Showdown der Muskelmänner

8.5.2008, 00:00 Uhr
Showdown der Muskelmänner

© Tschapka

«Absolut Andy», über 100 Kilo schwer und ein Hüne, macht privat einen überraschend friedlichen Eindruck. Und das, obwohl er im Ring stets den «Fiesling» gibt. Höflich bietet er einen Kaffee an und erzählt mit ruhiger Stimme, wie aus Andreas Ullmann der Schwergewichts-Wrestler «Absolute Andy» wurde.

«Als Zehnjähriger habe ich meinen ersten Kampf im Fernsehen gesehen. Seitdem war es mein größter Wunsch, einmal selbst im Ring zu stehen», blickt er zurück und schwärmt von seinen Vorbildern, dem «Undertaker» oder «Brad ‚Hitman’ Hard», die damals die Szene dominierten, sich durch den Ring prügelten und ihre Kontrahenten ins Publikum warfen.

Seine eigene Karriere begann für den in Schwanstetten aufgewachsenen Sportler auf dem Fußballplatz. Beim FC Schwand, dem SV Leerstetten und dem TSV Heideck hütete er das Tor und lehrte bereits den Stürmern das Fürchten. Vergangenen Sommer bestritt er sein letztes Spiel, um sich anschließend ganz dem Wrestling zu widmen. «Das ständige Nach-dem-Ball-werfen und das schnelle Aufstehen waren ein gutes Training.» Doch wie wird aus einem Freizeitsportler ein Profi-Wrestler? «Mein erstes Training hatte ich mit 19 bei einem Verein in Nordrhein-Westfalen», erinnert sich «Andy», der zuvor schon beim Taekwondo Kampfsport-Erfahrungen gesammelt hatte. Ein Dreivierteljahr später bestritt er seinen ersten Kampf in Ostdeutschland - und verlor. Seitdem ging es für den gewichtigen Athleten aber nur noch bergauf: «Absolute Andy» kam beim Publikum an, der Respekt der Gegner wuchs.

Natürlich ging das nicht ohne Blessuren vonstatten. «Mein schlimmster Unfall war ein Kreuzbandriss, den ich mir allerdings außerhalb des Rings zugezogen habe», erzählt Andy, der daraufhin ein halbes Jahr lang mit geschientem Knie in den Ring stieg. Ansonsten sei er - abgesehen von blauen Flecken und hin und wieder einem gebrochenen Finger - von größeren Unfällen verschont geblieben.

Weltweit im Ring

Im Jahr 2004 war es dann soweit: «Absolute Andy» stieg zum ersten Mal als Sieger aus dem Ring. Ein Jahr später holte er seinen ersten Titel, wurde «Breakthrough Champion» bei der GSW-Europameisterschaft, damals noch im Mittelgewicht bis 100 Kilo. Seitdem steigerte er sein Kampfgewicht und sein Terminkalender wurde immer voller - ebenso wie seine Vitrine mit Pokalen. Allein im vergangenen Jahr bestritt er mehr als 100 Kämpfe, davon längst nicht mehr alle nur in Deutschland.

Einen der schönsten Momente erlebte der fränkische Hüne bei der GSW-Weltmeisterschaft 2007 in Gießen, als er den Titel gewann und von seinen Fans auf Schultern aus dem Ring getragen wurde. «Ein absolutes Gänsehautgefühl», erinnert er sich.

Und auch dieses Jahr begann erfolgreich für «Absolute Andy»: Im Januar gewann er den «Africa Cup», der in mehreren Ländern gegen Kämpfer aus der ganzen Welt ausgetragen wurde. Sogar ein Angebot aus Japan habe er bekommen, aber aus beruflichen Gründen abgelehnt.

Im «normalen Leben» studiert Ullmann Betriebswirtschaftslehre. «Ich könnte schon gut vom Wrestling leben, möchte aber zuerst mein Studium beenden», sagt er. Sich jetzt schon ganz dem Sport zu verschreiben, sei zu riskant. «Ich könnte mich verletzen, und ohne Vertrag ist man schnell weg vom Fenster. Bis jetzt hatte ich allerdings viel Glück und habe die richtigen Leute kennengelernt, die mich gefördert haben.»

Daneben hat der 24-Jährige bereits eine Menge treuer Fans. Von den Lesern der Zeitschrift Power Wrestling wurde er zu «Europas Wrestler des Jahres 2007» gewählt.

Am Samstag gilt es für «Absolute Andy» den in Roth errungenen Titel «GWP Dragonheart» gegen einen noch unbekannten Gegner zu verteidigen. Unter dem Motto «Focus on Optimum» steigen außerdem ab 19 Uhr der aus der Türkei stammende «Murat Bosporus», der Brite «Jonny Storm», die Amerikaner «Orlando Jordan», «Azrieal» und «Kid Kash», der Kanadier «Joe E. Legend» und viele andere schwergewichtige Wrestling-Stars in den Ring. TOBIAS TSCHAPKA