Y-Titty im Interview: "Bloß noch wie am Fließband"

20.12.2015, 17:18 Uhr
Y-Titty im Interview:

© Foto: privat

Wie fühlt es sich für euch an, dass es Y-Titty jetzt nicht mehr gibt?

TC: Gut. Im ersten Moment war das zwar sehr emotional, aber es ist auch ein befreiendes Gefühl.

Phil Laude: Die Zeit, wo sich alles sortiert hat, war schon schwierig. Aber wir sind total happy über die Resonanz, die wir auf unser #endlich-Video bekommen haben. Ich denke, es ist richtig gewesen, uns mit einem Video zu verabschieden.

TC: Wir wollten es auf Y-Titty-Art machen.

Was war denn eigentlich der Grund für eure Trennung?

Phil: Wir haben das zehn Jahre lang zusammen durchgezogen. Da ist es klar, dass die Ziele irgendwann auseinander gehen. Wir verlieren uns deshalb ja als Freunde nicht aus den Augen.

Als Kreative ist es aber wichtig, neue Inspirationen zu kriegen, man braucht einen Tapetenwechsel. Dass wir es so weit schaffen, damit hätten wir eh nie gerechnet. Und es heißt doch schließlich immer, man soll aufhören, wenn’s am Schönsten ist. Oder wenn man merkt, dass es einfach nicht mehr so gut ist.

Du produzierst nur noch, wenn du einen festen Uploadtag hast. Und wenn du dann noch andere kreative Ideen hast, wie man ein Video besser machen kann, kannst du die nicht mehr einbauen, weil du weißt: Freitag muss es online gehen. Das war irgendwann bloß noch wie am Fließband.

Was hat sich verändert? Ist euch irgendwann die Leidenschaft verloren gegangen?

Phil: Die Leidenschaft für Comedy war immer da. Aber wir waren in einer selbstgeschaffenen Schublade drin als YouTuber. Wir wollten uns nicht mehr länger in diese Schublade pressen lassen.

Die Plattformen wandeln sich außerdem, das merkt man auch bei YouTube. Jetzt gibt es viel Schminki, Schminki oder Leute die Videospiele spielen und kommentieren.

Wir wollen trotzdem das machen, worauf wir Bock haben. YouTube ist nicht alles. Wir haben gerade die Möglichkeit, zu entscheiden, worauf wir Bock haben und diese Chance sollte man nutzen...

Klingt fast, als hättet ihr keine Lust mehr auf YouTube gehabt. Gab es denn einen bestimmten Punkt, an dem bei euch die Luft raus war?

Phil: Einen richtigen Punkt gab es nicht. Das ist eher eine Entwicklung gewesen. Da sind doch immer Phasen, in denen man keinen Bock hat und Phasen – da macht’s richtig Spaß!

Eigentlich hatten wir schon vor Monaten die Entscheidung getroffen, dass wir mit Y-Titty aufhören. Wir haben nur Zeit gebraucht, das zu verarbeiten, uns das einzugestehen. Und wir wollten im Y-Titty-Style aufhören. Da haben wir natürlich überlegt, wie.

War es denn schwierig für euch? Nach all den Jahren…

Phil: Man guckt ja auch, was die Community so schreibt und haben gemerkt: Es ist Zeit für eine Antwort. Wir wollten das nicht planlos beenden, aber doch unbedingt noch dieses Jahr machen.

Es war deshalb schwierig, weil’s so lange gedauert hat. Wir wollten mit unseren Videos immer lustige Themen vermitteln und da sollte unser letztes Video nicht so traurig sein. Y-Titty steht ja auch für YouTube, die Marke ist ein Aushängeschild der YouTube-Generation. Wir wollten Y-Titty als Marke so stehen lassen.

Und eigentlich ist es auch nichts Trauriges, dass wir jetzt aufhören, es gibt Schlimmeres...

Euer letztes Video klang schon ein bisschen wie eine Generalabrechnung mit Vielem, oder? Ihr lästert da über Youtube, Geldgeilheit und die Medien...

