Die Kirche groovt zum Auftakt der "Jazz & Blues Open"

29.4.2015, 08:07 Uhr
Das afrikanische Gesangstrio "MoZuluArt" begeisterte mit dem österreichischen "Ambassade Streichquartett".

© Hans von Draminski Das afrikanische Gesangstrio "MoZuluArt" begeisterte mit dem österreichischen "Ambassade Streichquartett".

Der Crossover, die Vermischung der Stile, die Hochzeit von E und U wird gerne beschworen und selten erreicht. Oft bleiben jene, die Weltmusik-Fusionen anstreben, in einer gewissen Mittelmäßigkeit hängen, der man im besten Fall das Prädikat "ganz nett" vergeben kann. Im schlimmsten Fall kommt grausiger Kitsch heraus, wenn man falsch verstandenen Weltmusik-Visionen hinterher läuft.

Ganz anders jene Sphärenkollision in lustvoller Zeitlupe, die das afrikanische Gesangstrio "MoZuluArt" mit dem österreichischen "Ambassade Streichquartett" zelebriert: Vusa Mkhaya Ndlovu, Dumisani Ramadu Moyo und Blessings Zibusiso Nqo Nkomo stammen aus Zimbabwe, der Pianist Roland Guggenbichler aus Wien. Ihre gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Phänomen "Mozart" erinnert an jene virtuose Grenzüberschreitung, die vor ziemlich genau 30 Jahren der amerikanische Popsänger Paul Simon wagte, als er sein bis heute stilbildendes Album "Graceland" mit südafrikanischen Musikern produzierte.

Nur dass als Sujet, als zu transformierender Grundstoff hier oft nicht vergleichsweise simple Popsongs herhalten müssen, sondern das bisweilen komplexe Kompositions-Filigran der Wiener Klassik, wie es Wolfgang Amadé Mozart entscheidend prägte.

Die Kirche als Partyort

Die Auseinandersetzung mit dem Genie des 18. Jahrhunderts gerät den ungleichen Partnern vielleicht deshalb so verblüffend selbstverständlich, weil Mozart ein Faible für ohrwurmige Melodien mit Wiedererkennungswert hatte. Und weil zu keiner Zeit der Versuch unternommen wird, afrikanische Musik zu "europäisieren". Das aus Mitgliedern der Wiener Symphoniker bestehende "Ambassade Streichquartett" ist dabei die Sahne, welche die feine Melange abrundet. Satter Harmoniegesang trifft auf präzise Instrumentalkunst mit eingebautem Groove-Faktor: Das reichte vor ein paar Jahren locker, um das Publikum der Wiener Festwochen zu begeistern - und holt auch die Wendelsteiner wenigstens gegen Ende des Konzerts von den Kirchenbänken.

Es wirkt halt schier unwiderstehlich, wenn die Sarastro-Arie "In diesen heiligen Hallen" aus Mozarts "Zauberflöte" zu einem synkopierten Pop-Terzett mutiert, die Kirche sich zum Partyort verwandelt, eine Ikone der abendländischen Musikkultur ganz selbstverständlich vom Sockel geholt wird. Der stehende Beifall am Schluss spricht für sich. Wolferl hätte es wahrscheinlich auch gemocht.

Am Donnerstag, 30. April, 20 Uhr, tritt die amerikanische Soulsängerin Randy Crawford in der Eventhalle des FV Wendelstein auf. Für das Konzert gibt es noch Karten. Zum Maifeiertag wird bei freiem Eintritt ein Open Air im Wendelsteiner Altort geboten. Dabei ist unter anderem Jasmin Tabatabai mit ihrem neuen Jazzprojekt zu erleben.

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