Kuppenabflachung Kränzleinsberg

Hofstetten beklagt Zustände "wie im wilden Westen"

15.9.2021, 17:00 Uhr
Der Abzweig von der Hofstettener Hauptstraße in die Daimlerstraße ist eine komplexe Geschichte, denn hier wurde temporär die Vorfahrt geändert. 

© Tobias Tschapka, NN Der Abzweig von der Hofstettener Hauptstraße in die Daimlerstraße ist eine komplexe Geschichte, denn hier wurde temporär die Vorfahrt geändert. 

Müller-Osten wohnt an der Hofstettener Straße und hat derzeit das Gefühl, "an der Autobahn zu leben. Ortsfremde Autofahrer brettern durch die Hauptstraße." Die Rechts-vor-links-Regelung sei quasi außer Kraft gesetzt; gnadenlos werde den Dorfbewohnern regelmäßig die Vorfahrt genommen.

Vor allem die Kinder auf dem Schulweg oder auf dem Weg zum Kindergarten sieht er durch die Verkehrsrowdys gefährdet: "Wie es den Mädchen und Buben geht, die sich zu Beginn des Schuljahres im erheblich gestiegenem Verkehrsaufkommen am Morgen durchwursteln müssen", werde man in den nächsten Wochen sehen.

Seit den Bauarbeiten zur Abflachung des Kränzleinsbergs führt Arno Müller-Osten genau Buch. Denn seitdem würden sehr viele Autofahrer den Weg durch Hofstetten wählen, um weiter nach Pyras oder Unterrödel zu gelangen. Seitdem hat er feststellen müssen, dass sehr viele Autofahrer aus Weißenburg und Umgehung in Hofstetten unterwegs seien – leicht zu erkennen an den Kennzeichen "WUG". Seine Aufzeichnungen würden zwar nicht einen Absolutheits-Anspruch darstellen, aber sie seien ein deutliches Indiz dafür, wie sehr der Verkehr in Hofstetten in den vergangen Wochen zugenommen habe.

Schleichweg durch den Wald

Selbst das Wohngebiet "Im Grund" werde mittlerweile als Schleichweg benutzt. Zum Beispiel auf dem Weg zum Kindergarten; über die Bahnhofstraße in Hilpoltstein sei die Hofstettener Kita relativ einfach zu erreichen. So würden viele Autofahrer einem Stau auf dem Altstadtring ausweichen, meint er. Tempomessungen hätten ergeben, dass manche mit 80 Sachen durch die Hofstettener Straße düsen würden und selbst vor dem Kindergarten noch mit 60 Stundenkilometern unterwegs seien. Erlaubt ist Tempo30.

Müller-Osten sieht in der Stadtverwaltung den Auslöser für diese Misere, weil die Kommune dem Druck vor allem aus Unterrödel nachgegeben habe. Zahlreiche Autofahrer aus diesem Hilpoltsteiner Ortsteil hätten die offizielle Umleitung, die über Mindorf und Solar führt, als unakzeptabel angesehen. Tenor der Kritik: Zu viel Zeitverlust auf dem Weg nach Hilpoltstein nebst zusätzlicher Belastung der Umwelt.

Ist das Kind schon in den Brunnen gefallen? Wird sich die Route durch Hofstetten als offizielle Verbindung zwischen Weißenburg, Heideck und Unterrödel einspielen? Ja, erklärt Wolfgang Meier, der seine Anwaltskanzlei in der Industriestraße hat. Spätestens, wenn das Gewerbegebiet aus Richtung Kränzleinsberg angebunden werde, habe die Stadt ein neues Verkehrsproblem, ist der Jurist überzeugt. Der Verkehr werde sich während der Rush hour in der Hofstettener und Industriestraße bis hin zur Ampel am Altstadtring stauen, glaubt Meier.

Nervende Brotzeit-Parker

Erschwerend käme hinzu, dass auf der Straße abgestellte Lkw, deren Fahrer sich in den angrenzenden Supermärkten mit Brotzeiten eindecken, die Hofstettener Straße auf eine Spur verengen würden. Dadurch werde der Stau noch länger.

Bürgermeister Markus Mahl räumt ein, dass in Hofstetten zu schnell gefahren wird und mehr Verkehr entstanden sei. Aber die Stadt habe alles getan, um diese Situation zu entschärfen.

Messgeräte und Kontrollen

So zum Beispiel mit Tempomessgeräten. Auch die kommunalen Verkehrsüberwacher seien einmal pro Woche unterwegs, um zu blitzen. Genauso wie die Polizei Hilpoltstein, die sporadisch Tempokontrollen mache.

"Es gibt keine Umleitung über Hofstetten, und es wird auch keine geben", betont Oberkommissar Thomas Eckl von der Hilpoltsteiner Polizei. Die offizielle Umleitung führe nach wie vor über Mindorf und Solar, wo es übrigens keine Ampeln gebe...

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