Franke führte auch "Prosit der Gemütlichkeit" ein

Trinklied-Pionier und Bierburg: Wie ein Nürnberger die Wiesn "erfand"

22.2.2021, 16:00 Uhr
"Des is der Schurschl, den a jeder kennt!", steht nicht umsonst auf dieser Postkarte aus dem Jahr 1898. Denn der Wirt Georg Lang, der seit der Konzessionserteilung am 10. Januar 1889 Herr über die Zapfhähne im Wirtshaus „Krokodil“ in der Nürnberger Weintraubengasse 2 war, war in der Stadt bekannt wie ein bunter Hund - nicht nur für seine waghalsigen Kutschfahrten.
1 / 16

"Des is der Schurschl, den a jeder kennt!", steht nicht umsonst auf dieser Postkarte aus dem Jahr 1898. Denn der Wirt Georg Lang, der seit der Konzessionserteilung am 10. Januar 1889 Herr über die Zapfhähne im Wirtshaus „Krokodil“ in der Nürnberger Weintraubengasse 2 war, war in der Stadt bekannt wie ein bunter Hund - nicht nur für seine waghalsigen Kutschfahrten. © Stadtarchiv Nürnberg

Aus seiner Nürnberger Zeit sind freilich nur wenige Bilder des 1866 bei der Nürnberger Hadermühle als Sohn eines Wirtschaftspächters geborenen Lang überliefert. Diese Postkarte, die das Wirtshaus "Krokodil" im Jahr 1904 zeigt, ist bereits kurz nach Langs Zeit in Nürnberg entstanden.
2 / 16

Aus seiner Nürnberger Zeit sind freilich nur wenige Bilder des 1866 bei der Nürnberger Hadermühle als Sohn eines Wirtschaftspächters geborenen Lang überliefert. Diese Postkarte, die das Wirtshaus "Krokodil" im Jahr 1904 zeigt, ist bereits kurz nach Langs Zeit in Nürnberg entstanden. © Stadtarchiv Nürnberg/A34-0614

Lang wusste, dass bei ausgelassener Stimmung das Bier besonders reichlich floss. Deshalb ließ er in seiner „Riesenhalle Krokodil“, wie das Wirtshaus auf einer hauseigenen Serviette genannt wurde, tagtäglich eine 25 Mann starke Hauskapelle aufspielen. Auch mit „elektrischem Licht“ rühmte er sich – damals noch eine echte Besonderheit, die der Geschäftsmann mit dem geschickten Händchen für erfolgreiche Vermarktung gleich für sich zu nutzen wusste.
3 / 16

Lang wusste, dass bei ausgelassener Stimmung das Bier besonders reichlich floss. Deshalb ließ er in seiner „Riesenhalle Krokodil“, wie das Wirtshaus auf einer hauseigenen Serviette genannt wurde, tagtäglich eine 25 Mann starke Hauskapelle aufspielen. Auch mit „elektrischem Licht“ rühmte er sich – damals noch eine echte Besonderheit, die der Geschäftsmann mit dem geschickten Händchen für erfolgreiche Vermarktung gleich für sich zu nutzen wusste. © Stadtarchiv Nürnberg/ E9/348-1

Im „Krokodil“ schenkte Lang den Gerstensaft der Lederer-Brauerei aus. Erst durch das beliebte Wirtshaus in der Weintraubengasse fand die schon seit 1814 existierende Brauerei zu ihrem Markenzeichen, dem vom Künstler Friedrich Wanderer gezeichneten, um einen Bierkrug kriechenden Krokodil – inspiriert von Wanderers Stammlokal, geführt von Georg Lang. Von 1896 bis 1899 hatte Lang zusätzlich zum „Krokodil“ die Konzession für den „Goldenen Hahn“ in der Königstraße 51, der 1897 in „Reichshalle“ umbenannt wurde. Dort durfte er seit Ende 1898 auch ein Varieté-Theater betreiben.
4 / 16

Im „Krokodil“ schenkte Lang den Gerstensaft der Lederer-Brauerei aus. Erst durch das beliebte Wirtshaus in der Weintraubengasse fand die schon seit 1814 existierende Brauerei zu ihrem Markenzeichen, dem vom Künstler Friedrich Wanderer gezeichneten, um einen Bierkrug kriechenden Krokodil – inspiriert von Wanderers Stammlokal, geführt von Georg Lang. Von 1896 bis 1899 hatte Lang zusätzlich zum „Krokodil“ die Konzession für den „Goldenen Hahn“ in der Königstraße 51, der 1897 in „Reichshalle“ umbenannt wurde. Dort durfte er seit Ende 1898 auch ein Varieté-Theater betreiben. © Stadtarchiv Nürnberg/ E9/348-1

Auf dem Nürnberger Volksfest, das damals noch auf dem Ludwigsfeld gefeiert wurde (gegenüber der heutigen Bundesagentur für Arbeit), betrieb er ab dem Jahr 1901 eine Bierhalle. Doch Georg Lang fühlte sich zu Größerem berufen: Er wollte auf dem Münchner Oktoberfest groß herauskommen. Eigentlich wurde das Bier dort damals noch in kleinen Buden ausgeschenkt. Die riesigen Festzelte von heute kannte man damals auf der Wiesn noch nicht - wie man auch auf dieser Postkarte aus dem Jahr 1886 sieht.
5 / 16

