Tote verzögern Sanierung von Nürnberger Denkmal

8.10.2020, 06:00 Uhr
Tote verzögern Sanierung von Nürnberger Denkmal

© Stadt Nürnberg

Seit vielen Jahren diskutiert man um das denkmalgeschützte Gebäude aus den Jahren 1795 bis 1800: Es existieren statische Probleme, Holzschädlinge und Feuchtigkeit in den Mauern. Nach langem Hin und Her verkündet Bürgermeister Christian Vogel: "Jetzt sind alle Fragen geklärt. Die Sanierung kann beginnen." Im Herbst starten die ersten Instandsetzungsarbeiten.

Grabruhe nicht stören

Aber: Das Haus kann nicht komplett denkmalgerecht runderneuert werden, denn einige Gräber liegen in unmittelbarer Nähe. Dort darf man nicht in die Tiefe graben, um die Außenwand gegen die Nässe abzuschirmen. "Wir dürfen die Grabruhe nicht stören, so sehen es die gesetzlichen Vorschriften vor", erklärt Vogel. Und die Frist für die Totenruhe läuft bei den betroffenen Gräbern spätestens erst Ende des Jahrzehnts ab.


Im Wächterhaus grüßt das alte Gründlach


Bis zu jenem Zeitpunkt muss man mit den Außenarbeiten warten, der Großteil der Maßnahmen aber kann schon jetzt erfolgen. "Der Eingriff außen ist nicht so sehr wichtig, bautechnisch halte ich ihn für unproblematisch. Ohnehin wird das Gebäude nie zu Ende saniert sein", meint der Sozialdemokrat. Die Arbeiten im Inneren - unter anderem das Aufbringen der Spezialputze, um das Salz aus den feuchten Wänden zu ziehen - sind nicht betroffen.

Ein Haus, zwei Besitzer

Doch die zeitliche Verzögerung ist nur ein Wermutstropfen. Der zweite besteht darin, dass zwar das im Besitz der Stadt befindliche Wächterhaus, nicht aber das dazugehörige Backhaus renoviert wird. Diese Immobilie gehört nämlich der von Hallerschen Familienstiftung. In zahllosen Verhandlungen sind Stadt Nürnberg und Bertold von Haller von der Familienstiftung nicht auf eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung gekommen.

Verkaufen will der 61-jährige Baron das Backhaus nicht: "Es steht unmittelbar im Eingangsbereich zu unserem Schlossgrundstück." Doch mit einer Sanierung wäre er durchaus einverstanden, betont er gegenüber der Lokalredaktion: "Eine gewisse Bereitschaft der Familienstiftung ist da, sich finanziell zu engagieren." Bei der Schädlingsbekämpfung des Holzbocks beispielsweise ziehe man durchaus mit.

"Stadt kann nicht mit Geld umgehen"

Doch die von der Stadt veranschlagten 100.000 Euro für die Renovierung des Backhauses hält er schlicht für "Irrsinn". "Eine so große Summe für ein derart lächerliches Häuschen, das zahlt kein Privatmensch. Dafür habe ich mein komplettes Nebenhaus saniert", meint von Haller, "das zeigt mir, dass die Stadt nicht mit Geld umgehen kann." Nicht umsonst müsse die Kommune ihren Haushalt der Regierung von Mittelfranken zur Genehmigung vorlegen.

In vielen Gesprächen habe er sich um eine Lösung bemüht, betont der Baron: "Von der Stadt kam aber kein konkreter Vorschlag." Er habe beispielsweise die Idee eingebracht, dass die Stadt die Sanierung bezahle und im Gegenzug das Haus für 20 bis 40 Jahre kostenfrei überlassen bekomme. Bürgermeister Vogel erinnert sich dagegen hauptsächlich "an viele, viele Gespräche und jahrelang komplizierte Verhandlungen".

Teufel steckt im Detail

Der Teufel steckt offenbar im Detail. Doch der Vorstadtverein Alt-Gründlach will die Hoffnung nicht begraben. "Das Thema hat sich nicht für alle Zeiten erledigt", erklärt der stellvertretende Vereinsvorsitzende Helmut Bresler. Dem Verein schwebt vor, die jetzt auf etwa 50 Quadratmeter verteilte Ausstellung zur Ortsgeschichte noch ins Backhaus zu erweitern. Dass es hierfür neben der Räumlichkeit auch eine moderne Art der Präsentation braucht, ist Bresler klar: "Nur mit dem Aufhängen von Bildern und Texten ist es nicht getan."

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