Skurriles aus Afrika im Schloss Ratibor

24.4.2015, 18:39 Uhr
Skurriles aus Afrika im Schloss Ratibor

„A bissler erschrecken könnt‘ mer schon“, meinte Bürgermeister Ralph Edelhäußer, als er den Ausstellungsraum betrat, „ich hatte es mir nicht gar so schlimm vorgestellt.“ Dass aus Frauenkörpern Schlangen herauskommen, sei schon „ungewöhnlich“. Das Thema Okkultismus zeige das Lebensgefühl und die Herkunft der Bilder. „Eine spannende Ausstellung, die auch Mut beweist“, lautete das Fazit des Stadtoberhaupts.

Wie kommt man dazu, solche grellen, handgemalten Filmplakate zu sammeln, deren Gewaltdarstellungen uns Europäer befremden und abstoßen? „Meine Frau und ich fahren gern nach Afrika und waren schon in 22 afrikanischen Ländern“, erklärte Dr. Wolfgang Stäbler, der hauptberuflich Historiker ist. Die Filmplakate würden sie seit zehn Jahren sammeln. 58 Exponate sind im Schloss Ratibor zu sehen, zuhause haben die Stäblers noch einmal 180. Ihre ungewöhnliche Ausstellung war unter anderem in der Münchner Pinakothek zu sehen.

Wer an afrikanische Kunst denke, „denkt zuerst mal an Trommeln, Speere und rituelle Tänze“, so Stäbler weiter. Es habe in Afrika keine Malerei in unserem Sinne gegeben, man habe lediglich Hauswände bemalt. Die Malerei sei erst in der Kolonialzeit nach Afrika gekommen. In der Filmwerbung habe man viele Dinge sehr drastisch dargestellt. Die afrikanische Gesellschaft sei früher „wenig alphabetisiert“ gewesen.

Das Kino in Afrika sei früher ein abgeschlossener Bereich gewesen. „Meist hatte man nur einen alten Fernseher, der sehr laut aufgedreht wurde und mit dem man Videos und DVDs abgespielt hat“, berichtete der Historiker. Mobile Filmvorführer seien übers Land gefahren, die Filmplakate habe man an Bäumen befestigt.

Sehr kurios

Daneben habe es auch die festen, schlichten und primitiven Kinos gegeben. Gezeigt wurden in erster Linie amerikanische, dann asiatische Filme, „erst später kamen die afrikanischen Filme“. Es habe sich um Billigproduktionen gehandelt, die auf uns zum Teil sehr kurios wirkten. „Im Gegensatz zu den drastischen, blutrünstigen Plakaten sind die Filme aber harmlos“, so Stäbler weiter. „Je reißerischer die Werbung ist, desto besser kommt etwas an.“

Oft würden Zauberpersonen auf Plakate gemalt, die zum Lachen reizen. Oft hätten die Kinofilme mehrere Teile gehabt und seien unendlich lang gewesen. Wer sich übrigens über afrikanische Spielfilme informieren will, der hat Gelegenheit, sich einen dieser Filme anzuschauen.

Diese Kinoszene sei heute aber vorbei, hob Stäbler hervor. Es gäbe nur noch wenige Maler, die diese Tradition der handgemalten Kinoplakate weiterführen. „Dieses Kunsthandwerk stirbt langsam aus.“ Heute sitze auch der Afrikaner lieber vor dem Fernseher.

Neben Geschichten aus der okkulten Glaubenswelt seien epische Familientragödien und Liebesschnulzen sowie Horrorgeschichten weitere beliebte Filmthemen. Die nigerianischen und ghanaischen Filme spiegelten auf eindrucksvolle Weise die westafrikanische Volkskultur wider. Vor allem Motive aus der Glaubenswelt, wie Hexerei und Zauberei, tauchten immer wieder auf. Ein charakteristisches Beispiel sei die Figur der Mami Wasta, ein nixenartiger Wassergeist mit Fischschwanz. Sie könne als Sirenen artige Verführerin auftreten, aber auch Krankheit und Leid bringen. In Vitrinen ausgestellt sind auch einige Figuren aus dem Bereich des Okkultismus und der Zauberei. So sieht man unterem anderem dreiköpfige Wesen oder eine Frau in Form einer Meerjungfrau.

Die Ausstellung „Teufel, Tod und Schwarzenegger“ im Museum Schloss Ratibor ist bis 5. Juli, dienstags bis sonntags, 13 bis 17 Uhr, zu sehen. Am 10. Mai (Muttertag) führt Dr. Stäbler um 15 Uhr durch die Ausstellung. Teile sind für Kinder nicht geeignet.

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