"Ich fand’s anfangs nicht so cool"

23.12.2019, 15:00 Uhr

© Foto: Alfred Bechtold

Das ist gewiss neu bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres im Landkreis Roth: Unter den fünf nominierten Damen befindet sich die stärkste 17-Jährige Deutschlands. Amelie Hörner ist Deutsche Meisterin der Gewichtheberinnen ihrer Altersklasse. Beim ASV Neumarkt wird sie von einer Trainerlegende betreut. Der 81-jährige Alfred Bechtold ist seit 52 Jahren im Geschäft und hat mit Karlheinz Radschinsky 1984 sogar einen Olympia-Sieger hervorgebracht. Olympische Spiele sind auch Melanie Hörners großes Ziel. "Das will doch sicher jeder, der seinen Sport ernsthaft betreibt", sagt sie.

Dreimal Deutsche Meisterin

Amelie Hörner betreibt das Gewichtheben seit 2014. Ausgesprochen ernsthaft, wie die Erfolge zeigen. Sie ist ein Ausnahmetalent. Im Juli hat die Allersbergerin ihren dritten Deutschen Meistertitel in Folge gewonnen und sich für die Jugend-Europameisterschaft in Israel qualifiziert. Dort ist sie Anfang Dezember Zehnte geworden. "Es lief nicht alles nach Plan, aber eine Top-Ten-Platzierung war mein Ziel", schildert sie ihren ersten internationalen Wettkampf, bei dem sie 174 Kilogramm bewältigt hat: 97 im Stoßen und 77 im Reißen. Ihre persönliche Bestleistung liegt bei 182 Kilo, 100 gestoßen und 82 gerissen. Allerdings im Training. 100 Kilo hätte sie auch fast in Israel geschafft. "Dann ist der Ellenbogen eingeknickt und der Stoß war ungültig." Nicht ausschließlich im Landkreis Roth ist man der Meinung, dass Amelie 2019 herausragende Leistungen erbracht hat. Sie ist auch für die Kür zur Sportlerin des Jahres in Ostbayern nominiert worden.

Gewichtheben? Seit dem zwölften Lebensjahr? Als junge Frau? Es ist freilich kein Zufall, dass Amelie zu dieser außergewöhnlichen Sportart gefunden hat. Vater Reinhard war selbst aktiver Gewichtheber. Oft hat er seine Kinder zum Training nach Neumarkt mitgenommen. Nicht nur die jüngste Tochter hat er so für den Sport der starken Frauen und Männer begeistert. Auch ihre beiden Brüder und die Schwester waren oder sind aktiv mit der Hantel. Helene Hörner war 2018 Deutsche Juniorenmeisterin.

"Ich fand’s anfangs nicht so cool", gibt Amelie zu. Als aber ihr großes Talent erkennbar wurde, hat sie der Ehrgeiz gepackt. "Es ging schnell aufwärts", erinnert sie sich. Amelies Qualifikation für die Jugend-Europameisterschaft war jedoch nicht absehbar. Immerhin war die geforderte Leistung mit 177 Kilo eine ziemlich hohe Hürde gewesen. "Doch dann haben wir das Training darauf ausgerichtet und es hat geklappt", schildert sie die Vorbereitungen für Israel. Mit 97 Kilo im Reißen und 80 gestoßenen Kilo war der Weg frei ins gelobte Land. Nach ihrem 18. Geburtstag im nächsten Jahr wird sie in die Juniorenklasse wechseln.

Gymnasiastin in Hilpoltstein

Amelie ist das erfolgreichste Mitglied der Gewichtheber-Familie Hörner. Im Laufe dieses Jahres wäre sogar eine Aufnahme ins Bundesleistungszentrum der Gewichtheber in der Nähe Heidelbergs möglich gewesen, was dann aber an schulischen Fragen gescheitert ist. Gegenwärtig besucht sie die elfte Klasse des Gymnasiums Hilpoltstein. Dort ist man durchaus stolz auf sie und legt ihr keine Steine in den Weg. "Ich bekomme immer Befreiungen für Trainingslager und Wettkämpfe", lobt sie den Umgang der Schule mit ihr als Leistungssportlerin.

So scheint der Weg sicher geebnet zu sein für ihren zweiten internationalen Auftritt. 2020 will sich Amelie Hörner sofort für die Europameisterschaft der neuen Altersklasse qualifizieren. Die Norm dafür hat sie drauf: 182 Kilo im Wettkampf sind gefordert. Wenn es klappt, könnte es 2020 aller Voraussicht nach wieder etwas Neues bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres im Landkreis Roth geben: Dann wäre die stärkste 18-jährige Deutschlands nominiert.

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