Auf dem Nürnberger Volksfest, das damals noch auf dem Ludwigsfeld gefeiert wurde (gegenüber der heutigen Bundesagentur für Arbeit), betrieb er ab dem Jahr 1901 eine Bierhalle. Doch Georg Lang fühlte sich zu Größerem berufen: Er wollte auf dem Münchner Oktoberfest groß herauskommen. Eigentlich wurde das Bier dort damals noch in kleinen Buden ausgeschenkt. Die riesigen Festzelte von heute kannte man damals auf der Wiesn noch nicht - wie man auch auf dieser Postkarte aus dem Jahr 1886 sieht. © Münchner Stadtmuseum, Sammlung Puppentheater/Schaustellerei, NN

Doch der gewiefte Geschäftsmann Lang sicherte sich 1898 mit Hilfe von Strohmännern gleich fünf Parzellen, auf denen er seine „1. Bayerische Riesenhalle“ errichtete. In dieser präsentierte er sich groß als „Krokodilwirth Lang aus Nürnberg“.
6 / 16

Doch der gewiefte Geschäftsmann Lang sicherte sich 1898 mit Hilfe von Strohmännern gleich fünf Parzellen, auf denen er seine „1. Bayerische Riesenhalle“ errichtete. In dieser präsentierte er sich groß als „Krokodilwirth Lang aus Nürnberg“. © Foto: Münchner Stadtmuseum, Sammlung Puppentheater/Schaustellerei, NN

Seine Riesenhalle bot Platz für 6000 Gäste – bislang ungesehen auf dem Oktoberfest. 120 Angestellte schufteten für Lang. Als Spezialität wurden Nürnberger Rostbratwürste angepriesen, ausgeschenkt wurde Märzenbier der Münchner Kindl Brauerei.
7 / 16

Seine Riesenhalle bot Platz für 6000 Gäste – bislang ungesehen auf dem Oktoberfest. 120 Angestellte schufteten für Lang. Als Spezialität wurden Nürnberger Rostbratwürste angepriesen, ausgeschenkt wurde Märzenbier der Münchner Kindl Brauerei. © Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, NN

Für Stimmung sorgte eine 30 Mann starke Blasmusik-Kapelle in Oberländlerkostümen, teilweise von Lang höchstselbst dirigiert (wie hier zu sehen). Eine solche Kapelle war damals noch eine echte Besonderheit – durfte aber schon wenige Jahre später bei keinem Wiesn-Betrieb mehr fehlen. Damit Stimmung, Gaudi und Textsicherheit garantiert waren, ließ Lang 50.000 Texthefte im Zelt austeilen.
8 / 16

Für Stimmung sorgte eine 30 Mann starke Blasmusik-Kapelle in Oberländlerkostümen, teilweise von Lang höchstselbst dirigiert (wie hier zu sehen). Eine solche Kapelle war damals noch eine echte Besonderheit – durfte aber schon wenige Jahre später bei keinem Wiesn-Betrieb mehr fehlen. Damit Stimmung, Gaudi und Textsicherheit garantiert waren, ließ Lang 50.000 Texthefte im Zelt austeilen. © Foto: Stadtarchiv München/Bernhard Dittmar

Motto auf der Titelseite: „Alt und Jung sich amüsieren kann, in der Riesenhall‘ beim luft’gen Lang“. Im Liederheft des Jahres 1898 findet sich zum Beispiel der „Krokodil-Marsch“, der viel Nürnberg-Lobgesang nach München brachte. Ein Beispiel: „Wär’n in Nürnberg wir / Hätt‘ mer mehr Plaisir / Hoch die alte Noris / Hoch das Krokodil!“
9 / 16

Motto auf der Titelseite: „Alt und Jung sich amüsieren kann, in der Riesenhall‘ beim luft’gen Lang“. Im Liederheft des Jahres 1898 findet sich zum Beispiel der „Krokodil-Marsch“, der viel Nürnberg-Lobgesang nach München brachte. Ein Beispiel: „Wär’n in Nürnberg wir / Hätt‘ mer mehr Plaisir / Hoch die alte Noris / Hoch das Krokodil!“ © Foto: Stadtarchiv München/Sammlung Karl Valentin

Vor allem aber stand in den Liederheften auch das heute berühmte „Ein Prosit der Gemütlichkeit“, das, ergänzt um den Trinkspruch „1-2-3-gsuffa“, vom Nürnberger Georg Lang salonfähig gemacht wurde und heute das meistgespielte Wiesn-Lied ist. Geschrieben wurde das Lied freilich von einem Chemnitzer, und zwar dem Kirchenliedverfasser Bernhard Dietrich.
10 / 16

