Stillgelegt und verfallen: Lost Places mitten in Franken

13.8.2018, 05:33 Uhr
In dieser alten Fabrik werden schon lange keine Ziegel mehr hergestellt. Stattdessen haben Sprayer die Wände verziert - sie teilen sich das Gelände mit den Hasen und Tauben, die seit der Stilllegung hier eingezogen sind.

© Sutton Verlag / Nina Schütz In dieser alten Fabrik werden schon lange keine Ziegel mehr hergestellt. Stattdessen haben Sprayer die Wände verziert - sie teilen sich das Gelände mit den Hasen und Tauben, die seit der Stilllegung hier eingezogen sind.

Unter Fotografen, die ihre Bilder vor allem auf der Internetplattform Instagram teilen, gibt es den Hashtag #lostplaces. Verlassene Orte. Nina Schütz aus Sulzbach-Rosenberg gehört zu denen, die leerstehende Häuser, verfallene Fabriken, verlassene Verwaltungsgebäude, Bunker, unterirdische Anlagen oder Ruinen im Wald aufsuchen. Dabei reist sie mit ihrem Lebenspartner oft hunderte Kilometer, um die mystischen Objekte von innen und außen zu fotografieren.

"Schönheit des Verfalls"

Schütz, die in Amberg lebt, fasziniert dabei die "Schönheit des Verfalls". In dem neuen Band – in einem ersten Buch dokumentierte die Fotografin verlassene Orte in der Oberpfalz – setzt sie mit rund 120 Fotos solche "Lost Places" aus zehn fränkischen Städten und Landkreisen gekonnt in Szene.

Dazu gehören eine Burgruine in einem Wald bei Ansbach, ein ehemaliger Bergwerkstollen im Nürnberger Land, das alte Volksbad in Nürnberg, abgestellte Eisenbahnwaggons im Raum Forchheim oder eine ehemalige Lebkuchenfabrik in Wunsiedel. Eine Grabstätte im Wald bei Coburg hat sie ebenso abgelichtet wie ein verlassenes Kinderheim bei Wunsiedel oder eine stillgelegte Fabrik im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Zu jedem "Lost Place" gibt es Informationen über die Geschichte.

Sicherheit geht vor

"Bei der Erkundung legen wir großen Wert auf unsere Sicherheit", betont die Fotografin. Zur Ausrüstung gehören neben Kameras auch Taschenlampen, Helme, Watthosen, festes Schuhwerk und Gaswarngeräte. Zum Reiz gehört es sicher auch, nicht immer über eine Genehmigung zum Betreten der Gebäude oder Objekte zu verfügen.

Um solche Orte zu finden, nimmt sich die Oberpfälzerin viel Zeit. "Stunden-, ja oft tagelange Recherchen im Internet, in alten Zeitungsartikeln und Gesprächen mit Anwohnern oder ehemals dort Beschäftigten sind ein Muss", erläutert Schütz. "Hinter solchen Gebäuden versteckt sich oft eine interessante und manchmal auch schicksalhafte Geschichte."

Genauer Standort der Lost Places bleibt geheim

Ehrensache unter "Lost Places"-Fotografen ist es, öffentlich keine Hinweise auf den genauen Standort der Objekte zu geben. Zu oft trafen sie bereits auf verwüstete Gebäude. Zum Ehrenkodex gehört es auch, die Orte so zu verlassen, wie sie vorgefunden wurden. Nina Schütz betont: "Meine Fotos entstehen immer aus der Situation heraus, ich verändere nichts oder drapiere gar Gegenstände." Sie verzichtet auf große Nachbearbeitung ihrer Bilder am Rechner und ist vielmehr bestrebt, "die Stimmung vor Ort natürlich wiederzugeben".

Schütz ist mit eigenen Accounts in den Sozialen Medien wie Facebook und Instagram aktiv. Hier gibt es einen regen Austausch mit anderen Jägern nach verlassenen Orten. Hier können Interessierte – über ihre Bücher hinaus – auch weitere Aufnahmen der Fotografin entdecken.

Nina Schütz, Verlassene Orte in Franken, Sutton Verlag, Erfurt 2018, 160 Seiten, 29,99 Euro

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