Ideenwerkstatt

Gredl: Weniger Übergänge und vielleicht irgendwann als "S2" bis Allersberg

8.12.2021, 06:04 Uhr
Ein Thema für sich: 22 Übergänge gibt es auf der weniger als elf Kilometer langen Gredl-Strecke von Roth nach Hilpolstein. Wenn der Zug "beschleunigt" und irgendwann einmal Teil des S-Bahn-Netzes werden soll, dann müssen etliche dieser Übergänge zurückgebaut - und die restlichen besser gesichert werden.

© Paul Götz, NN Ein Thema für sich: 22 Übergänge gibt es auf der weniger als elf Kilometer langen Gredl-Strecke von Roth nach Hilpolstein. Wenn der Zug "beschleunigt" und irgendwann einmal Teil des S-Bahn-Netzes werden soll, dann müssen etliche dieser Übergänge zurückgebaut - und die restlichen besser gesichert werden.

22 solcher Bahnübergänge gibt es auf der weniger als elf Kilometer langen Strecke. Die meisten davon sind technisch nicht gesichert. Der Lokführer muss seinen Zug abbremsen und per Hupe einen möglicherweise querenden Verkehr warnen. Das sorgt bei lärmgeplagten Anwohnern für Ärger und ist so richtig sicher auch nicht. Vor allem die Bahn-Querung an der Ortseinfahrt bei Eckersmühlen gilt als Unfallschwerpunkt.

Immerhin: Der interkommunale und interfraktionelle Arbeitskreis mit Kommunalpolitikern aus Roth und Hilpoltstein kann erste Zwischenerfolge vermelden. Bei Vor-Ort-Gespräche haben zunächst skeptische Landwirte offenbar signalisiert, dass sie nicht jeden der noch existierenden Übergänge für ihre Arbeit im Wald oder auf den Feldern benötigen. Die Rede ist von drei Übergängen zwischen Roth und Eckersmühlen, auf die man eventuell verzichten könne. Ein vierter - direkt gegenüber von Hofstetten - müsse erhalten werden, er müsste dann mit einer Ampel gesichert werden.

Arbeitskreis-Sprecherin Ulla Dietzel berichtete im Kreisausschuss für Mobilität von den Gesprächen, sagte aber, dass nichts entschieden sei. "Das können wir als Arbeitskreis auch gar nicht machen." Aber die Diskussionen seien in konstruktiver Atmosphäre verlaufen.

Übergänge bremsen aus

Das Problem: Eine S-Bahn sollte auf freier Strecke eigentlich 80 Kilometer pro Stunde auf den Tacho bringen, um vergleichsweise schnell von A nach B zu kommen. Für die Gredl jedoch gilt eine Höchstgeschwindigkeit von Tempo 60, auf vielen der Bahnübergänge muss sie auf 30 Kilometer pro Stunde herunterbremsen. "Wenn nicht ein erheblicher Teil der Übergänge mittelfristig zurückgebaut wird, schränkt das alle Folgeüberlegungen natürlich sehr stark ein", sagte Landrat Herbert Eckstein im Ausschuss.

Unabhängig von den langfristigen Überlegungen für die Gredl gibt es in einem Punkt auch kurzfristig Verbesserungen: Mit dem Start des neuen Fahrplans am Sonntag, 12. Dezember, sind mehr Fahrten zwischen Roth und Hilpoltstein möglich. Von Montag bis Freitag gibt es 19 "Fahrtenpaare" (bisher 18), samstags 17 (bisher 10) und sonntags ebenfalls 17 (bisher 9). An Werktagen, besser: an Schultagen, wird die Nebenbahn täglich von 1000 Fahrgästen genutzt.

Utopische Idee?

Ist eine Weiterentwicklung der Gredl für Politik und Nutzer derzeit gut vorstellbar, wurde im Ausschuss auch über ein Thema gesprochen, das sich derzeit noch anhört, als komme es aus einem Science-Fiction-Roman: der denkbare Weiterbau der Gredl von Hilpoltstein bis nach Allersberg, wo man auf den dortigen Regionalbahnhof stoßen könnte.

Das ist etwas, das frühestens in 30, 40 oder 50 Jahren machbar erscheint, wenn überhaupt. Allerdings waren sich die Kommunalpolitiker nach einiger Diskussion einig, dass man grundsätzlich nichts ausschließen sollte. Die Überlegungen sollten deshalb ins bayerische S-Bahn-Ausbauprogramm einfließen. "Da bekommen wir zumindest interessante Daten", glaubte Landrat Herbert Eckstein.

Wenn ein solcher Weiterbau tatsächlich eines Tages ins Auge gefasst werden sollte, dann hätte man gewissermaßen einen Bypass von der "alten" Bahnstrecke Nürnberg-München über Augsburg zur ICE-Neubaustrecke von Nürnberg nach München über Allersberg und Ingolstadt. Interessant wäre sie nicht nur, aber vor allem für Pendler.

Es ist aber völlig unklar, wie die Gleise geführt werden konnte. Ursprünglich hatte die "Gredl", wie der Name schon sagt, bis nach Greding geführt. Ab Hilpoltstein sind die Gleise aber längst abgebaut. Stattdessen führt jetzt der Gredl-Radweg bis nach Thalmässing.

"Groß denken"

Ben Schwarz (SPD) und Helmut Bauz (FW) betonten in der Sitzung, dass man in solchen frühen Stadien wirklich groß denken müsse. Es gehe beim denkbaren Weiterbau der Gredl nicht nur um einen Bypass zwischen zwei großen Nord-Süd-Verbindungen. Prinzipiell wünschenswert sei auch eine Verlängerung nach Westen Richtung Ansbach.

Alles Utopie, alles Hirngespinste? "Wenn wir über Bayern hinaus blicken, sehen wir, dass in Baden-Württemberg unglaublich viel in Sachen neue Schienenwege bewegt wird", berichtete der gebürtige Schwabe Helmut Bauz. "Auch in Bayern gibt es gewiss Potenzial. Deshalb darf es jetzt keine Denkverbote geben". Auch sein Fraktionskollege Manfred Preischl war dafür, die Bypass-Idee, auch wenn sie in ganz ferner Zukunft liegen sollte, "nicht mit einem Federstrich wegzuwischen".

Deshalb: Im Rahmen des S-Bahn-Ausbauprogrammes soll der "Allersberg-Hilpoltstein-Roth-Bypass" weiter als Projektidee erhalten bleiben. Geld kostet das den Landkreis vorerst nicht. Dafür ist der Freistaat zuständig.

Verwandte Themen


2 Kommentare