Jamie Cullum rockt den Saal

Wendelstein: Ein Superstar zum Festival-Auftakt

Hans von Draminski

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2.5.2022, 06:00 Uhr
Jamie Cullum eröffnete das Wendelsteiner "Jazz & Blues Open"-Festival.

© Hans von Draminski, NN Jamie Cullum eröffnete das Wendelsteiner "Jazz & Blues Open"-Festival.

Als der Brite vor gut 20 Jahren die weltweite Jazzszene umkrempelte, bekam er aufgrund seines jungenhaften Charmes schnell den Stempel "Jazz-Wunderkind". Wobei man nach einem Kind mit einer so abgrundtiefen Soulstimme lange suchen kann. Inzwischen ist Jamie Cullum 43 und reiht sich in die Riege der ganz großen Entertainer des Planeten ein.

1800 Gäste beim Festivalauftakt

In der rappelvollen Wendelsteiner Eventhalle - die Veranstalter sprechen von 1800 Konzertgästen - hat Jamie sein Publikum von der ersten Sekunde an im Griff. Und gibt auf der Bühne zwei Stunden lang das Musik-Chamäleon, das einengende Kategorien wie Jazz, Soul oder Pop schon lange hinter sich gelassen hat.

Bei Jamie und seiner bestens aufgelegten Band darf es auch einmal Gospel sein. Oder ein Ed-Sheeran-Song, den Cullum so intelligent atomisiert und wieder zusammenfügt, dass das Erkennen unmittelbar von einem heftigen "Aha-Effekt" begleitet wird.

Flügel als Stütze

Sein Konzertflügel ist für Jamie Cullum Heimat und Stütze; hier fühlt sich der Sänger mit der Riesenstimme sichtlich am wohlsten, wobei er in das Instrument, das Zentrum fast aller seiner Arrangements ist, manchmal ebenso heftig wie musikdienlich hineinprügelt. Zwischendurch turnt er sogar auf dem Flügel herum und vollführt akrobatische Sprünge.

Schwierige Kantilenen

Anrührend wird es, wenn Jamie Cullum sein Publikum zum Mitsingen animiert: Er spielt mit den Menschen, denkt sich immer abenteuerlichere, immer schwierigere Kantilenen aus - und die Wendelsteiner Fans gehen das so locker mit, als hätten sie erst vor kurzem einen Jazzworkshop besucht.

Der 43-jährige Brite ist ein begnadeter Entertainer.

Der 43-jährige Brite ist ein begnadeter Entertainer. © Hans von Draminski, NN

Spätestens dann, wenn Jamie Cullum "I get a Kick out of You" singt, von Cole Porter geschrieben, von Frank Sinatra zum Hit gemacht, von Jamie verschleppt synkopiert wieder auf die Jazzwurzeln reduziert, dann ist das ganz großes Kino: Hier meldet sich ein begnadeter "Crooner", der den unmittelbaren Draht zu den Menschen vor der Bühne hat, ihn zum Glühen bringt und damit nicht eher aufhört, bis der ganze Saal kocht.

Lebensqualität zurückgebracht

Angesichts der überbordend guten Laune wird fast schmerzhaft klar, was über zwei Jahre der Pandemie zum Opfer fiel: ein ganz wichtiges Stück Lebensqualität. Jamie Cullum brachte sie zurück.

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