Impffortschritt

Roth/Schwabach: Impfteams hoffnungslos überlastet

20.11.2021, 06:00 Uhr
Impfen, bis die Nadel glüht. Doch es ist schwer, auf die Schnelle genügend Personal zu finden, damit die große Nachfrage nach der (Auffrischungs-)Impfung befriedigt werden könnte.

© Marijan Murat, dpa Impfen, bis die Nadel glüht. Doch es ist schwer, auf die Schnelle genügend Personal zu finden, damit die große Nachfrage nach der (Auffrischungs-)Impfung befriedigt werden könnte.

Im Schwabacher Impfzentrum sind bis Jahresende (!) alle Termine vergeben. Die Stadt bemüht sich, die Kapazitäten weiter auszubauen.

Im Landkreis Roth gibt es den Piks im Impfzentrum ab Dienstag nur noch mit Termin. Das soll die langen Warteschlangen abbauen, die sich zuletzt immer wieder vor dem früheren Verwaltungsgebäude des Aldi-Auslieferungslagers in Roth gebildet haben. Allerdings bleiben dann viele Impfwillige am Telefon in einer Endlos-Warteschleife hängen.

Was ist der bessere Weg?

„Wir wollen für ein paar Tage prüfen, welches der bessere Weg ist“, so Landrat Herbert Eckstein am Freitag am Rande einer Sitzung im Landratsamt. Sowohl Eckstein wie auch die Stadt Schwabach beklagen, dass manche Impfwillige äußerst unverschämt, ja manchmal aggressiv auftreten. Doch der derzeitige Flaschenhals sei das fehlende Personal, das impfen könne, so Eckstein.

Wie rapide das Interesse an den Impfungen gestiegen ist, macht das wöchentliche „Impfmonitoring“ von Schwabacher Tagblatt und Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung/Hilpoltsteiner Zeitung deutlich. Noch vor zwei Wochen krempelten im gesamten Landkreis Roth und in der Stadt Schwabach kaum 1000 Menschen die Ärmel hoch, um sich die Erst-, Zweit- oder Drittimpfung verabreichen abzuholen. „Der Impffortschritt ist nur noch dreistellig“, hatte die Redaktion getitelt.

Schon eine Vervierfachung

In der zu Ende gehenden Woche wurden bereits wieder über 4000 Spritzen gesetzt, mehr als eine Vervierfachung also. Darunter waren 984 Erstimpfungen und 730 Zweitimpfungen. Knapp 3000 Menschen, meist über 70-Jährige, bekamen die Drittimpfung, den sogenannten „Booster“.

Auf den haben seit diesen Tagen aber alle Erwachsenen, deren Impfung mindestens fünf Monate zurückliegt, einen Anspruch. Das sorgt dafür, dass noch mehr Menschen gleichzeitig in Richtung Spritze drängen als ohnehin schon.

Quote: 64,9 Prozent

Mit den 730 Zweitimpfungen, die in Schwabach und im Landkreis in der zu Ende gehenden Woche verabreicht wurden, haben nun 108948 Bürgerinnen und Bürger den vormals „vollständig“ genannten Impfschutz. Bei 168000 Einwohnern sind das 64,9 Prozent. Das läge etwas unter dem bayerischen Durchschnitt. Allerdings könnte die tatsächliche Zahl etwas höher sein, weil zum Beispiel die Impfungen durch Betriebsärzte außerhalb der beiden Kommunen hier nicht erfasst sind.

Das „Boostern“, also die dritte Corona-Spritze, die noch besser vor einer Infektion und vor allem vor einem schweren Verlauf im Falle einer Infektion schützen soll, kam in dieser Woche richtig in Fahrt. 1630 dieser Auffrischungsimpfungen wurden bis Donnerstag im Kreis Roth gezählt, 1288 in Schwabach.

Stau wird vorerst anhalten

Zusammengenommen haben bislang trotzdem nur 7289 meist Ältere diese dritte Spritze – 4,3 Prozent der Bevölkerung. Viel mehr wollen, bekommen aber derzeit keinen Termin. Landrat Herbert Eckstein glaubt, dass sich der Stau erst nach einigen Wochen auflösen wird.

Wie berichtet, hatten auch die bayerischen Impfzentren den Betrieb deutlich herunterfahren müssen. Der Rother Impfzentrums-Betreiber Vitolus musste sich deshalb von Personal trennen – das nun wieder an allen Ecken und Enden gebraucht würde.

Immer mehr Infektionen

Unterdessen ist die Infektionslage in Schwabach und im Landkreis Roth weiterhin sehr angespannt. In Schwabach sank die Inzidenz, also die Zahl der Neuansteckungen binnen einer Woche, gerechnet auf 100000 Einwohner, zwar minimal, liegt aber zum dritten Mal in Folge über der Marke von 600 (616,2). Der Landkreis Roth erreichte mit 581,9 einen neuen Höchstwert.

Der 300. Todesfall

Nachdem das Robert-Koch-Institut am Donnerstag drei und am Freitag einen weiteren Sterbefall in Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gemeldet hat, sind nun seit Beginn der Pandemie im Zuständigkeitsbereich des Gesundheitsamtes Roth-Schwabach 301 Menschen an oder in Verbindung mit Corona verstorben. 185 im Kreis Roth, 116 in Schwabach.

Zwar stimmt es weiterhin, dass nur ein kleiner Prozentsatz der mit Corona Infizierten schwer erkrankt. Aber bei täglichen Neuinfektionen in einer Größenordnung von 50000 oder mehr sorgt halt auch dieser kleine Prozentsatz für eine immer angespanntere Lage in den Krankenhäusern.

Schon sieben Intensivpatienten

Laut divi-Intensivregister müssen in der Kreisklinik Roth derzeit vier Covid-19-Patienten auf der Intensivstation versorgt werden. In der Diakoneo-Klinik Schwabach sind es inzwischen drei. Damit sind derzeit rund zwei Drittel aller Patienten auf Intensiv Covid-19-Patienten.

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