Schwabach: Laubhütte lockt 1400 Gäste an

17.6.2016, 10:05 Uhr
Schwabach: Laubhütte lockt 1400 Gäste an

© Günther Wilhelm

Vor einem Jahr wurde die ehemalige Laubhütte in der Synagogengasse 10a als Museum eröffnet. Mit ihrer in Westeuropa einzigartigen Wandmalerei gilt sie als ungewöhnliches Zeugnis jüdischen Lebens. Das Schwabacher Museum ist nach der ehemaligen Synagoge in Schnaittach die zweite Außenstelle des Jüdischen Museums in Fürth, das von Direktorin Daniela Eisenstein geleitet wird.

„Schwabach war ein Pilotprojekt für uns“, sagt Eisenstein bei einer Führung für den „Arbeitskreis für Hausforschung in Bayern“. Der hatte kürzlich im Rahmen seiner Jahrestagung in Schwabach auch das Jüdische Museum besucht. Ihm gehört auch Professor Großmann an.

Ein Pilotprojekt deshalb, weil das Museum nahezu ohne Schwabacher Ausstellungsstücke auskommen muss. Die Exponate sind die ehemalige Wohnung des Schwabacher Juden Moses Löw Koppel und das ehemalige jüdische Viertel rund um die Synagogengasse. „Das ist ein Kleinod europäisch-jüdischen Kulturerbes“, betont Eisenstein.

Wie aber vermittelt man dieses Erbe? Ein Schwerpunkt des Konzepts ist der Einsatz moderner Multi-Media-Einsatz. Zwei informative, aber keinesfalls belehrende Animationsfilme erläutern die Geschichte des Hauses, erklären, was eine Laubhütte eigentlich ist, beschreiben die facettenreiche Wandmalerei mit der Hasenjagd, erläutern deren Bedeutung als „Eselsbrücke“ für die Abfolge von Segenssprüchen und skizzieren die Geschichte des Judentums in Schwabach.

Ein hilfreicher Begleiter durch die kleinen Räumen in den beiden oberen Etagen des Wohnhauses ist der Audio-Guide. Wer lieber liest, bekommt dessen Text auch in gedruckter Form. Besonders stolz ist Daniela Eisenstein aber auf die App.

Weltweite Resonanz

Mit ihr ist alles Wissenswerte auf dem Smartphone abrufbar. Jederzeit und überall. So wird das Museum sogar ein Stück weit erlebbar, ohne es besucht zu haben. „Mit der App sprechen wir Menschen in der ganzen Welt an“, sagt Daniela Eisenstein, „und wir bekommen auch weltweite Resonanz etwa von Nachkommen Schwabacher Juden. Das freut mich ganz besonders. Uns wurden sogar schon weitere Dokumente für unsere Forschungsarbeit angeboten.“

Betreuung von Klassen

Und wie ist die Resonanz vor Ort? „Die Besucherzahlen sind noch nicht überwältigend“, gibt sich die Museumsleiterin zurückhaltend. Rund 1400 Gäste verzeichnete das Schwabacher Museum in seinem ersten Jahr. Das sind immerhin schon beinahe so viele wie in Schnaittach mit rund 1600 Besuchern. In die dortige Synagoge kommen sehr viele Schulklassen.

In Schwabach dagegen sind große Führungen wegen der räumlichen Enge nicht möglich. Und die benachbarte Synagoge zu besuchen, ist nicht ganz einfach, weil sie oft für VHS-Kurse belegt ist. „Wir arbeiten aber daran, Schulgruppen besser zu betreuen.“ Angedacht ist eine Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum.

Was Daniela Eisenstein aber noch wichtiger ist als Zahlen, ist die Reaktion der Besucher: „Unser neues Museum kommt überragend gut an. Man braucht nur mal die Eintragungen im Gästebuch lesen. Das freut mich wahnsinnig.“

 

Geöffnet hat das Jüdische Museum Schwabach sonntags von 12 bis 17 Uhr. Führungen finden immer am ersten Sonntag im Monat und nach Vereinbarung statt. Gebucht werden können sie unter (0911) 770577. Weitere Infos unter www.juedisches-museum.org

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