Geschäftsleitender Beamter

Hilpoltstein verabschiedet Herbert Walter

Harald Rödel

Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung/Schwabacher Tagblatt

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16.2.2022, 17:00 Uhr
Von seinem Zimmer aus hatte Herbert Walter einen wunderbaren Ausblick auf den Hilpoltsteiner Marktplatz. Ende Februar ist diese „Ära“ vorbei.   

© Tobias Tschapka, NN Von seinem Zimmer aus hatte Herbert Walter einen wunderbaren Ausblick auf den Hilpoltsteiner Marktplatz. Ende Februar ist diese „Ära“ vorbei.   

Die 1990er Jahre waren im Hilpoltsteiner Stadtrat wahrscheinlich die spannendsten. Mit Bernd Beringer wurde erstmals ein SPD-Mann an die Spitze der Stadtverwaltung gewählt. Ein Schock für die CSU, die diesen Posten quasi gepachtet hatte. Entsprechend setzten die Christsozialen vor allem 1996 und 1997 alles daran, das rote Rathaus zurückzugewinnen.

Von Herbst 1996 bis Ende 1997 ging es in der Hilpoltsteiner Kommunalpolitik so richtig rund. Heftige Wortwechsel, megalange Sitzungen, mitunter bis 23.30 Uhr waren nicht selten. Ab und an gab es auch Verlängerung – am nächsten Tag am Nachmittag. Es war Wahlkampf, ein oftmals schmutziger Wahlkampf. Schließlich ging es um den Bürgermeisterposten.

Fraktionssprecher der CSU

Mittendrin in dieser aufgeheizten Atmosphäre: Herbert Walter, den jeder als besonnenen Menschen kennt. Seit Mai 1996 gehörte der Meckenhausener dem Stadtrat an. Nach der Bürgermeisterwahl im Dezember 1997, den ziemlich überraschend ein damaliger Nobody namens Helmut Neuweg gewann und damit Bernd Beringer vom Thron stieß, wurde Herbert Walter zusammen mit CSU-Ikone Reinhard Nein gleichberechtigter Fraktionssprecher.

Die Ära des ersten sozialdemokratischen Bürgermeisters endete nach nur einer Wahlperiode. Danach konnten die Schwarzen schalten und walten, wie sie wollten.

Emotional und spannend

Im Rückblick bezeichnet Herbert Walter, seit 2012 geschäftsleitender Beamter der Stadt Hilpoltstein, die Zeit als die spannendste im Stadtrat, aber auch die "emotionalste". Natürlich stand auch Walter öfters im Fokus der Berichterstattung. Und er meint, dass ein Stadtrat die Presseberichte ganz anders liest als ein "Normalleser". Walter: "Wenn man persönlich betroffen ist, ist das eine ganz eigene Nummer." Als Kommunalpolitiker müsse man schon einiges wegstecken, betont er und "hat großen Respekt vor allen, die ein derartiges Ehrenamt übernehmen".

Die politische Karriere Walters, der hauptberuflich Finanzbeamter in Nürnberg (zehn Jahre) und Hilpoltstein (zwölf Jahre) war, endete nach fünf Jahren wieder. Ab 2001 arbeitete er in der Hilpoltsteiner Kämmerei, damit war ein Engagement im Stadtrat per se ausgeschlossen. 2004 bis 2007 besuchte er die Fachhochschule für Verwaltung und Recht in Hof. Was im Stadtrat nicht ganz unumstritten war.

Ab 2008 Kämmerer

Gerade ein Jahr wieder in der Kämmerei, bot sich ihm die Chance, auf der Karriereleiter nach oben zu steigen: Der bisherige Hilpoltsteiner Finanzminister Ludwig Eisenreich bewarb sich als Bürgermeister in Berching und wurde gewählt. Damit war der Spitzenposten in der Kämmerei frei und dieses Mal gab es keinen Widerspruch im Stadtrat. Die Stelle war gar nicht ausgeschrieben.

Im Mai 2008 trat Herbert Walter die Stelle als Kämmerer an. Mit einem Markus Mahl als Chef. Der Sozialdemokrat hatte im zweiten Wahlgang Helmut Neuweg (CSU) hinter sich gelassen. Und Herbert Walter kümmerte sich fortan um die Finanzen der Stadt – von 2008 bis 2012 residierte er im Rathaus II. Doch damit endete Walters Aufstieg noch lange nicht.

Viel, viel Arbeit

Als Franz Stadler, der Inbegriff eines Geschäftsführers in Hilpoltstein, aus Altersgründen in Ruhestand ging, war es erneut Herbert Walter, der in die Lücke stieß und die Stelle des geschäftsleitenden Beamten besetzte. Er war jetzt quasi der verlängerte Arm von Bürgermeister Mahl. Ein Job, der jede Menge Spaß machte, aber auch unglaublich viel Arbeit nach sich zog. Allein bei den (Kommunal-)Wahlen 2014 und 2020 sei viel zu tun gewesen. "Als Wahlleiter bist du für alles verantwortlich –von vorne bis hinten eingespannt." Unter anderem galt es, 200 Wahlhelfer zu rekrutieren.

Von Nachfrage überrollt

In seine Amtszeit fiel unter anderem Ausweisung und Umsetzung des Wohngebietes "Dorotheenhöhe" südlich der Rother Straße. "Damals wurden wir von der Nachfrage beinahe überrollt." Und da war natürlich das allgegenwärtige Thema "Umgehung", wegen dem es vor sieben Jahren drei Bürgerentscheide gab. Sowohl die Stadt Hilpoltstein selbst, als auch die Ortsteile Meckenhausen und Unterrödel klagten über zu viel Verkehr und wollten diesen umgeleitet sehen.

Kurioserweise zog nur Meckenhausen das (vermeintlich) große Los – mit Unterstützung der Hilpoltsteiner Umfahrungsbefürworter. Nach Diskussionen über mögliche Trassen ließ der Stadtrat dieses Projekt fallen, zumal die Kosten hierfür mittlerweile exorbitante Ausmaße erreicht hatten.

"Absolut richtige Wahl"

Am Donnerstag, 17. Februar 2022, hat Herbert Walter seinen letzten Arbeitstag. Offiziell endet seine Beamtenlaufbahn am 28. Februar. Sein Nachfolger ist der frühere Ordnungsamtsleiter Andreas Waldmüller.

"Herbert Walter war jederzeit frei von Parteipolitik und es war absolut richtig, ihn in meiner ersten Amtszeit als Kämmerer und später als geschäftsführenden Beamten einzustellen", betont Bürgermeister Markus Mahl. "Mein Vertrauen in ihn als Führungsperson ist nie enttäuscht worden", beschreibt Mahl den 60-jährigen Walter, der nun das Rathaus verlässt.