Weiteres Gutachten

Logistiker bei Allersberg: Zu viel Verkehr auf den Straßen

26.6.2021, 06:00 Uhr
Zu Amazon jetzt abbiegen: Die Kreisstraße RH35 und mehrere Kreuzungen wären überlastet, sollte sich ein Logistiker bei Allersberg ansiedeln. Allerdings sind nach dem Zuschlag für P3/Amazon nun genauere Berechnungen möglich.

© Tobias Tschapka, NN Zu Amazon jetzt abbiegen: Die Kreisstraße RH35 und mehrere Kreuzungen wären überlastet, sollte sich ein Logistiker bei Allersberg ansiedeln. Allerdings sind nach dem Zuschlag für P3/Amazon nun genauere Berechnungen möglich.

Timo Bechmann von der Firma SSP Consult Köln erläuterte dem Tiefbauausschuss per Videoschalte die Eckpunkte und warum das Gutachten der zuvor von Allersberg beauftragten PTV Transport Consult "plausibel und nachvollziehbar" ist.

Besonders über den letztgenannten Punkt zeigte sich Allersbergs Bürgermeister Daniel Horndasch erleichtert, unabhängig davon, ob ihm auch die gezogenen Schlüsse gefallen. Denn das Verkehrsproblem ist überaus knifflig: „Eine ideale Lösung wird es nicht geben“, ist sich der Rathauschef sicher. Er ist aber zuversichtlich, dass Schwachstellen bei den bisherigen Berechnungen wegfallen, wenn „man genau weiß, wer reinkommt“ und dann mit einem konkreteren Gutachten die Planungen vorantreiben kann.


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Die Gemeinde Allersberg hat sich für die Industriegebiete West I und II die Nachbarschaft zu einem Kuriosum in der Straßenlandschaft ausgesucht. Diese liegen an der RH 35, die auf dem Weg zum Allersberger Kreisel die Funktion einer Autobahn-Auf- und Abfahrt übernimmt, wofür eigentlich der Bund zuständig wäre. Damit sind schon zwei der neuralgischen Punkte genannt, wenn der Schwerlastverkehr durch einen Logistiker in die Höhe schnell. Seit dem Zuschlag für P3 gilt es als sehr wahrscheinlich, dass sich Amazon dort niederlässt. Der dritte Punkt ist nach dem Kreisel in Richtung Oberpfalz die Autobahn-Auf- und -Abfahrt gegenüber dem Pendlerparkplatz.

Rückstau auf A9 zu erwarten

Beide Gutachten gehen davon aus, dass sich der Schwerlastverkehr um 900 Prozent steigern wird auf 1450 Brummis pro Tag und die Knoten vor allem in den Abendspitzen, das wäre zwischen 21 und 22 Uhr, nicht mehr funktionieren. Sprich: Es gibt auf jeden Fall Rückstau auf die A9. Weitere Belastungsspitzen werden zwischen 5 und 6 Uhr und vor allem 13 und 14 Uhr angenommen.

Schwachpunkte an der Berechnung sind, so Timo Bechmann, dass nur eine Verkehrserhebnung stattgefunden hat – und das auch noch im Wintermonat Februar 2019. Genauere Daten wird man aber auch so schnell nicht bekommen, denn die staatlichen Zählungen finden nur alle fünf Jahre statt, und die turnusmäßigen von 2020 werden coronabedingt nicht herangezogen.


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Vier Lösungen wurden gutachterlich untersucht, nur eine davon könnte das Verkehrsaufkommen schaffen – und die ist nicht unbedingt sexy. Dabei würde der Allersberger Kreisel in eine Ampelkreuzung umgebaut. Die Knoten Richtung Industriegebiet und am Pendlerparkplatz bekämen Kreisel verpasst, möglicherweise auch Ampelanlagen.

Guggenmühle und Landkreiskasse sind tabu

Eine Erschließung der Industriegebiete nicht über die RH 35 wäre wohl nur über die Ortsverbindung Richtung Guggenmühle möglich, deutete Timo Bechmann an. Dieses Szenario, so ließ es der Tiefbauausschuss erkennen, gilt als tabu.

Was auch tabu ist, dass der Kreis sich an den nicht unerheblichen Erschließungskosten beteiligt. Wie zuvor schon im Kreisausschuss erklärten auch die Tiefbauer quer durch alle Fraktionen, dass sie in diesem Fall das Verursacherprinzip anzuwenden gedenken: „Die Gemeinde Allersberg muss die Sache lösen.“

Mitregieren wird der Kreis aber sehr wohl. Landrat Eckstein: „Das verändert die Situation am Tor zum Seenland ganz gewaltig. Schwanstettens Bürgermeister Robert Pfann äußerte Bedenken wegen „des Verdrängungsverkehrs auf der RH 35“ in nördlicher Richtung und verwies darauf, dass nicht ohne Grund dort kein Schwerlastverkehr zugelassen ist.

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