Eckhard Göll sagt den Schwabacher Grünen leise Servus

8.6.2021, 17:59 Uhr
Viele Jahre war Eckhard Göll (rechts) engagierter Streiter für grüne Politik in Schwabach. Jetzt verlässt er aber Partei und Fraktion.

© Archiv-Foto: Robert Schmitt Viele Jahre war Eckhard Göll (rechts) engagierter Streiter für grüne Politik in Schwabach. Jetzt verlässt er aber Partei und Fraktion.

Paukenschlag im Schwabacher Stadtrat: Eckhard Göll (Bündnis 90/Die Grünen) hat die Partei verlassen und auch der Fraktion im Stadtrat den Rücken gekehrt. Das hat der 58-Jährige in einer kurzen Pressemeldung mitgeteilt.

Göll ist eines der Urgesteine im Schwabacher Stadtrat. 1990 wurde er erstmals gewählt, bis 2008 hatte er im Gremium Sitz und Stimme für die CSU. 2002 galt er als potenzieller OB-Kandidat gegen den seinerzeit letztmals kandidierenden Hartwig Reimann. Die CSU schickte seinerzeit aber lieber Rosy Stengel ins Rennen und gab dem damaligen Bankdirektor und Wirtschaftsfachmann einen Korb.

Von der CSU zu den Grünen

Nach 2008 verließ Göll die CSU und schloss sich später den Grünen an. Für die Öko-Partei wurde er 2014 und 2020 wieder in den Stadtrat gewählt, zusammengenommen kommt er damit auf mittlerweile 25 Jahre im "Stadtparlament".

Dass er sich von den Grünen jetzt wieder abwendet, habe "ausschließlich bundespolitische Gründe", so Göll. "Manche Entwicklungen in den vergangenen 15 Monaten haben mir nicht so gefallen." Welche Entwicklungen das sind, wollte er auf Nachfrage aber nicht sagen. Denn: "Ich will keine schmutzige Wäsche waschen."

Für ihn sei es aber konsequent, mit dem Austritt aus der Partei auch die Fraktion zu verlassen, auch wenn ihm dies als ehemaligem Mitglied des grünen Kreisvorstands in Schwabach und aufgrund teils enger, freundschaftlicher Beziehungen und vieler positiver Erfahrungen in der Fraktion und im Kreisverband "außerordentlich schwer gefallen" sei.

Künftig Einzelkämpfer

Die Fraktion verlässt Göll, nicht aber den Stadtrat an sich. "Meine politischen Ideale und Ziele in ökologischer, sozialgemeinschaftlicher und bürgerrechtlicher Hinsicht sowie meine Erfahrungen und Kompetenzen insbesondere in kommunalpolitischer und ökonomisch- finanzwirtschaftlicher Hinsicht möchte ich weiterhin im Stadtrat für Schwabach, für meine Wählerinnen und Wähler sowie für die Bürgerinnen und Bürger einbringen", schreibt Eckhard Göll, Bruder des Kammersteiner Bürgermeisters Wolfram Göll (CSU). Sein Mandat als künftig partei- und fraktionsloses Mitglied des Stadtrats wird er deshalb weiter ausüben.

"Da geht ein kluger Kopf"

In der Grünen-Fraktion hat Gölls Schritt für Bedauern gesorgt. "Da verlässt ein wirklich kluger Kopf die Fraktion, der fachpolitisch viele Impulse gegeben hat und der gerade im Schwabacher Norden gut vernetzt ist", sagt Fraktionssprecher Klaus Neunhoeffer. Allerdings werde durch Gölls Weggang das Wahlergebnis von 2020 ein bisschen verfälscht. Deshalb wäre es aus Neunhoeffers Sicht noch konsequenter gewesen, wenn Eckhard Göll auch sein Stadtratsmandat zurückgegeben hätte. Oder, zweite Alternative: Göll hätte trotz Parteiaustritt auch Fraktionsmitglied bleiben können. "Wir haben ihm das angeboten und ans Herz gelegt", sagt Neunhoeffer.

Es wäre für beide Seiten eine Win-Win-Situation gewesen. Die Grünen wären im 40-köpfigen Stadtratsgremium weiterhin zweistellig gewesen (zehn Stadtratsmitglieder) und Göll hätte seine Ausschusssitze und Sonderaufgaben (Pfleger für die Grund- und Förderschulen) behalten können.

Co-Fraktionsvorsitzende Christiane Krieg hofft, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. "Ich habe Respekt vor Eckhard Gölls Entscheidung, aber ich habe das Gefühl, dass das Thema noch nicht abgefrühstückt ist."

Detlef Paul war der Erste

Wie dem auch sei: Göll ist in der laufenden Wahlperiode zwar der erste Grünen-Stadtrat, der eine Fraktion verlässt. Noch prominenter war im September 2020 aber der Fall Detlef Paul. Der langjährige Fraktionschef der CSU hatte damit gehadert, dass er im Vorfeld der Kommunalwahl 2020 vergleichsweise weit hinten auf der Liste platziert worden war. Er kam trotzdem wieder ins Gremium, wurde dann aber von der CSU bei der Wahl zum (erweiterten) Fraktionsvorstand nicht mehr berücksichtigt. Paul verließ Partei und Fraktion und schloss sich den Freien Wählern an.

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