Vor allem aber stand in den Liederheften auch das heute berühmte „Ein Prosit der Gemütlichkeit“, das, ergänzt um den Trinkspruch „1-2-3-gsuffa“, vom Nürnberger Georg Lang salonfähig gemacht wurde und heute das meistgespielte Wiesn-Lied ist. Geschrieben wurde das Lied freilich von einem Chemnitzer, und zwar dem Kirchenliedverfasser Bernhard Dietrich. © Foto: Stadtarchiv München/Sammlung Karl Valentin

Lang stand gern im Mittelpunkt des Treibens. Auf einer Oktoberfest-Postkarte aus dem Jahr 1899 ist er in einem Bierfass dargestellt, ein Bierkrug mit der Aufschrift „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ in der rechten, eine Trompete in der linken Hand. Ihm zu Füßen liegt ein ihm zuprostender Affe, dazu der Spruch „Fidel san ma beim Lang-Schurl“.
11 / 16

Lang stand gern im Mittelpunkt des Treibens. Auf einer Oktoberfest-Postkarte aus dem Jahr 1899 ist er in einem Bierfass dargestellt, ein Bierkrug mit der Aufschrift „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ in der rechten, eine Trompete in der linken Hand. Ihm zu Füßen liegt ein ihm zuprostender Affe, dazu der Spruch „Fidel san ma beim Lang-Schurl“. © Münchner Stadtmuseum, Sammlung Puppentheater/Schaustellerei

Von 1900 bis 1902 betrieb der „Lang Schurl“, wie er genannt wurde, zudem mit dem Münchner Kindl-Keller den größten Saalbau der Stadt. Mitsamt Biergarten und allen Nebenräumen fanden hier bis zu 11.500 Gäste Platz. Und auch hier gönnte er seinen Gästen Spektakel, zum Beispiel mit einer Gewichtheber-Meisterschaft.
12 / 16

Von 1900 bis 1902 betrieb der „Lang Schurl“, wie er genannt wurde, zudem mit dem Münchner Kindl-Keller den größten Saalbau der Stadt. Mitsamt Biergarten und allen Nebenräumen fanden hier bis zu 11.500 Gäste Platz. Und auch hier gönnte er seinen Gästen Spektakel, zum Beispiel mit einer Gewichtheber-Meisterschaft. © Foto: Stadtarchiv München/Sammlung Karl Valentin

Das gewaltige Zelt, das Lang ab 1903 von der Augustiner-Brauerei auf der Münchner Theresienwiese hingestellt wurde, hatte etliche typische Nürnberger Elemente. Fachwerk, Erker, ein Wehrgang mit Fallgitter. Auf diesem Foto sieht man zudem, wie links neben der "Bierburg" an einem Stand Nürnberger Lebkuchen angeboten werden. 
13 / 16

Das gewaltige Zelt, das Lang ab 1903 von der Augustiner-Brauerei auf der Münchner Theresienwiese hingestellt wurde, hatte etliche typische Nürnberger Elemente. Fachwerk, Erker, ein Wehrgang mit Fallgitter. Auf diesem Foto sieht man zudem, wie links neben der "Bierburg" an einem Stand Nürnberger Lebkuchen angeboten werden.  © Stadtarchiv München

Nach Langs Tod im Jahr 1904 betrieb seine Frau Mina die Halle weiter. Wilhelmine Margaretha Birkmann, Tochter eines Zigarrenfabrikanten, hatte Georg Lang im Jahr 1889 geheiratet. Noch in Nürnberg in der Weintraubengasse 2 wurde am 11.01.1890 Tochter Margaretha Lang geboren, im Jahr 1900 folgte in München der Sohn Friedrich.
14 / 16

Nach Langs Tod im Jahr 1904 betrieb seine Frau Mina die Halle weiter. Wilhelmine Margaretha Birkmann, Tochter eines Zigarrenfabrikanten, hatte Georg Lang im Jahr 1889 geheiratet. Noch in Nürnberg in der Weintraubengasse 2 wurde am 11.01.1890 Tochter Margaretha Lang geboren, im Jahr 1900 folgte in München der Sohn Friedrich. © Foto: Stadtarchiv München/Pettendorfer

Im Jahr 1907 wurde der bisherige Ring mit 18 Wirtsbuden auf dem Oktoberfest aufgelöst. Fortan durften dort sechs große Hallen der Münchner Brauereien stehen, wie auf dieser Postkarte aus dem Jahr 1910 zu sehen. Auf dieser Aufnahme ist die für Lang erbaute Festhalle der Augustinerbräu am äußersten linken Bildrand zu sehen, zu erkennen am prägnanten Wehrturm.
15 / 16

Im Jahr 1907 wurde der bisherige Ring mit 18 Wirtsbuden auf dem Oktoberfest aufgelöst. Fortan durften dort sechs große Hallen der Münchner Brauereien stehen, wie auf dieser Postkarte aus dem Jahr 1910 zu sehen. Auf dieser Aufnahme ist die für Lang erbaute Festhalle der Augustinerbräu am äußersten linken Bildrand zu sehen, zu erkennen am prägnanten Wehrturm. © Münchner Stadtmuseum, Sammlung Puppentheater/Schaustellerei

Verwandte Themen