Eigene Windräder und Photovoltaik

Studie: So könnte Bayern sich komplett mit erneuerbaren Energien versorgen

26.8.2021, 16:59 Uhr
Studie: So könnte Bayern sich komplett mit erneuerbaren Energien versorgen

© Tom Weller/dpa

Möglich wäre dieses Szenario, sagt eine neue Studie, die am Donnerstag in Nürnberg der Bund Naturschutz (BN) vorgestellt hat. Die Bürger und auch die Industrie im Freistaat könnten sich allein mit Strom und Wärme versorgen, die Windräder und Photovoltaikanlagen lieferten. Kohle und Atomenergie würden nicht mehr gebraucht.

Die Macher der Studie - sie wurde vom Lehrstuhl für Energiesysteme der Technischen Universität München und dem Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung durchgeführt - setzten für ihre Berechnungen allerdings mehrere Dinge voraus. Zum einen, dass der Energiebedarf in Bayern um die Hälfte sinkt, weil Häuser besser gedämmt und etwa energiesparende Haushaltsgeräte Vorschrift werden. Zum anderen, dass der Autoverkehr vollständig elektrifiziert ist.

Damit sich Bayern mit ausreichend grüner Energie versorgen kann, muss gleichzeitig die Energieleistung erhöht werden. Im Bereich Photovoltaik geht die Studie von einem Bedarf von etwa 67 Gigawatt aus, bei der Windkraft sind es 32. Blieben Sonne und Wind aus, wird auf Biomasse, synthetisch hergestelltes Erdgas und Energiespeicher zurückgegriffen. Dafür müsste aber auch ihre Kapazität ausgeweitet werden, auf 106 Gigawattstunden.

Das Szenario bleibt für den BN solange Theorie bis Bayern und Deutschland politisch die richtigen Weichen stellen. So fordert der BN-Vorsitzende Richard Mergner verbindliche Ziele bei Energieeinsparungen und Energieeffizienz sowie eine Solarpflicht auf Dächern. Bürokratische Hürden, auf die Bürger beim Ausbau erneuerbarer Energien stoßen, müssten abgebaut werden.

Umstrittene 10H-Regel

Nach Ansicht von Werner Neumann vom Bundesarbeitskreis Energie des BN scheitert der Ausbau der Windenergie im Freistaat klar an der 10H-Regel. Diese hatte die bayerische Staatsregierung 2014 eingeführt. Sie besagt, dass ein Windrad mindestens das Zehnfache seiner Höhe von Wohnbebauung entfernt sein muss. Beim für das skizzierte Szenario notwendigen Ausbau der Windkraft könnte ausreichend Abstand zur Wohnbebauung eingehalten werden, versichert Neumann.

Mitte Juli hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in einer Regierungserklärung verkündet, dass an der 10H-Regel festgehalten wird. Eine Photovoltaik-Pflicht für Neubauten sollte es erst einmal nicht geben.

Der Bund Naturschutz plädiert ebenfalls für den Aufbau einer dezentralen Energieversorgung in Bayern. Statt weniger großer Energielieferanten würden unzählige Windräder und Photovoltaikanlagen auf privaten Dächern oder Mehrfamilienhäusern, an denen Bürger über Genossenschaften beteiligt sind, die benötigte Energie liefern. Diese Form, so das Argument, sei kostengünstiger, weil Strom nicht eingekauft werden müsste. Und: Damit würden auch die teuren Hochspannungsleitungen hinfällig, so der BN.

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