Neue Werbe-Kampagne für Brauereien soll helfen

Sogar die Festzelte gehen aus: Frankens Bier-Branche steckt gewaltig in der Krise

Martin Müller

Redaktion Metropolregion Nürnberg und Bayern

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31.5.2022, 17:50 Uhr
Die Menschen freuen sich, jetzt endlich wieder rauszukommen und ein kühles fränkisches Bier genießen zu können. Die neu aufgelegte Kampagne „Franken - Heimat der Biere“ will das nutzen und der kriselnden Branche ordentlich Rückenwind geben.  

© Andreas Hub/FrankenTourismus, NN Die Menschen freuen sich, jetzt endlich wieder rauszukommen und ein kühles fränkisches Bier genießen zu können. Die neu aufgelegte Kampagne „Franken - Heimat der Biere“ will das nutzen und der kriselnden Branche ordentlich Rückenwind geben.  

Einer Fränkin oder einem Franken von der Vielfalt ihrer Brauereilandschaft und Bierkultur zu erzählen ist wie Eulen nach Athen tragen? Weiß doch eh schon jeder, dass in dieser Region über 300, weit überwiegend privat geführte Brauereien existieren, speziell in Oberfranken mit einer räumlichen Dichte wie sonst nirgendwo auf der Welt?

Viel Erfolg für neue Bierwanderwege in Franken

Mitnichten. "Das Nicht-Wissen der Verbraucher darüber, welchen Schatz es hier in Franken gibt, war sehr groß", sagt Georg Rittmayer, Inhaber der gleichnamigen Brauerei in Hallerndorf (Landkreis Forchheim) und Präsident der Privaten Brauereien Bayern. Deshalb startete man vor 15 Jahren mit dem Tourismusverband Franken die Kampagne "Franken - Heimat der Biere", legte eine dicke Broschüre auf und bestückte eine entsprechende Internetseite.

"Damit haben wir die fränkische Bierkultur bei Gästen und Einheimischen bekannter gemacht", ist Rittmayer heute überzeugt. Ein Indiz dafür: Etliche neue Bierwanderwege sind seither entstanden und erfreuen sich großer Beliebtheit.

Jetzt wird die Kampagne neu aufgelegt. Eine neue Broschüre und die dazugehörige Webseite bieten jede Menge Ausflugstipps, Brauereiporträts und Hintergründe zum Thema Bier. Diesen Rückenwind können die Brauer derzeit aber auch gebrauchen. Es kriselt gewaltig in der Branche.

2,50 Euro mehr für einen Kasten Bier

"Corona war im Vergleich zur Energiekrise ein Kindergeburtstag", verdeutlicht Stefan Stang, Geschäftsführer der bayerischen Privatbrauer. "Allein wegen der Kosten für Strom und Gas wird ein Kasten zwei bis 2,50 Euro teurer werden müssen. Der Handel wird dann wohl noch das Doppelte daraus machen", befürchtet Rittmayer und appelliert an alle Bierliebhaber: "Die Verbraucher müssen jetzt bereit sein, für den Erhalt dieser Kultur und dieser Vielfalt ein bisschen mehr zu bezahlen."

Die Brauer kämpfen derzeit an vielen Fronten. Nicht nur die Energiekrise macht ihnen zu schaffen, sondern auch Preisexplosionen bei Gerste und Malz, aber auch bei Kästen, Flaschen und Kronkorken. Dazu kommt der eklatante Personalmangel in der Gastronomie. "Vier von mir belieferte Gasthöfe haben dicht gemacht. Das merken wir natürlich beim Fassbier-Absatz", sagt Rittmayer.

Dazu fallen etliche Feste und Kirchweihen aus, weil den ausrichtenden Vereinen die Freiwilligen fehlen. "Außerdem gibt's keine Bierzeltverleiher mehr. Für ein Zelt zahlt man fast das Doppelte wie vor der Pandemie. Viele Verleiher haben während der Corona-Zeit aufgegeben, den anderen fehlt das Personal, sie müssen viele Anfragen ablehnen", erklärt Rittmayer.

Feste werden "total überrannt"

Manche seiner Kollegen würden gar keine Feste mehr ausrichten, weil es sich einfach nicht mehr lohnt. Dabei dürstet es die Menschen derzeit geradezu danach. "Wir werden total überrannt", sagt Rittmayer. Schnell hagele es aber auch Beschwerden, wenn es wegen des Ansturms mal ein bisschen länger dauert. Hier bitten die Brauer um Verständnis und Geduld bei den Kunden.

Während das Fest-Geschäft sehr gut läuft, liegt der Absatz in den Wirtshäusern deutlich unter Vor-Corona-Niveau. "Vor allem die ältere Generation hat da immer noch große Hemmungen und geht teilweise gar nicht mehr weg", erläutert Rittmayer.

Nürnberg mit Plus von 212,5 Prozent

Immerhin hat der fränkische Tourismus die schlimmste Durststrecke erst mal hinter sich. Wegen des Corona-Lockdowns Anfang 2021 explodieren die Zahlen im Jahresvergleich. Der Naturpark Altmühltal verzeichnet von Januar bis März ein Plus von 295 Prozent bei den Gästeankünften, die Städteregion Nürnberg ein Plus von 212,5 Prozent bei den Übernachtungen.

"Das sehr hohe Niveau des Jahres 2019 haben wir aber noch nicht erreicht", ordnet Thomas Bold ein. Der Landrat von Bad Kissingen ist Vorsitzender des Tourismusverbandes Franken und kennt als solcher die bevorstehenden Herausforderungen. "Der ein oder andere wird wohl günstigere Angebote suchen, einfach weil er derzeit preissensibler sein muss", sagt er.

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