Erlanger Erfolgsgeheimnisse

19.1.2008, 00:00 Uhr
Erlanger Erfolgsgeheimnisse

© Göll

Matthias Thürauf hatte das Erlanger Stadtoberhaupt als «einen der Top-Kommunalpolitiker in Bayern» begrüßt: «Sie haben eine großartige Erfolgsbilanz hingelegt. Wir sind in Schwabach zwar so selbstbewusst, dass wir keine Ratschläge brauchen, aber auch so schlau, dass wir bei Ihnen gerne abschauen.» Auch in Schwabach gebe es innerhalb der Verwaltung viel zu tun, so Thürauf.

Balleis stellte die Maxime auf: «So wie alle Unternehmer auf zufriedene Kunden Wert legen, müssen die Kommunalpolitiker auch Wert legen auf zufriedene Bürger. Denn wir stehen alle auf der Gehaltsliste der Bürger. Ein OB muss jeden Tag darüber nachdenken: Wie kann ich meine Stadt bürgerfreundlicher machen?»

«Der richtige Mann»

Für Schwabach bedeute dies: «Matthias Thürauf ist der richtige Mann für Schwabach. Er wird mit neuen Ideen, seiner klaren Zielsetzung und seiner Führungskompetenz, die er auf diversen Ebenen bereits bewiesen hat, die Stadt Schwabach entscheidend voranbringen. Und dazu: Sorgen Sie bitte für eine starke CSU im Stadtrat. Nur mit einer entsprechenden Mehrheit kann der OB seine Ideen und Konzepte durchsetzen.»

«Auf den Oberbürgermeister kommt es an», betonte Balleis. Ein OB müsse seine Beamten motivieren: «Mit dem Satz ,Das haben wir schon immer so gemacht‘ braucht mir keiner zu kommen. Sondern: Verantwortung delegieren, gemeinsame Ziele festlegen und Kontrolle. Dann Lob oder Sanktionen. Diese Systemumstellung schlägt an: Unsere Stadtverwaltung arbeitet heute nachweislich wesentlich effektiver und bürgerfreundlicher als vor zwölf Jahren.»

Ein zentrales Bürgeramt

So würden in Erlangen nun alle Vorgänge, die nicht unbedingt in einem Fachamt bleiben müssten, von einem zentralen Bürgeramt erledigt: Personenstand, Sterbefälle, Heiraten, Autoanmeldung, Müll. «Der Bürger kann auch sofort bei demselben Beamten die Gebühren zahlen, nicht erst umständlich zur Kasse dackeln, wieder anstehen, zurück, wieder anstehen. Früher mussten die Bürger oft viermal warten, bis sie ihr Anliegen erledigt hatten, und das noch in unterschiedlichen Amtsgebäuden. Heut nur einmal, und das kürzer.»

Ebenfalls sei eine Anliegen-Stelle eingerichtet worden, die Eingaben von Bürgern unter Umgehung der Diensthierarchie direkt mit dem zuständigen Sachbearbeiter kläre und dem Bürger zeitnahe Antworten garantiere. Balleis hatte Thürauf eine Dokumentation über die Modernisierung der Erlanger Verwaltung zwischen 2000 und 2007 mitgebracht, die dieser als wichtige Anregung für die eigene künftige OB-Tätigkeit entgegennahm.

«Warten Sie noch ein bisschen»

Für Erheiterung sorgte ein Zwischenruf eines Unternehmers an Balleis’ Adresse: «Wir wandern aus und kommen zu Ihnen!», zumal die Antwort von Thürauf nicht ausblieb: «Warten Sie noch ein bisschen!» Tosender Beifall und Gelächter quittierten diese schlagfertige Reaktion.

Der Unternehmer, Hans-Karl Schuler, schenkte Matthias Thürauf anschließend eine Glühbirne: «Ich lasse das sogar testamentarisch festlegen: So lange Sie in Schwabach regieren, bekommen Sie jeden Monat eine Glühbirne, und die Energie-Effizienz wird entsprechend Ihres Erfolges erhöht.»

Familienfreundlichkeit, Förderung des Ehrenamtes, Finanzpolitik und Investitionsanreize stellte Siegfried Balleis als weitere Schwerpunkte seiner Tätigkeit heraus. So sei Erlangen von der höchstverschuldeten Großstadt Bayerns 1996 zu der mit dem zweitniedrigsten Schuldenstand - nach Augsburg - geworden. «Die Zinszahlungen lagen 1996 umgerechnet bei 35 000 Euro monatlich. Jetzt nur noch bei 25 000 Euro. Das ist eine enorme Entlastung.»

Führend in Medizintechnik

Viele neue Unternehmen hätten sich in Erlangen angesiedelt oder hätten sich vergrößert, weil es gelungen sei, Forschung, Anwendung, Produktion und Dienstleistung zu bündeln: «Das ist ebenfalls eine Aufgabe des OB: Unterschiedliche Kräfte sinnvoll zusammenspannen. Das kann enorm viel bewirken. Heute sind wir eindeutig der führende Medizintechnik-Standort Deutschlands. Siemens steuert zwölf der 15 neuen Geschäftsgebiete aus Erlangen. Damit haben wir München eindeutig den Rang abgelaufen.» Die Zahl der Arbeitsplätze sei deutlich gestiegen, von 78 000 im Jahr 1996 auf 90 000 heute.

Erlangen habe unter seiner Führung ebenfalls stark auf Familienfreundlichkeit und Förderung des Ehrenamtes gesetzt, sagte Balleis. Dabei sei die Stadtverwaltung selber mit gutem Beispiel vorangegangen: «Heute haben wir etwa 100 verschiedene Arbeitszeitmodelle für junge Frauen und auch junge Männer. Es ist ein zentrales Ziel, dass Familie und Beruf miteinander vereinbar sind.»