Milena Slupina: Weltmeisterin auf dem 1er Kunstrad

26.12.2017, 05:58 Uhr
Milena Slupina bei den ersten German Masters Kunstrad-Sport.

© Volkmar Zint Milena Slupina bei den ersten German Masters Kunstrad-Sport.

Auf dem absoluten Gipfel all dessen, was der Kunstradsport in Sachen Titeln zu vergeben hat, geht für Milena Slupina das Sportjahr 2017 zu Ende. Weltmeisterin im 1er Kunstradfahren! Zum Abschluss eines perfekten Sportjahres steht die Rotherin wieder einmal und diesmal ganz oben.

Der Dauergast auf der Landkreis-Sportlerehrung lieferte Jahr für Jahr gute Gründe für eine Nominierung. 2009 und 2013 wurde Milena Slupina bereits mit der gläsernen Eins ausgezeichnet. Zuerst als deutsche Schülermeisterin, vier Jahre später als Junioren-Europameisterin – beides die höchsten Titel, die in der jeweiligen Altersklasse zu vergeben waren. Mit dem Titelgewinn bei der Weltmeisterschaft Ende November in Dornbirn hat sie ihrer sportlichen Karriere die goldene Krone aufgesetzt. Dabei war der WM-Titel der wohlverdiente Lohn für eine durchgepowerte Saison, in der alles gestimmt und funktioniert hat.

"Für mich ist das Sportjahr 2017 mein bisher allerbestes. Ich bin sehr zufrieden und habe alles erreicht, was ich mir vorgenommen habe." Was für ein Fazit.

Bei insgesamt 14 Wettbewerben stand Milena Slupina acht mal ganz oben auf dem Treppchen. Drei zweite und drei dritte Plätze komplettieren die Liste der Erfolge. Kein einziger Wettkampf ohne Treppchenplatz – und das bei einer Konkurrenz, die stärker und hartnäckiger kaum hätte sein können. Noch nie zuvor war das Feld der deutschen Spitzenfrauen mit internationalem Gewicht so leistungsstark, so breit und so eng wie in diesem Jahr.

Was für die Sportlerin fast wichtiger ist, ist die persönliche Bilanz: "Weit mehr als die Hälfte der Ergebnisse über 180 Punkte und kein einziges unter 170." So viel Konstanz bedarf neben körperlicher Konstitution eines Höchstmaßes an mentaler Kraft. Eine der Stärken, die Milena Slupina 2017 beispielhaft demonstrierte.

Das Sportjahr hatte schon vielversprechend begonnen. Früh saß das Programm, gespickt mit Höchstschwierigkeiten. Auf den Gewinn der Bezirksmeisterschaft folgte der Titel bei der Landesmeisterschaft. Ende Mai erzielte Milena Slupina bei der Bayerncup-Bezirksrunde eine bisher ungeschlagene Weltbestleistung, die nur deshalb nicht offiziell als Weltrekord geführt wird, weil das Kampfgericht nicht international besetzt war.

Die ganze Saison hindurch lief es für die deutsche Meisterin des Vorjahres wie am Schnürchen: Bei den German-Masters fuhr sie im Zwei-Wochen-Takt von Finale zu Finale, beendete die Serie als Gesamtsiegerin und sammelte wichtige Punkte für die WM-Qualifikation. Einziger kleiner Wermutstropfen war, dass sie bei der deutschen Meisterschaft den Titel nicht verteidigen konnte. "Aber ich bin angesichts der Größe der Aufgabe mit der Bronzemedaille glücklich und zufrieden", versichert sie.

Als Erste der WM-Qualifikation war ihr das Ticket nach Dornbirn sicher. Dort lieferte sie nach einer spannenden Vorrunde im Finale eine Demonstration an Kraft und Eleganz, an Souveränität und Selbstbewusstsein, wie man sie selten gesehen hat. Der Titelgewinn mit der höchsten Punktzahl, die jemals eine Frau bei einer Weltmeisterschaft im 1er Kunstradfahren ausgefahren hat. Mehr als ein hochemotionaler Moment.

"Es fühlt sich ziemlich verrückt an, etwas besser zu können, als alle anderen auf der Welt." Ziemlich verrückt muss man wohl auch sein, wenn man bereit ist, das zu leisten, was die Rotherin leistet. Kaum vorstellbar ist: Neben dem aufwändigen Training und der Wettkampfbelastung hat die Maschinenbau-Studentin in diesem Jahr auch das Masterstudium in Rekordzeit und einem fabelhaften Ergebnis zu Ende gebracht. Im Februar wird sie noch ihre Masterarbeit abgeben. Den Arbeitsvertrag als Konstruktionsingenieurin bei der Firma Niehoff in Schwabach hat sie schon in der Tasche. Ab März wird sie "nebenbei" Vollzeit dort arbeiten. Eine aktive Weltmeisterin einzustellen, das war auch für den Personalleiter ein Novum, schmunzelt die Kunstradfahrerin. Aber auch dort hat sie schon während des Studiums mit Leistung überzeugt.

Sich nur auf den Sport zu konzentrieren, das kommt im nichtolympischen Hallenradsport sowieso nicht infrage. Milena Slupina hat in den letzten Jahren weder Sporthilfe bekommen, noch wurde wenigstens der Weltmeistertitel mit einem Preisgeld honoriert. Alle Kosten, die der Sport verursacht, tragen die Sportler selbst.

Das könnte im nächsten Jahr ganz neue Herausforderungen mit sich bringen: Der internationale Radsportverband hat den Wettkampfkalender für die Kunstradfahrer um etliche Termine erweitert: Ein im Februar beginnender vierteiliger Weltcup über das ganze Jahr und eine Elite-Europameisterschaft in der ersten Jahreshälfte müssen sportlich, organisatorisch und finanziell erst einmal gestemmt werden. Kopfschmerzen macht da besonders der dritte Weltcup-Termin Mitte August in Hongkong. Vielleicht, so hofft sie, finden sich ja noch Sponsoren, die bereit sind, in die Finanzierung mit einzusteigen.

Ansonsten hält es die frisch gebackene Weltmeisterin beim Blick auf das kommende Jahr mit ihrem altbewährten Motto "Des wird scho" und freut sich auf die "neuen Aufgaben". Sportlich sieht sie für sich "noch Luft nach oben". Ein echter Weltrekord fehlt ihr noch in der Sammlung ihrer Erfolge. "Und ich kann mich noch steigern, was die Schwierigkeit der Übungen angeht." Das Training dazu läuft schon gut.

 

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