennen".

"Bescheuert"

Die Frau ging noch weiter und bezeichnete die Leugnung des Klimawandels schlicht als "bescheuert". Ein Vertreter der Partei hielt ruhig dagegen: Die Klimahistorie zeige, dass in Zeiten der Erderwärmung immer erst die Temperaturen und dann der Co2-Gehalt der Luft gestiegen seien – und nicht umgekehrt. Kurz herrschte betroffenes Schweigen, dann erzürnte sich ein Demonstrant.

Mit Mitgliedern der AfD sollte man prinzipiell nicht reden, so zumindest sein Demokratieverständnis. Der blaue Parteimann konterte erneut gelassen: "Weil wir keine Meinungsfreiheit mehr haben." Der Polizei wurde das zu heikel – sie löste die Sitzblockade auf.

Mittendrin in der Protestaktion befand sich auch ein gebürtiger Gredinger, der heute in München wohnt: Stephan Lehmaier. Als beim Greding-Gastspiel des "Flügels" der AfD vor einigen Monaten auf der Bühne die erste Strophe des Deutschlandliedes intoniert wurde, sei ihm der Kragen geplatzt. "Jetzt muss man Flagge zeigen", sagten er, seine Frau Eva und Sohn Konstantin, der viele Freunde mit Migrationshintergrund hat.

Die Familie selbst wollte eigentlich nach Greding ziehen. Doch sie bemängelte das "lethargische Empfinden" im ländlichen Raum gegenüber rechten Bewegungen. "Ich vermisse hier auch die lokale Politik", so Lehmaier. Gert Sorgatz, Stadtratsmitglied der FDP, war aber da, sogar mit Trillerpfeife. Er sei zwiegespalten, so sagte er. Auf der einen Seite sollte man den Blauen nicht zu viel Aufmerksamkeit gönnen, andererseits aber auch ein Zeichen gegen sie setzen.

 

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