Sänger aus Georgensgmünd schlagen neue Töne an

21.4.2017, 19:19 Uhr
Sänger aus Georgensgmünd schlagen neue Töne an

© Foto: Regler

"Live ist life" schallt es durch die Dr.-Mehler-Halle. Seit einigen Wochen proben mehrere Dutzend Frauen und einige Männer neben anderen Stücken immer wieder das bekannte Pop-Lied der österreichischen Band Opus; als komplettes Stück oder einzelne Passagen, als ganzer Chor oder jede Stimme für sich.

Mittendrin Désirée Bäz. Sie dirigiert, gibt Hilfestellungen oder korrigiert, wenn die eine oder andere Stelle noch nicht richtig sitzt. Seit Oktober 2015 leitet die selbständige Gesangslehrerin aus Schwanstetten den Volkschor der Rezatgemeinde.

1904 gegründet, kann der Chor auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken. Seitdem hat sich einiges geändert; was in den vergangenen Monaten auch Désirée Bäz zu verdanken ist. Durch ihre Gesangsausbildung in Rock, Pop und Jazz brachte die Chorleiterin einen neuen Stil mit. "Der Name Volkschor ist eigentlich irreführend", erklärt sie, schrecke aber viele ab.

Denn das Repertoire der Gmünder Sängerinnen und Sänger umfasst deutlich mehr als nur Volkslieder. Im Gegenteil, der Anteil moderner Stücke wie "Über den Wolken" von Reinhard Mey oder "Ein Kompliment" von den Sportfreunden Stiller nimmt stetig zu.

Besonders freut Bäz, dass der Chor, den sie übernommen hat, offen für Neues ist. Egal ob deutsches oder englisches, klassisches oder modernes Lied, es machen alle mit: "Von der jüngsten Sängerin bis zum ältesten Chormitglied mit 84."

Allerdings geht es dem Chor ähnlich wie manchem Verein: Der Nachwuchs bleibt aus. Als im vergangenen Jahr auch noch einige Mitglieder aufhörten, war klar: "Wir müssen etwas tun." Nur was?

Ein Problem ist laut Chorleiterin Bäz beispielsweise, dass sich viele, vor allem junge Menschen, in ihrer Freizeit nicht mehr langfristig an etwas binden wollen. Anstatt in einen Sportverein mit den dazugehörigen Strukturen und Verpflichtungen einzutreten, entscheiden sich viele lieber für einen Kurs im Fitness-Studio, wo sie unkompliziert einige Stunden absolvieren können, aber keinerlei Verpflichtung eingehen.

Bei Chören lasse sich seit Jahren ein ähnliches Phänomen beobachten. Das Projekt Pop-Chor versucht, Lehren daraus zu ziehen. Neben modernen Liedern kommt die Idee dem Zeitgeist vor allem mit einer kurzen "Vertragslaufzeit" entgegen: Der Projektchor dauert von März bis Mitte Juli. Damit ist er quasi mit einem Sportkurs im Fitness-Studio vergleichbar – viel Spaß in der Gruppe, aber ohne langfristige Verpflichtung. Die Verantwortlichen hoffen so, Interessierte an das Erlebnis Chor heranzuführen. Und im Idealfall kommt der eine oder andere auf den Geschmack, bleibt und singt zukünftig im normalen Chor mit.

Seit einem Monat läuft das Projekt nun. Rund zehn neue Sängerinnen und Sänger haben sich auf das Abenteuer eingelassen. Jeden Mittwochabend proben sie zusammen mit dem Volkschor eine Stunde lang Poplieder wie Live is life oder Sweet dreams. Auch wenn sich Désirée Bäz zahlenmäßig "schon mehr erhofft hat", ist sie mit den Neuen, die jetzt dabei sind, sehr zufrieden. "Die Männer sind sehr fit", erzählt sie, da sie früher schon gesungen haben. Bei den Frauen seien zwar auch echte Einsteiger dabei, allerdings "sind es viele Frauen, das zieht mit."

Noch bis zum 12. Juli läuft der erste Pop-Projektchor in Gmünd. Bis dahin heißt es üben, üben, üben. Am Sonntag, 16. Juli, können die Mitglieder des Projektchors bei einem gemeinsamen Konzert mit dem Volkschor in der Synagoge zeigen, was sie gelernt haben. Neue Sängerinnen und Sänger sind übrigens jederzeit willkommen. Auch wenn das Projekt schon läuft, "ein Einstieg gibt auf jeden Fall noch Sinn", unterstreicht Chorleiterin Désirée Bäz, und zwar für jeden. "Die anderen ziehen einen mit."

Wer das Singen ausprobieren möchte, kann sich unter popchor-ggd @gmx.de melden oder schaut einfach bei einer der nächsten Proben mittwochs zwischen 20.30 und 21.30 Uhr in der Dr.-Mehler-Halle vorbei.

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