Karl Kittsteiner: Start in neue Radsport-Ära

13.12.2019, 10:43 Uhr
Karl Kittsteiner: Start in neue Radsport-Ära

© Archiv: Manfred Marr.

Zum Rennen "Rund um die Paulskirche" war der "Kitt", wie ihn seine vielen Fans liebevoll nannten, mit dem Rad nach München gekommen. "Das war gleich ein gutes zusätzliches Training. Übernachtet haben wir bei Münchner Freunden, die uns dann beim Rennen lautstark angefeuert haben. Es war ein sehr spannendes und kampfbetontes Rennen. Wir brausten über den schnellen Rundkurs an zerbombten Häusern und Ruinen der bayerischen Landeshauptstadt vorbei. Doch wir Sportler waren alle sehr erleichtert darüber, dass der Krieg endlich vorbei war und dass wir wieder auf eine bessere und friedliche Zukunft hoffen durften. Vor allem freuten wir uns riesig, dass endlich wieder ein Radrennen stattfand", erzählte der unvergessene Herpersdorfer Altmeister, der nach 75 Kilometern vor dem Berliner Topfavoriten Harry Saager und dem Nürnberger Altmeister Fritz Scheller das Rennen verdient gewann.

Geld gab es dabei für seinen Sieg nicht zu gewinnen. Die ersten zehn Fahrer bekamen kleine Sachpreise, die damals sehr begehrt waren. "Meistens waren es Fahrrad-Ersatzteile, Reifen, Bremsen, Ketten oder Lenker, ab und zu auch mal geräucherte Würste oder einen ganzen Kuchen, den ein radsportbegeisterter Bäcker spendiert hatte. Wir waren 1946 für alles sehr dankbar, denn viel gab es in den ersten Nachkriegsjahren noch nicht zu kaufen", erzählte Karl Kittsteiner, der wenige Wochen später in Schweinfurt auch die erste Deutsche Straßenmeisterschaft der Profis nach dem Krieg gewann.

Von Sieg zu Sieg

1946 war Karl Kittsteiner, der von Sieg zu Sieg stürmte, in der Form seines Lebens. Auch als Steher zählte er sehr schnell zur deutschen Spitzenklasse. Bei der "Süddeutschen Meisterschaft" am 13. Oktober 1946 am Reichelsdorfer Keller war Kittsteiner der überragende Mann des Tages. Mit Schrittmacher Willi Lücke aus Hannover holte sich der großartig kämpfende Steher-Neuling den Sieg und damit einen weiteren Meistertitel!

Auf die Frage, was sie am meisten fasziniert hatte in den ersten Radsport-Jahren nach dem Krieg, hatten die einstigen Asse Karl Kittsteiner, Fritz Scheller, Matthias Pfannenmüller und Georg Voggenreiter alle vier die gleiche Antwort parat: " Am meisten faszinierte uns die einmalige Begeisterung der vielen Zuschauer, die zu den Straßenrennen, zu Bahnrennen und damals sehr beliebten Aschenbahn-Rennen kamen."

"Mein schönster Sieg"

Karl Kittsteiner fügte immer hinzu: "Nicht meinen größten, aber den schönsten aller meiner vielen Siege habe ich im März 1946 in München gefeiert."

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