Schwabach: Viel zu hohe Preise an Stromtankstellen?

28.12.2019, 06:00 Uhr
Schwabach: Viel zu hohe Preise an Stromtankstellen?

© Foto: Jan Woitas, dpa

"Solche Preise sind eine Unverschämtheit", sagt Tobias Mayr von den Schwabacher Stadtwerken, Betriebsleiter des Stadtverkehrs und zuständig für Elektromobilität. Die Stadtwerke betreiben die Ladesäule im Falbenholz und liefern auch den Strom dorthin. Aber von der Rechnung, so sagt Mayr, würden nur Centbeträge bei den Stadtwerken ankommen. Und der Rest: "Es gibt viele Abrechnungsfirmen, die sehr fair sind", sagt Mayr. "Es gibt aber auch einige schwarze Schafe am Markt."

Ralf Jungs Rechnung stammt von der Firma Plugsurfing. Die sitzt in Berlin und verspricht ihren Kunden "eine Monatsrechnung, eine Zahlungsmethode" und ein Verfahren "ohne komplexe Abonnementmodelle". Und: "Wir berechnen nur das, was Sie geladen haben", heißt es auf der Homepage.

Nun, Ralf Jung hat neulich nicht nur in Schwabach Strom getankt, sondern auch in Erlangen. Dort stellte ihm ebenfalls die Firma Plugsurfing für 2,5 Kilowattstunden Strom, geladen in 49 Minuten, 8,35 Euro in Rechnung. Das ist, auf die Kilowattstunde umgerechnet, weniger als ein Viertel des Schwabacher Preises. "Aber immer noch Wucher", wie Tobias Mayr von den Schwabacher Stadtwerken findet. "Normalerweise dürfte das nicht mehr als zwei Euro kosten."

Die von den Stadtwerken in Schwabach betriebenen Ladesäulen gehören alle zum "Ladeverbund +" (früher Ladeverbund Franken+). Entscheidend für den Kunden ist aber nicht, wem die Säulen gehören und wer sie betreibt. Entscheidend ist vielmehr, über wen man abrechnen lässt. Es gibt dabei Kooperationen, Partnerschaften, Zusammenschlüsse. Entstanden ist ein regelrechter Tarif-dschungel mit unterschiedlichen Preisen für unterschiedliche Säulen, mit und ohne Grundgebühr, mit oder ohne Einmal-Zahlungen und mit unterschiedlichen Zugängen (App, Chip, Ladekarte). Manche rechnen nach Zeit ab, andere nach Strommenge. Für Nutzer ist das völlig undurchschaubar.

Für Vergleiche braucht man Zeit

Der ADAC hat sich jüngst einmal die Mühle gemacht, die wichtigsten Abrechnungs-Anbieter miteinander zu vergleichen. Wer die beste Lösung für sich herausfiltern will, der braucht vor allem eines: Zeit und Muße. Vermutlich ist das einer der Gründe, warum öffentliche Ladesäulen weniger oft genutzt werden, als die zunehmende Zahl an Elektrofahrzeugen vielleicht vermuten lassen würde. Wer immer kann, lädt lieber an der eigenen Steckdose in der Garage.

Tobias Mayr, der selbst an öffentlichen Säulen Strom tankt, hat mit dem Ladeverbund+ durchaus gute Erfahrungen gemacht. Ein Vorteil ist, dass das Bezahlen per Handy über die App PayByPhone, mit der man in Schwabach zum Beispiel auch seine Parktickets bezahlen kann, recht einfach ist. Ein Nachteil ist, dass der Ladeverbund+ inzwischen zwar über mehr als 500 Ladesäulen verfügt, aber eben nur in Franken und Baden-Württemberg. Wer also regelmäßig mit seinem E-Auto weiter herumkommt, der braucht mindestens noch einen zweiten Abrechnungs-Dienstleister.

Ralf Jung, der E-Mobil-Fahrer aus Neunkirchen, hat Glück im Unglück gehabt. Die 39,20 Euro, die ihm die Firma Plugsurfing für 1,7 Kilowattstunden Strom von der Ladesäule vor dem Oro abgeknöpft hat, hat er nach langem Mailverkehr wieder zurückerstattet bekommen. Wegen eines "Fehlers auf unserer Seite", wie Plugsurfing auf eine Anfrage unserer Zeitung mitteilte. Wie solche Fehler zustande kommen? Auch das ist: völlig undurchsichtig.ROBERT GERNER

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