Spitzenpolitikerin will Hausaufgaben für alle abschaffen - so reagiert Bayern

Berlin/München - Bei einigen Schülerinnen und Schülern dürfte der Vorschlag von Janine Wissler, Vorsitzende der Linkspartei gut ankommen: Sie spricht sich für die Abschaffung von Hausaufgaben aus. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo reagiert darauf prompt.

"Denn der alltägliche Hausaufgaben-Stress vergiftet das Familienleben, bedeutet Streit, Überforderung, Tränen und schürt Aggressionen. Für alle Eltern und ganz besonders für Vollberufstätige und Alleinerziehende. Warum tut man Familien das an?" Fragt Die Linke-Chefin Janine Wissler in einem am Samstag erschienenen Gastbeitrag im Tagesspiegel .

Laut Wissler seien Eltern mit der Hausaufgabenbetreuung ihrer Kinder oft überfordert, insbesondere wenn sie berufstätig sind und mehrere Kinder haben. Das trage außerdem zur Spaltung des Bildungssystems bei, denn Kinder, deren Eltern sprachliche Barrieren zu überwinden haben oder die aufgrund ihres Jobs keine Zeit finden, um bei den Schulaufgaben zu helfen, hätten automatisch einen Nachteil, heißt es weiter. Als Beleg nennt Wissler das "Home Schooling" in den Hochzeiten der Pandemie. Hier habe sich gezeigt, dass das Bildungsniveau der Eltern entscheidend für den schulischen Erfolg ihrer Kinder sei - und das sollte nicht so bleiben, findet Wissler.

Sie stellt aber auch klar, dass zu Hause freiwillig etwas für die Schule zu tun, an sich kein Problem sei, zum Beispiel wenn man in der Oberstufe Literatur lese oder vor Prüfungen und Referaten lernt. Ihr gehe es vor allem darum "tägliche Hausaufgaben, deren Erfüllung in der Schule kontrolliert wird" abzuschaffen.

Auch Bayerns Kultusminister Michael Piazolo hat offenbar schnell Wind vom Gastbeitrag der Linksvorsitzenden bekommen. In einem Interview mit dem Münchener Merkur erteilt er dem Vorschlag von Janine Wissler eine klare Absage. Auch ihm hätten Hausaufgaben als Schüler damals keinen Spaß gemacht, dennoch ist Piazolo der Überzeugung: "Hausaufgaben helfen beim Lernen." Doch auch er hält sie nur unter gewissen Umständen für sinnvoll. Sie dürfen ein gewisses Maß nicht überschreiten, dafür müssten sich Lehrkräfte gut abstimmen, heißt es. Wie groß oder klein besagtes Maß ist, ließ Piazolo allerdings offen.