Auch die Schwabacher hatten einst ihren „FC Bayern“

5.1.2014, 10:08 Uhr
Auch die Schwabacher hatten einst ihren „FC Bayern“

© Fotoarchiv Hans P. Grießhammer

Noch heute nennt man das dortige Wohngebiet, den Parkplatz und die Kleingartenkolonie „Am Bayernplatz“.

Was hatte dieser Verein mit dem FC Bayern München gemeinsam? Sowohl der Münchener, wie der Schwabacher „FC Bayern“ gehörte zur besseren Gesellschaft.

Auch die Schwabacher hatten einst ihren „FC Bayern“

© Archiv SC 04 Schwabach

Wie dem Historischen Stadtlexikon Schwabach, der Chronik 150 Jahre TV 1848 von 1998 und der Vereinsgeschichte des Turn- und Sportvereins 1904 Schwabach e.V. von Heinrich Schlüpfinger (Schwabacher Heimat Nr. 2 vom November 1995) zu entnehmen ist, schied wegen Kompetenzstreitigkeiten zwischen den verschiedenen Sportverbänden, welche sich auch bis auf Vereinsebene niederschlugen, im Oktober 1925 die Fußballabteilung mit 34 Mitgliedern aus dem TV 1848 unter Federführung von Karl Fuchs aus und nannte sich nunmehr FC Bayern. Der FC Bayern schloss sich dem Deutschen Fußballverband an und errichtete in Limbach östlich des Waldfriedhofes eine neue Sportplatzanlage mit einem Tennisplatz.

Verein der Honoratioren

Die Neugründung wurde bald zum „Verein der Honoratioren“. Viele seiner Mitglieder hatten in Schwabach Rang und Namen und spielten eine Rolle im öffentlichen Leben. Als im Jahre 1933 im Zuge der Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten der als „linker Arbeiterverein“ eingestufte TSV 04 verboten wurde, wechselten dessen Fußballer zum FC Bayern, den man als bürgerlichen Verein weiter tolerierte.

Auch die Schwabacher hatten einst ihren „FC Bayern“

© Fotoarchiv Hans P. Grießhammer

Durch den Eintritt der bewährten Fußballer des TSV 04 zum „FC Bayern“ gab es bei den „Bayern“ einen großen Auftrieb. Sie schafften 1935 den Aufstieg zur Kreisklasse. Als Trainer wirkte von 1933 bis 1945 Karl Kolb, der sein umfangreiches Wissen zur Verfügung stellte. Von da an bis zum Kriegsbeginn 1939 waren die „Bayern“ eine der erfolgreichsten mittelfränkischen Mannschaften. Ihr Vorsitzender war 1925 Alfons Müller, 1930 der Goldschlägermeister Max Stark und 1936 der Fabrikbesitzer Georg Weghorn.

1939 wurden die Spieler im wehrfähigen Alter zum Kriegsdienst eingezogen. So musste der Spielbetrieb mit Jugendlichen, Zurückgestellten, Urlaubern und Soldaten aus der Schwabacher Kaserne durchgeführt werden. Dass auf Soldaten zurückgegriffen werden konnte, war ein Verdienst des späteren Polizeibeamten Helmut Lauterbach.

Nach Kriegsende 1945 traten die Mitglieder des FC Bayern dem wiedergegründeten TSV 04 bei, und der Verein löste sich nach rund 20 Jahren wieder auf.

Wichtiges Dokument

Ein wichtiges Dokument über diesen Verein besitzt der SC 04 Schwabach in seinem Archiv. Es handelt sich um eine „Fest-Schrift, verfasst aus Anlass der Durchführung der Oster-Turnier-Spiele des F.C. Bayern Schwabach“ vom 11./12. April 1925. Die eingeladenen Gastmannschaften waren der Sport-Club 04 Sonneberg, der Sport-Club Schwabach und der V.f.R. Nürnberg.

In dieser Festschrift sind neben den Mitgliedern der Verwaltung und des Spielausschusses noch die 1. und 2. Voll-Mannschaft sowie die 1. und 2. Jugend-Mannschaft jeweils mit Namen abgebildet.

Auch die Schwabacher hatten einst ihren „FC Bayern“

© Seyferth

Die letzten noch lebenden Spieler des FC Bayern Schwabach dürften die beiden Schwabacher Urgesteine Eugen Karpf und Egon Fuchs sein. Eugen Karpf spielte damals in der Jugend und bei den Junioren, Egon Fuchs in der Schülermannschaft. Als es das Vereinsheim noch nicht gab, mussten sich laut Karpf die Fußballer, auch die Gastspieler, im nahe dem Bahnhof gelegenen „Limbacher Bräustübl“ umziehen und dann zum Fußballplatz laufen. Nach den Erinnerungen von Egon Fuchs wurde die Clubmannschaft für das Freundschaftsspiel gegen den FC Bayern Schwabach mit einem von Karl Fuchs gestifteten Schlachtschüssel-Essen entschädigt.

Nach der Neugründung des TSV 04 Schwabach nach dem Krieg stand der Bayernplatz für den Spielbetrieb den Fußballspielern noch einige Zeit zur Verfügung, da das eigene Sportgelände an der Wiesenstraße durch die Sturmreiter der Nazis unbespielbar geworden war.

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