Corona und die Feuerwehr: Routine vor Ausbildung in Roth und Schwabach

2.5.2021, 06:00 Uhr
Corona und die Feuerwehr: Routine vor Ausbildung in Roth und Schwabach

© Foto: Marco Frömter

Der "Routinebetrieb" findet laut Heller allerdings statt – mit Einschränkungen: Die Hände vor jedem Einsatz zu desinfizieren und das Tragen von FFP2-Masken gehöre seit Ausbruch der Pandemie zum Alltagsgeschäft. Doch nicht nur das: "Unsere Löschzüge rücken unterbesetzt aus, und viele Aufgaben wurden beispielsweise an das Baubetriebsamt der Stadt Schwabach abgetreten", so Heller. Dies gelte im Wesentlichen für Einsätze wie Äste von der Fahrbahn räumen oder Ölspuren beseitigen: "Alles wurde stark reduziert."


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Der Tagesbetrieb würde trotz allem "normal weiterlaufen". Dabei achtet Heller darauf, dass die Einsatzzeiten so kurz wie möglich ausfallen und der Kontakt zwischen den Feuerwehrleuten auf einem absoluten Minimum gehalten wird. Dies gelte insbesondere bei der Zusammenarbeit mit anderen Einsatzkräften wie Polizei oder Rettungsdiensten. Die Gruppenstärke der ausrückenden Feuerwehrleute sei bis auf Weiteres auf maximal neun Personen begrenzt. Die sonst übliche Vorgehensweise, durch andere Feuerwehren bei Einsätzen unterstützt zu werden, sei ebenfalls ausgehebelt: "Die Vermischung mit Löschzügen anderer Feuerwehren muss vermieden werden."

Sturmschäden haben zugenommen

Durch diese Einschränkungen sei es ein völliger Irrglaube, die Feuerwehren hätten gerade nichts zu tun. Denn: Genau das Gegenteil ist der Fall. "Im vergangenen Jahr haben wir 598 Einsätze registriert", bilanziert Heller aufgrund einer aktuell vorliegenden Statistik – eine Einsatzmehrung von über sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies sei allerdings nicht Corona geschuldet: "Sturmschäden haben uns vermehrt beschäftigt."


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Durch "Lockdown & Co" konnten sogar weitere Einsätze vermieden werden: "Die Leute sind zuhause und haben bei Kleinbränden oftmals selbst reagiert." Einzig und allein die Aus- und Weiterbildung bliebe auf der Strecke. Zwar gebe es Empfehlungen seitens Ministerium und Feuerwehrverband, kleine beziehungsweise absolut notwendige Maßnahmen veranstalten zu dürfen. Doch der Schwabacher Stadtbrandrat bleibt konsequent: "Wir werden kein Risiko eingehen. Es wäre bitter, wenn die komplette Feuerwehr im Stadtgebiet in Quarantäne gesteckt werden würde."

Digitale Schulungen

Ein ähnliches Szenario zeichnet Markus Dombrowsky für die Freiwillige Feuerwehr in Roth auf. Aufgaben seien in der Kreisstadt bislang nicht abgegeben worden, erklärt der Kommandant. Problematisch sei derzeit die Personalpolitik: "Es herrscht großer Notstand. Wir haben viele Neulinge, aber ohne Ausbildung darf niemand ran." In Sachen Ausbildung müsse unbedingt etwas getan werden. "Wir starten noch in diesem Monat mit digitalen Schulungen." Überlegungen, ob zudem eine Grundausbildung in "entsprechender Art und Weise" durchgeführt werden könne, stünden derzeit im Vordergrund.


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Insbesondere die Feuerwehren der Rother Ortsteile würden mittlerweile starke Ausbildungsdefizite beklagen. Die Entscheidung, ob weiter unterrichtet werden dürfe, liege in der jeweiligen Verantwortung der Kommandanten. In enger Absprache mit der Stadtspitze sei festgelegt worden, dass die praktische Aus- und Weiterbildung weiterhin ruhen müsse – insbesondere ab einem Inzidenzwert von über 100.

Kameradschaft leidet

Ein Einsatzmehraufkommen wegen Corona erkannte auch Dombrowsky nicht: "Die Menschen sind daheim und bemerken schnell, wenn auf dem Herd etwas anbrennt."

Nicht zuletzt werde die Kameradschaft durch die Pandemie völlig in Mitleidenschaft gezogen. "Wir kommen vom Einsatz und verlassen die Wache sofort danach." Normalerweise würden Geschehnisse im Kreise der Kameraden besprochen: "Das hilft sehr dabei, Erlebtes besser verdauen zu können. Das Menschliche bleibt jetzt völlig auf der Strecke." Oberstes Gebot sei weiterhin: "Die Feuerwehr muss einsatzbereit bleiben."

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