Phil: Jein. Wir sehen es privat recht gelassen, man kann die Entwicklung auch nicht verteufeln. Es war schließlich auch eine Chance. So ist das Leben.

TC: Ich finde es ziemlich schade, dass die Künstler in Deutschland sich oft selbst so ernst nehmen. Deswegen haben wir Vieles auch sehr ironisch angesprochen und ein ebenso ironisches Video produziert.

Was aus eurem #endlich-Video kann man denn ernst nehmen?

Phil: TC, küss’ mich! (Anmerkung: Im Video verkündet Phil, dass TC schwul ist). (Beide lachen)

War das für eure Fans nicht ein bisschen heftig?

Phil: Wir hatten erwartet, dass uns viele Leute deabonnieren. Aber die Abos sind massiv gestiegen, wir haben aktuell jeden Tag 2000 neue Abonnenten.

TC: Wir hatten von einigen Leuten sogar Glückwünsche bekommen, weil das Video bei vielen so gut angekommen wäre.

Ihr seid darin auch fast wieder zu alter Form aufgelaufen.

TC: Ja, das hat uns viel Spaß gemacht. Der Dreh war aber auch wichtig für die Motivation, er hat uns nochmal richtig gepusht.

Wir haben über 30 Stunden daran gearbeitet. Obwohl wir am Tag vor dem ersten von zwei Drehtagen schon dachten, dass es nicht klappen würde.

Aber dann haben wir in klassischer Manier spontan Komparsen organisiert und improvisiert. Wenn man kreativ werden will, muss man improvisieren.

Unsere Fans wollten ja schließlich immer das Kreative. Trotzdem war es eine Low-Budget-Produktion.

Phil: (flüstert )Fünf Milliarden.

(Beide lachen)

Das glaube ich euch nicht ganz. Aber Spaß beiseite, wie habt ihr denn gleich nach dem Upload gefeiert? Sektdusche oder doch eher einander heulend in den Armen gelegen?

TC: Wir haben mit den Leuten bei uns im Büro angestoßen und gefeiert, erst den #endlich-Song reingemacht und dann Justin Bieber. (lacht)

Wie geht es jetzt weiter für die Jungs?

Phil: Oguz will lieber hinter der Kamera stehen und in der Social Media-Beratung aktiv werden. Wir haben ja schließlich einiges an Erfahrungen gesammelt, wie man in Social Media Reichweite generiert.

TC: Ich mache auf YouTube weiter, ich hab voll Bock drauf – und es ist die schnellste Möglichkeit, kreativ zu werden. Genaueres kann ich dazu aber noch nicht sagen.

Phil: Ich habe in den letzten Monaten an einem Show-Konzept gearbeitet. Ich plane eine Social Comedy-Show, die multimedial ausgestrahlt werden soll. Jeder sollte sie sich da angucken können, wo er will – ob das jetzt YouTube ist oder im Fernsehen.

Ich will mich dabei ein bisschen an amerikanischen Shows orientieren, wo die Künstler oft viel selbstironischer sind und wo zum Beispiel nach einem Sketch über Brad Pitt am Ende der echte Brad Pitt reinkommt oder so.

Ich glaube, in dieser Richtung ist es einfach Zeit für den nächsten Step. Vom Humor her will ich eine Spur reifer werden, aber es dürften sich auch Humor-Elemente von Y-Titty darin wiederfinden.

TC: Eine Spur Y-Titty wird, glaube ich, eh bei uns allen bleiben. Ich bin mal gespannt, wo die Reise hingeht.

In zehn Jahren gibt es dann die große Revival-Tour – gemeinsam mit den Backstreet-Boys. (Beide lachen).

Da sind wir auch mal gespannt. Und was habt ihr demnächst konkret vor? Erstmal Urlaub?

Phil: Ne, Urlaub gibt es für uns nicht. Die Findungsphase ist vorbei. Schon bevor wir das Video gedreht hatten, wussten wir eigentlich, wo es hingeht. Für uns starten gleich unsere neuen Projekte.

 

Mit Philipp Laude und Matthias Roll sprach:

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