Tatkräftige Gemeinschaft

TC Neunkirchen: Von der Holzbaracke zum modernen Verein

27.6.2022, 11:00 Uhr
Gute Mischung: Der Vorstand des TC Neunkirchen hat viel Erfahrung und tatkräftigen Nachwuchs.

© TC Neunkirchen, ARC Gute Mischung: Der Vorstand des TC Neunkirchen hat viel Erfahrung und tatkräftigen Nachwuchs.

Tennisbälle sind teuer - damals wie heute. In der Nähe des Hotels Selau entstanden die ersten Plätze des Tennisclubs Neunkirchen am Brand. „Sehr zum Ärger der Spieler landeten die Bälle oft in der daneben liegende Baugrube“, berichtet die Festschrift zum 50-jährigen Bestehen, doch die eigentliche Geschichte beginnt noch früher.

„Wir haben immer Ball-über-die-Schnur gespielt“, erzählt Waltraud Martin, „das hat mir und den Kollegen großen Spaß gemacht.“ Anfang der 70er Jahre war die heute 76-Jährige bei der Firma Goller als Kontoristin angestellt. In ihrer Freizeit spielte das Gründungsmitglied des TCN am liebsten die Schlägersportart mit ihren Freunden. Auf Initiative des ersten Bürgermeisters Georg Hemmerlein nahm die Idee einen Verein zu gründen Konturen an. Am 27. März 1972 trafen sich die Tennisbegeisterten im Gasthaus Stegbeck. „Es lag bereits eine Satzung vor, die eingehend und heftig diskutiert wurde“, berichtet die Vereinschronik. 21 Männer und sieben Frauen erklärten sich schließlich mit dem Vertragswerk einverstanden. Georg Hemmerlein wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt.

Von der Holzbaracke zum Clubheim

Im Jahr 1975 zogen die Neunkirchner Tennisspieler auf das Grundstück am Schellenberger Weg. Die Krönung war, laut Festschrift, der Erwerb einer Holzbaracke mit Dusche und Toilette. „Die haben wir eines Nachts noch schnell geweißelt, weil am nächsten Tag ein befreundeter Verein zu Besuch kam“, erzählt Martin. Das Clubheim wurde mit den Jahren erweitert. Selbst Neunkirchner, die keine Vereinsmitglieder waren, halfen mit. „Der Zusammenhalt im Ort war damals einfach noch größer“, sagt Ernst Wölfel, der ebenfalls von Anfang dabei war und heute erster Vorsitzender des Vereins ist.

Doch die Holzbauweise des Vereinsheims hatte ihre Tücken. „Eines Tages haben die Frauen plötzlich geschrien“, sagt Wölfel. Mäuse hatten einen Weg durch das morsch gewordene Material bis in die Dusche der Damen gefunden. Niemand konnte das alte Gebäude retten, deshalb bauten die TCN-Mitglieder kurzerhand ein Neues. Von 1989 bis 1992 dauerte es, bis die neue Heimstätte der Tennisspieler fertig war. Die Gemeinschaft forderte dabei von jedem einzelnen Mitglied einen Beitrag ein. „Wer nicht mit anpacken konnte oder wollte, der wurde verpflichtet dem Verein ein Darlehen zu gewähren, das nach und nach zurückbezahlt wurde“, sagt Wölfel.

In den folgenden Jahren erlebte der TC Neunkirchen seine sportliche Blütezeit. Über 400 Mitglieder, die in 28 Mannschaften den gelben Filzball über das Netz schlugen, zählte der Verein damals. Die Herren 30-Mannschaft schaffte den Aufstieg bis in die Regionalliga. Doch neben den sportlichen Spitzenleistungen beteiligten sich die Neunkirchnern Tennisspielern am gesellschaftlichen Leben der Marktgemeinde. Die Mitglieder nahmen an Faschingsumzügen teil, backten Küchla oder feierten die Kirchweih im Clubheim. „Der Sport und das freundschaftliche Beisammensein sind beides wichtig“, sagt Wölfel.

Im Jahr 2002 gelingt dem TCN ein außergewöhnlicher Schritt. Wölfel, der im Hauptberuf Architekt ist, treibt den Bau einer Tennishalle mit zwei Plätzen voran, die in der Rekordzeit von nur sechs Monaten errichtet wird. Gleichzeitig werden weitsichtige Modernisierungen vorgenommen, die selbst zwanzig Jahre später noch Vorbildcharakter haben. Auf der Halle wird eine Photovoltaikanlage installiert, das Clubheim bekommt eine Solartherme und geheizt wird künftig mit Holzpellets statt Öl.

Großartige Nachwuchsarbeit

Doch auch sportlich richten die TCN-Verantwortlichen den Blick nach vorne. Der Nachwuchs soll besser gefördert werden. Der Vorstand unter der Führung von Dr. Gerhard Bauer gewinnt Wiltrud Probst als Trainerin und Gründerin der Tennisschule. Die 53-jährige Nürnbergerin, die auf der WTA-Tour zwei Titel gewinnen konnte, bildete ab 2002 den Neunkirchener Nachwuchs aus. Seit 2008 kümmert sich der mehrfache Deutsche Meister, Mixed- und Doppelweltmeister Daniel Dolbea um die Tennisjugend des TCN. Darüber hinaus veranstalten die Neunkirchener jedes Jahr den Guttenberger Cup. Ein Turnier, das inzwischen eine Strahlkraft weit über die Region hinaus entwickelt hat und Teil der BTV-Junior-Masters-Serie ist.

Von den bescheidenen Anfängen ist der TCN der Gegenwart meilenweit entfernt - und auch wieder nicht. Die Anlage ist auf elf Außenplätze angewachsen. Und Wölfel hat schon Pläne für die Zukunft. Sie sollen zu Allwetterplätzen umgebaut werden. „Die sparen Wasser und erleichtern die Pflege“, sagt er. Im Vorstand baut Wölfel auch schon den Nachwuchs auf. Die Gemeinschaft ist ihm noch immer wichtig. Allerdings bedauert er, dass manche Mitglieder nur noch zum Spielen kommen und danach sofort wieder gehen. „Früher haben wir nicht nur Gegenleistung vom Verein für unseren Beitrag erwartet“, sagt Wölfel, „sondern auch einfach so Zeit, Geld und Kraft hineingesteckt.“ Dennoch ist der Tennisclub Neunkirchen gut aufgestellt - im Nachwuchs, der Tennisschule und nicht zuletzt im Vorstand.

Moderne Anlage: Mit elf Außenplätzen und zwei Hallencourts haben die Mitglieder beste Möglichkeiten Tennis zu spielen.

Moderne Anlage: Mit elf Außenplätzen und zwei Hallencourts haben die Mitglieder beste Möglichkeiten Tennis zu spielen. © TC Neunkirchen, ARC