Strom statt Müll

20.4.2012, 09:00 Uhr
Strom statt Müll

© Gerner

Diese wird pro Jahr etwa 740000 Kilowattstunden Strom liefern – so viel wie in 200 Einfamilienhäusern verbraucht wird. Damit werden pro Jahr etwa 400000 Kilogramm des Klimakillers Kohlendioxid eingespart.

Das Solarkraftwerk entsteht auf der landkreiseigenen ehemaligen Mülldeponie. Da es ein Bürgerprojekt ist, sind private Investoren willkommen. Viel Zeit zum Überlegen bleibt jedoch nicht. Spätestens Anfang Mai werden die Module bestellt. Vorher gibt es zwei Info-Veranstaltungen in Georgensgmünd und in Schwabach sowie die Gründungsversammlung für eine Gesellschaft, zu der sich die investierenden Bürger zusammenschließen.

Das Projekt hat gewichtige Fürsprecher. Landrat Herbert Eckstein hat schon vor Monaten in einer Sitzung des Kreisausschusses indirekt dafür geworben. Georgensgmünd habe jahrzehntelang den Müll von einem großen Teil der Landkreisbevölkerung genommen. Jetzt sei es an der Zeit für eine regionale Wertschöpfung, von der auch die Georgensgmünder etwas hätten.

18,76 Cent pro Kilowattstunde

Die Folge: Der Landkreis stellt den bereits endabgedeckten Teil der Deponie der Gemeinde (für wenig Geld) zur Verfügung. Die vermietet die benötigten 10000 Quadratmeter an die noch zu gründende Gesellschaft. Die wiederum produziert Strom, der laut dem Erneuerbare Energien-Gesetz vom örtlichen Versorger, den Georgensgmünder Gemeindewerken, für 18,76 Cent pro Kilowattstunde abgenommen wird. Dieser Betrag ist 20 Jahre lang garantiert.

Die vom Bundestag jüngst beschlossene Reduzierung der Einspeisevergütung um bis zu 30 Prozent gilt für Georgensgmünd nicht, weil die Gemeinde schon Ende 2011 planerisch die Weichen gestellt hat. Es gilt also noch die alte Förderquote – wenn die „Bürgersolaranlage Deponie Georgensgmünd“, so der offizielle Name, bis Ende Juni Strom liefert.

Wichtiges Signal

Georgensgmünds Bürgermeister Ben Schwarz (SPD) steht zu 100 Prozent hinter dem ambitionierten Großprojekt. Als Amtsträger, aber auch als Privatmann. Sein Gemeinderat beschloss in seiner Sitzung am Dienstagabend, dass sich die Gemeinde selbst mit einem größeren Betrag an der 1,3-Millionen-Euro-Investition beteiligt. Schwarz will privat ebenfalls einige kWp „einkaufen“. „Ein schönes und wichtiges Signal“, findet Bürgersolaranlagen-Organisator Gerhard Brunner.

Klar ist: Wer seinen persönlichen Beitrag zur Energiewende leisten will, der wird damit nicht auf einen Schlag reich. Etwa nach elf bis zwölf Jahren hat man aber sein eingezahltes Geld dank der regelmäßigen Gewinnausschüttungen zurück – und danach lacht der eigene Geldbeutel, sobald die Sonne lacht. Von einer Rendite, die langfristig spürbar über der eines Tagesgeld-Kontos liegt, spricht Bürgermeister Ben Schwarz.

Auch Gerhard Brunner ist überzeugt, dass das Konzept trotz eines gewissen unternehmerischen Risikos funktioniert. Er will sich aber nicht auf Zahlen festlegen lassen. „Wichtiger ist für mich, dass wir Menschen zusammenbringen, die gemeinsam die Energieversorgung selbst in die Hand nehmen.“

Der Biologe ist gewissermaßen ein alter Hase im Geschäft. 2001 brachte seine Agenda-21-Gruppe in Schwabach die erste Bürgersolaranlage aufs Dach. Weitere Anlagen in Schwabach folgten, bald schon war sein Rat auch im Landkreis gefragt, wo er bei ähnlichen Projekten in Hilpoltstein und zuletzt auch in Spalt und Georgens-gmünd Hilfestellung gab. Darüber hinaus haben die Schwabacher im vergangenen Jahr auch bei einer ersten Freiflächen-Anlage Erfahrungen gesammelt. Ein Solarkraftwerk auf einer früheren Bauschuttdeponie in Betzenstein ging Ende 2011 ans Netz.

Die Anlage auf der Deponie in Georgensmgünd ist noch einmal ein Stück größer dimensioniert. Sie ist nach drei Freiflächenanlagen in Greding und Kammerstein die viertgrößte im Landkreis Roth – und die erste auf einer sogenannten „Konversionsfläche“, also einer Fläche, die früher ganz anders genutzt wurde: als Müllhalde.

Optimale Ausrichtung

Der endabgedeckte Teil des Deponieberges ist optimal nach Süden ausgerichtet, sodass die einigen tausend Photovoltaik-Module die maximale Sonneneistrahlung einfangen und zu Strom verarbeiten können. „Einen noch weniger störenden Platz für eine solche Form der Stromgewinnung gibt es nicht“, findet Bürgermeister Schwarz. Er kann sich gut vorstellen, dass irgendwann einmal die gesamte Südseite des Müllberges für die Erzeugung von erneuerbarer Energie genutzt wird.

Die sprunghaften Entscheidungen der Politik in Bezug auf die Einspeisevergütung erschwere zwar die langfristige Planung für solche großen Anlagen, klagt Photovoltaik-Experte Gerhard Brunner. Doch schon in wenigen Jahren, glaubt er, werde der Sonnenstrom so kostengünstig hergestellt werden können, dass überhaupt keine Subventionen mehr nötig seien.

Info-Veranstaltungen

Was das Planungsstadium angeht, ist die Bürgersolaranlage auf der Deponie weit gediehen. Es gibt bereits zwei Angebote von Firmen, die das Großprojekt binnen weniger Wochen stemmen wollen. Die Kosten belaufen sich auf etwa 1600 Euro pro kWp, insgesamt also 1,28 Millionen Euro. Für mehr als die Hälfte der installierten Leistung hat Brunner schon Interessenten gefunden. Nach Gesprächen mit dem genehmigenden Landratsamt ist er optimistisch, in Kürze zumindest eine Teilgenehmigung zu erhalten. „Dann können wir anfangen.“

Vorstellen will Brunner das Projekt in zwei Informationsveranstaltungen: am Dienstag, 24. April, in Georgens-gmünd, Bürgerhaus Krone, Bahnhofstraße 1; und am Mittwoch, 25. April, in Schwabach, Geschäftsstelle des Bund Naturschutz, Südliche Ringstraße 17. Beginn ist jeweils um 19 Uhr. Schon in der Woche darauf sollen sich die Investoren zu einer Gesellschaft, vermutlich einer GmbH, zusammenschließen.

Wichtig: Im Gegensatz zu kleineren Bürgersolaranalgen auf Dächern, die oft ausschließlich für Investoren aus dem jeweiligen Ort gedacht sind, sind bei der Bürgersolaranlage auf der Deponie ausdrücklich Interessenten aus der Region, also aus dem Landkreis Roth, aus Schwabach und auch aus Nürnberg, willkommen.

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