Mountainbiker im Kreuzfeuer: Wem gehört der Wald?

9.3.2021, 09:10 Uhr
Mountainbiker im Kreuzfeuer: Wem gehört der Wald?

© Foto: Ingmar Hötschel

Nichtsdestotrotz sorgte unser Artikel "Mountainbiker setzen Wild und Wald zu" vom Anfang der Woche für Unmut und Unverständnis bei so manchem "Betroffenen". Drei Hilpoltsteiner Radsport-Vertreter schildern im Gespräch mit unserer Zeitung ihre Sicht der Dinge.

Er sei "schon sehr verwundert" gewesen, wie der Beitrag geschrieben war, meint David Matheisl. "Das ist fast schon Stimmungsmache." Als Sportlehrer an der Realschule ist er seit Jahren bemüht, Kindern und Jugendlichen "das Mountainbiken in schonender Form" nahezubringen. Im gleichnamigen Wahlfach sei neben Risikobewertung, Rad- und Fahrtechnik nicht zuletzt der rücksichtsvolle Umgang mit der Natur und anderen Menschen ein wichtiger Unterrichtsinhalt.


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"So ein Artikel haut dann ganz schön rein." Statt den Dialog zu suchen, werde auf diese Weise polarisiert und das Ganze "nicht grundsätzlich lösungsorientiert angegangen", beklagt der Chef der Triathlonabteilung des TV Hilpoltstein.

Ähnlich gefrustet äußert sich Holger Welzenbach, der Vorsitzende der Radfreunde Hilpoltstein: "Lieber wird richtig draufgehauen auf die Mountainbiker, bevor man mit ihnen spricht und sich zusammen an einen Tisch setzt."

Rücksicht und Defensive

Persönlich und auch namens der Radfreunde distanziere er sich nämlich von Bikern, die sich "derart verhalten. Wir predigen unseren Leuten immer wieder Rücksicht und eine defensive Fahrweise", stellt er klar. "Radfreunde fahren sicher nicht durchs Unterholz", gleichwohl er bei über 400 Mitgliedern nicht komplett ausschließen könne, dass es nicht doch einzelne schwarze Schafe in den eigenen Reihen gebe. Trotzdem habe er den Eindruck, "der Artikel ist eindeutig zu einseitig".

Im Zuge dessen sei ihm auch die Bebilderung sauer aufgestoßen. "Klar, das dort auf dem Bild ist ein Hotspot, aber es schaut eben nicht überall so aus."

Pauschalisierungen und Übertreibungen sind Punkte, die Matheisl ebenfalls kritisiert. Alle Mountainbiker würden in einen Topf geworfen und die Geschehnisse zudem aufgebauscht. "Mein Eindruck ist, dass es kein echtes Problem gibt."

Von dauernden Reibereien hätten Holger Welzenbach und Tobias Ullmann nichts mitbekommen. Sicher: Für beide Seiten unschöne Begegnungen oder Differenzen gebe es immer wieder mal. Und natürlich existierten laut Matheisl rund um Hilpoltstein Gebiete, die bei Sportlern sehr beliebt seien; da gehöre der Kränzleinsberg zweifelsohne dazu.

Keine gefährlichen Schanzen

Aber es wären eben nicht nur Radler, die das Gebiet in ihrer Freizeit nutzten und so Wald wie Wild belasteten, merkt der Pädagoge an. Hundebesitzer, Jogger und Wanderer – was im Artikel nur angerissen werde – genössen dort ebenfalls die Natur.


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Zudem gebe es dort auch keine gefährlichen Sprungschanzen oder generell gebaute Trails. "Das sind alles Naturtrails." Dem pflichtet Ullmann bei. "Schwarzbauten gibt es da nicht und eine Klientel wie am Nürnberger Tiergarten haben wir auch nicht."

Ganz anderes Problem

Noch etwas ärgert den Chef des Hilpoltsteiner Mountainbike-Teams Wilier Force Germany: Durch den Straßenbau, für den gegenüber gerade ein Teil des Kränzleinsbergs "abrasiert" (Matheisl) werde, habe die Natur dort derzeit ganz andere Probleme. Er finde es daher "komisch, dass an der Stelle, wo gerade so viel zerstört wird, über Probleme mit Mountainbikern geredet wird."

Auch wenn in den vergangenen Jahren neue in der Region dazugekommen seien – die Wege am Kränzleinsberg "gab es schon in meiner Jugend". Gleichzeitig bestätigt er, dass die Routen "immer mehr eingefahren werden", was durch Faktoren wie den E-Bike-Boom, den verstärkten Nutzungsdruck wegen der Pandemie und nicht zu vergessen durch Motocross-Maschinen noch verschärft werde.

Fehlverhalten Einzelner

Außerdem, so fügt Welzenbach an, wüsste er gerne, wo die Leute in Zeiten von Reisebeschränkungen denn sonst fahren sollten, wenn nicht daheim vor der Haustür. "Und bei uns kann man nun mal sehr gut biken. Dann ballt es sich einfach irgendwann". Das Fehlverhalten Einzelner sorge dann schnell für Ärger.

Verbesserungsvorschläge? Da sind sich die drei einig: Reden, reden, reden – und zwar miteinander, nicht übereinander. Und nicht erst, wenn es zu spät ist.

Seiner Meinung nach wäre es das Beste, "wenn die Stadt Hilpoltstein die Situation positiv nutzt". Ein paar "feste Wege fürs Mountainbiken ausweisen, die pflegen und das dann bewerben. Das hätte ein Riesenpotenzial." Dadurch könne einerseits eine gewisse Lenkung erreicht werden, vermeiden lasse sich das Fahren im Gelände nämlich sowieso nicht. "Andererseits würde es der Stadt und der Region guttun, noch etwas anderes als den Challenge zu haben."

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