Landkreis Roth und Schwabach

So bereitet sich die Region auf ukrainische Flüchtlinge vor

Robert Gerner

Schwabacher Tagblatt

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28.2.2022, 14:40 Uhr
Alleine in Polen sind schon über 200<ET>000 Flüchtlinge angekommen. Hier trägt ein Ein Grenzbeamter einer Frau aus der Ukraine gehen nach ihrem Grenzübertritt von Schehyni nach Medyka Polen das Gepäck.

© Michael Kappeler/dpa, NN Alleine in Polen sind schon über 200<ET>000 Flüchtlinge angekommen. Hier trägt ein Ein Grenzbeamter einer Frau aus der Ukraine gehen nach ihrem Grenzübertritt von Schehyni nach Medyka Polen das Gepäck.

Hunderttausende Ukrainer haben seit Beginn des russischen Angriffskrieges ihre Koffer gepackt und befinden sich auf der Flucht. Alleine 200.000 haben schon die Grenze zu Polen passiert. Auch vor den Grenzübergängen zur Slowakei, zu Ungarn und Rumänien bilden sich lange Schlangen.

In Schwabach und im Landkreis Roth will man vorbereitet sein, wenn ein Teil der Kriegsflüchtlinge in der Region ankommt. Mehr als 100 Plätze stünden sofort zur Verfügung. Der Rother Landrat Herbert Eckstein glaubt allerdings nicht, dass es einen Massenansturm geben wird wie auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015/16.

"Das ist nicht vergleichbar." Denn: Schon vor der russischen Invasion waren Ukrainer in ganz Europa verstreut, alleine in Polen leben mehrere Millionen. Diese Auslands-Ukrainer sind der erste Anlaufpunkt für viele Frauen mit ihren Kindern, die dem Krieg entfliehen wollen. Viele kommen bei Verwandten in den Nachbarstaaten unter.

Darüber hinaus, so Herbert Eckstein, gebe es in diesen Nachbarländern auch staatlicherseits eine Welle der Hilfsbereitschaft. Dabei sind die von den Regierungen zur Verfügung gestellten Massenunterkünfte noch weitgehend leer. Herbert Eckstein vermutet, dass zunächst einmal gar nicht so viele Betroffene nach Deutschland weiterreisen, sondern vergleichsweise heimatnah die weitere Entwicklung abwarten wollen. "Anders als 2015/16 werden die Menschen nicht durchgereicht", so Eckstein

116 Plätze, sofort

Für den Fall der Fälle ist man aber gerüstet. In den regulären Flüchtlingsunterkünften im Landkreis Roth habe man derzeit 56 Plätze frei, berichtet der Landrat. Darüber hinaus habe man Vorverträge mit privaten Vermietern. "Da könnten wir ebenfalls ganz schnell 60 weitere Plätze zur Verfügung stellen, vor allem für Frauen mit Kindern."

Wie bei früheren Krisen schaue man sich verschiedene Hallen an, die als Notunterkünfte geeignet wären. Das frühere Hilpoltsteiner Krankenhaus, für das seit Jahren nach einer passenden Verwendung gesucht wird, könnte in vergleichsweiser kurzer Zeit ebenfalls reaktiviert werden. Ecksteins Fazit: "Wenn Leute zu uns kommen und Unterkunft oder andere Unterstützung brauchen, dann sind wir vorbereitet".

Darüber hinaus sind im Landratsamt schon Anrufe von Privatleuten eingegangen, die Wohnraum zur Verfügung stellen würden. Darunter von einigen mit ukrainischem Pass. Im Landkreis leben jetzt schon 189 Ukrainer, in Schwabach 162. Bei ihnen würde sicher auch die eine oder andere Flüchtlingsfamilie vorübergehend unterkommen.

Turnhalle "ertüchtigen"

Die Stadt Schwabach bereitet sich ebenfalls darauf vor, Menschen zu helfen, die wegen des Krieges aus der Ukraine flüchten müssen oder nicht in ihr Heimatland zurückkehren können. Schwabacher, die Hilfsangebote machen möchten, sollen sich unter der Rufnummer (09122) 860-421 oder unter der E-Mail-Adresse buergerengagement@schwabach.de melden.

Das können zum Beispiel Wohnungsangebote oder ehrenamtliche Unterstützung beispielsweise als Dolmetscher sein. Die Angebote werden zunächst gesammelt und je nach Bedarf in den kommenden Tagen und Wochen abgerufen. Schon bevor die Stadt die Telefonnummer öffentlich gemacht hat, hat es am Montagvormittag etwa ein Dutzend Anrufe von Leuten gegeben, die Wohnraum zur Verfügung stellen oder sonst in irgendeiner Weise helfen wollen.

Die Stadt selbst will die Wöhrwiesen-Turnhalle, die schon mehrfach als Flüchtlingsunterkunft gedient hat, wieder ertüchtigen. Die weitere Bestandsaufnahme läuft, wobei die Stadt insofern in einer etwas prekären Lage ist, weil sie erst vor Kurzem nach einem Brand in der Flüchtlingsunterkunft beim Markgrafensaal für eine Reihe von Leuten neue Wohnungen suchen musste. "Das ist auch gelungen, aber die Kapazitäten in der Stadt sind natürlich nicht unbegrenzt", sagt Pressesprecher Jürgen Ramspeck.

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